Inhaltspezifische Aktionen

Großes Presse-Echo zur Eröffnungspremiere der Wiener Festwochen mit Liberté d'action

Als fulminanten ersten Bühnenabend feierte Florian Baranyi den Abend im ORF und verortete sie im Maschinenraum Nachkriegseuropas:
David Bennent in Liberté d'action (Foto Helge Krückeberg/Kunstfestspiele)
„Der deutsche Theatermacher Heiner Goebbels und der Schweizer Schauspieler David Bennent haben den Festwochen am Donnerstag einen fulminanten ersten Bühnenabend im Wiener MuseumsQuartier beschert. Neben präparierten Klavieren und einem Bühnenbild, das an einen Maschinenraum der Nachkriegszeit gemahnte, stachen an diesem Abend die Texte des französischen Autors und Malers Henri Michaux hervor.“ [...] Bennents Figur führt zwischen Oszilloskop, Mikrofonen und Tonbandgerät eine spielerische Selbsterkundung vor, an deren Ende man stets – angelegt oder nicht – die Begleitumstände der CoV-Pandemie erkennt. Da sinniert einer über die Sinnlosigkeit des Reisens, beobachtet dabei die Amplituden seiner eigenen Stimme und redet sich ein, dass er die Welt da draußen nicht brauche. Oder er vermittelt seine Alpträume, wenn der die Nacht als „kubischen Raum“ beschreibt.

In der österreichischen Tageszeitung Der Standard“ schrieb Ljubisa Tosic am 4. Juni 2021 über „Heiner Goebbels’ szenische Dreiecksbeziehung
„Seine sprachmusikalische Dreiecksbeziehung Liberté d’action hat der deutsche Komponist und Regisseur Heiner Goebbels nicht explizit in Hinblick auf Corona und Lockdown konzipiert. Der Zusammenprall der Premiere bei den Wiener Festwochen mit der noch nicht wirklich aus dem Bewusstsein verschwundenen kollektiven Erfahrung (von Rückzug und Isolation) hebt sein szenisches Konzert allerdings auch in den Rang einer aktuellen Reflexion über die Konfrontation des Individuums mit sich selbst.“ [...] „Seine Aktionen sind die einer Robinson-Existenz, welche nur mit ihrem Schatten zu sprechen scheint. Bennent ist die enigmatische Figur im Selbstgespräch, welche die Einrichtung ihres Aktionsraums permanent umgruppiert. Freiheit des Handelns nimmt hier denn auch nur die Form einer zwanghaften Selbstbeschäftigung an.“
Die Salzburger Nachrichten titelten am 5. Juni 2021 Heiner Goebbels lässt bei den Festwochen die Sprache tanzen
„Erst durch die somit gesteigerte Intensität und das Zusammenspiel von Text, Musik und Licht entsteht eine Art Ballett, in deren Mitte sich Bennent vollends entfalten kann. Der Schauspieler weiß in dieser fast gänzlich handlungsbefreiten Welt durchaus Schwerpunkte zu setzen, die auf den nächsten Handgriff, auf den nächsten Schritt gespannt warten lassen – selbst wenn die eigentliche Aktion dann wieder verpufft und die Worte schon längst beim nächsten assoziativen Thema gelandet sind.“
Ein perfektes Gesamtkunstwerk nannte Peter Jarolin die neue Arbeit im Kurier.
„Wie eine kostbare Perlenkette reihen sich die einzelnen Juwele aneinander. Präzise und faszinierend. Nein, verstehen muss und soll man das Ganze nicht. Jedem Besucher steht es bei Goebbels frei, sich seinen eigenen Reim zu machen, sich seine eigene Geschichte zu erschaffen. Die Sprachschätze aber, sie bleiben. Sohst jedoch werden die Grenzen prerfekt überwunden. Wort und Ton, Bild und Bühne, Licht und Dukelheit, Darstellung und Publkumsrezeption verschmelzen zu einer Einheit, zu einem Gesamtkunstwerk, das mehr Fragen stellt, als Antworten gibt.
Ist das nicht auch eine Aufgabe der Kunst? Ja, wenn sie so aussieht, definitiv!“
Walter Weidinger in Die Presse: „Hier wird nicht argumentiert, hier werden in musikalischer Manier Stimmungen gemalt. Goebbels beherrscht das Timing im Großen wie im Kleinen, er weiß genau, wann er nach der Einleitung vom ersten Allegro in ein Adagio ohne Stimmsolisten übergehen muss, wie er diesen dann zurück ins ruhige Geschehen holt, wie die Beiträge der Klaviere und des Sprechers in Klang und Stimmung zu wechseln haben, um die Spannung aufrecht zu erhalten.“
Die nächsten Aufführungen von Liberté d'action sind für den kommenden Herbst geplant:
Am 5. September 2021 Berliner Festspiele/Musikfest Berlin im Haus des Rundfunks (großer Sendesaal) an der Masurenallee und Mitte November mit drei Vorstellungen im Théâtre National du Luxembourg.

David Bennent in „Liberté d’action“. Foto: Nurith Wagner Strauss/Der Standard