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„Infrastrukturen“: Sozial- und geisteswissenschaftliche Vortragsreihe der Sektion „Macht – Medium – Gesellschaft“ im Wintersemester 2022/2023

Das Thema „Infrastrukturen“ ist nicht auf den ersten Blick ein schillerndes: Zu sehr treten diese in ihrer Selbstverständlichkeit in den Hintergrund – zumindest so lange, wie sie funktionieren. Die Relevanzzuschreibung ändert sich schlagartig, wenn die entsprechenden Einrichtungen des Alltagslebens – beispielsweise im Transportwesen, den Notdiensten oder Internetversorgung – von Störungen oder gar einem Ausfall bedroht sind: Dann ist plötzlich von „kritischen Infrastrukturen“ die Rede, die ganz und gar nicht unsichtbar oder irrelevant, sondern vielmehr das Grundgerüst unseres Alltagslebens sowie in ihren Voraussetzungen höchst komplex, in ihrer Ausgestaltung extrem folgenreich und für unser soziales Miteinander unverzichtbar sind. In einer sozial- und geisteswissenschaftlichen Vortragsreihe nähert sich die ZMI-Sektion „Macht – Medium – Gesellschaft“ den Infrastrukturen als Analysegegenstand aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Weitere Informationen finden Sie auf der Sektionsseite. Den Anfang machte am 23. November 2022 ein soziologischer Online-Vortrag unter dem Titel „Signal und Rauschen – Informationsinfrastrukturen zwischen Klima und Kapital“ von Dr. Andreas Folkers (JLU, Institut für Soziologie/ Institute for Advanced Study, Princeton).

Im Januar 2023 wird die Reihe fortgesetzt mit einem Vortrag von Prof. Torsten Meyer (Professur für Kunst und ihre Didaktik mit dem Schwerpunkt aktuelle Medienkultur an der Universität zu Köln) am Dienstag, den 17. Januar 2022, um 18:15 Uhr (Raum H08a, Philosophikum II, Karl-Glöckner-Straße 21H & online über Webex) zu „Imaginäre Aktanten – Quasi-Subjekte in algorithmischen Medienkulturen“. Vor dem Hintergrund von Jacques Lacans Modell des psychischen Apparates als Verknotung des Realen mit dem Symbolischen und dem Imaginären und Michel Serres' Konzeption der Quasi-Objekte lassen sich einige Mischwesen, die die algorithmische Medienkultur in Form von Suchmaschinen, Werbealgorithmen, Buchempfehlungen, Partnerbörsen und anderen künstlichen Intelligenzen produziert, als Quasi-Subjekte beschreiben. Diese Quasi-Subjekte bevölkern die sozialen und kommunikativen Umwelten der algorithmischen Medienkulturen und sorgen dafür, dass sich das Symbolische vom Imaginären über das Reale schiebt und damit die tendenziell neurotisch geprägte existentielle Struktur der Moderne überlagert wird durch eine tendenziell psychotische Stimmung des 21. Jahrhunderts.

Prof. Kornelia Hahn (Professur für Soziologie an der Paris Lodron Universität Salzburg) spricht am Donnerstag, den 9. Februar 2022, um 18:15 Uhr (Tagungsraum des ZMI, 1. OG, Ludwigstraße 34, Gießen – bitte im 1. OG klingeln) (wird am 31. Mai 2023 nachgeholt, weitere Informationen hier) zu „Soziale Digitalisierung. Wie gesellschaftliche Transformationen die Digitaltechnik beförderten“.