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Häufigkeit ist nicht alles. Kriterien für die Auswahl von Wortschatz für den Anfängerunterricht

Foto: Tamara Zeyer / ZMI

Die 4000 häufigsten Wörter des Deutschen sorgen für eine Textdeckung von 95%, heißt es. Ein beruhigender Satz für Deutschlerner, der riesige Wortschatzberg scheint so besser erklimmbar. Aber: Wenn ein Deutschlerner in China einem deutschen Besucher die dortigen Essgewohnheiten erklären möchte, braucht er Wörter wie Klebreisrolle und gefüllte Dampfnudel. Die befinden sich natürlich nicht unter den Top-4000. Ebenso wenig wie Teile des Wortschatzes, den Lokführer und Pflegekräfte auf dem Weg nach Deutschland durch ihren Berufsbezug schon früh benötigen. Und dass, wie Gerhard Augst in seinem gerade erschienenen Buch ‚Der Bildungswortschatz. Darstellung und Wörterverzeichnis‘ nachgewiesen hat, auch der überwiegende Teil des deutschen Bildungswortschatzes in den Frequenzlisten einen schweren Stand hat, zeigt, dass auch Deutschkurse für Studienbewerber sich nicht allein auf nach Häufigkeit sortierende Wortschatzlisten verlassen können. 

In seinem Vortrag  ‚Wortschatzerwerb im Sprachnotstandsgebiet A - warum die schönen Frequenzlisten allein leider nicht ausreichen‘ diskutierte Dietmar Rösler die verschiedenen Kriterien, die man bei der Bestimmung des Wortschatzes für bestimmte Lernergruppen mit bestimmten Lernzielen heranziehen muss. Das geschah im Rahmen der eintägigen Tagung Bildung – Sprache – Wortschatz, die am 5. Juli 2019 als Abschiedskolloquium für Prof. Gerhard Augst an der JLU stattfand, organisiert von Prof. Helmuth Feilke.