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Emotionalisierung in den Medien

CfP

Emotionalisierung in den Medien

Tagung der DGPuk-Fachgruppe "Mediensprache - Mediendiskurse"

Emotionalisierung in den Medien
13.-15. Februar 2020

Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI)
Justus Liebig Universität, Gießen

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Mit der Etablierung sozialer Medien haben sich im Netz ausgebaute Kommentar- und Bewertungspraxen etabliert, die – in ihrer harmlosen Variante – dazu führen, dass ständig alles geliked/disliked, geteilt, gerankt, mit Emojis versehen und beurteilt wird, darunter Bücher, Filme, Restaurants und Reisen genauso wie ProfessorInnen, (potentielle) PartnerInnen und Autowerkstätten. Laien und Halbprofis beurteilen die Kompetenz von ÄrztInnen, rezensieren Bücher, kommentieren Kinofilme und debattieren in Foren über Serien und Spiele. Und auch berufliche Profis, z.B. JournalistInnen oder WissenschaftlerInnen, lassen ihre Beiträge in Form von Blogs von LeserInnen diskutieren und schalten sich auch selbst in die Debatten ein. Geprägt sind viele dieser Diskurse und Bewertungspraxen von einer starken und zunehmenden Emotionalisierung. Dies kann bewusst inszeniert sein, wie etwa bei Bewertungsformaten im Fernsehen, die in den letzten Jahren dominant sind (Germany’s Next Topmodel, The Taste, Deutschland sucht den Superstar, The Voice etc.) oder aber Ausdruck von Befindlichkeiten sein, die im Netz eine eigene Dynamik und einen besonderen Hype erzeugen(z.B. das Video von Rezzo vor der Europawahl 2019 oder der Hype um den Grünen-Vorsitzenden Habeck als neues Role Model für Parteipolitik). In einer weitausweniger harmlosen Variante und insbesondere in politischen Diskursen resultiert diese Kommentar- und Bewertungspraxis teilweise in extremen Ausbrüchen und Entgleisungen wie auch in verbalen (Gewalt-)Exzessen. Shitstorm, Hatespeech, Sprachverrohung etc. sind die Stichworte, unter denen in jüngster Zeit an verschiedenen Stellen diskutiert wird, was die sprachlich-kommunikative Emotionalisierung in den Medien, v.a. im Netz, bewirkt und wie sie auf Haltungen, Meinungen und Handlungen in der Gesellschaft zurückschlägt. Dies ist besonders da virulent, wo mediale Häme und Verbalattacken nicht im medialen Diskursverbleiben, sondern handlungssteuernd werden und im Zusammenhang mit ‚echten’, ‚analogen’ Taten stehen. Der Fall der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidentenstellt dabei eine Zäsur da: Einer emotional aufgeheizten Debatte zur Flüchtlingspolitik und mehrfachen Morddrohungen im und außerhalb des Netzes ‚folgte’ die Ermordung des Politikers–zumindest aber wurde sie in einen engen Zusammenhang gestellt, der nicht (nur) nach einer Einzeltat, sondern nach organisierten Strukturen und nach einer allgemeinen Verrohung und Brutalisierung der Gesellschaft und ihres Sprachgebrauchs fragt. Die nachträgliche Verunglimpfung des Todesopfers durch weitere Kommentare im Netz und Äußerungen bei Demonstrationen verleiht diesen Emotionalisierungstendenzen eine weitere Dimension.

 

Emotionalisierung kennzeichnet einen Phänomenbereich, der zunehmend die Aufmerksamkeit öffentlicher Debatten erfährt und Gegenstand der Untersuchung von Mediendiskursen und Mediensprache wird. Neben mehreren populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen von PolitikerInnen, JournalistInnen und PublizistInnen (z.B. Renate Kühnast, Anja Reschke, Carolin Emcke), die ihrerseits häufig von Shitstorms und Hatespeech direkt betroffen sind, ist die Frage nach den sprachlich-kommunikativen Ausprägungen von Emotionen und Emotionalisierungen–positiv wie negativ –in Mediendiskursen zunehmend Gegenstand der wissenschaftlichen Erforschung in unterschiedlichen Disziplinen.

 

Die Fachgruppentagung stellt Fragen der Emotionalisierung in den Medien in den Mittelpunkt der Betrachtung. Diese reichen von den hier eher allgemein skizzierten Tendenzen der ununterbrochenen, immer weiter aus differenzierten Kommentierungs- und Bewertungspraxen von Produkten, Prozessen, Haltungenetc.in unterschiedlichen Kanälen bis hin zu konkreten Fällen und Fallanalysen von Emotionskulturen in spezifischen Diskursen. Erwünscht sind Beiträge zur theoretischen Eingrenzung und Konzeptionaliserung von Emotionen und Emotionalisierung in unterschiedlichen Medien und den entsprechenden analytischen Instrumenten und Methoden ihrer Untersuchung. Erwünscht sind ebenso empirische Studien und Fallbeispiele zu ausgewählten Phänomenbereichen medialer Emotionalisierung sowie zu deren Rezeption und Wirkung.

 

Themen und Fragen, die eine Rolle spielen können:

  • Wie sind Emotionen und Emotionalisierungen analytisch zu fassen und methodisch beobachtbar?
  • Was sind positive bzw. negative Emotionen? Wie kann man Emotionen evaluieren? Wann schlägt positive Emotion in negative um?
  • Medialität und Emotionen: Wie werden Emotionalisierungen bildlich, auditiv, gestisch, mimisch etc. ausgedrückt?
  • Dynamik der Emotionalisierung: Wie entsteht und wie entwickelt sich z.B. die emotionale Logik von Shitstorms / Candystorms?
  • Wie (unterschiedlich) funktioniert Emotionalisierung im politischen Diskurs in Abhängigkeit vom medialen-diskursiven Setting (Aschermittwochsrede vs. Youtube)?
  • Welchen Einfluss hat Emotionalisierung auf die Rezeption und Wirkung medialer Produkte?

 

Das Team:
Fachgruppensprecher:
Ausrichter*innen: , Jutta Hergenhan, Dorothée de Nève

Literatur:
Bucher, Hans-Jürgen/ Barth, Christof (2019): Zwischen Hatespeech und Deliberation: affektive Öffentlichkeiten und politische Kommunikation in den sozialen Medien. In Hauser/Luginbühl/Tienken (Hrsg.), 57-81.
Emcke, Carolin (2016): Gegen den Hass. Frankfurt a. M.: S.Fischer.
Hauser, Stefan/Luginbühl, Martin/Tienken, Susanne (Hrsg.) (2019): Mediale Emotionskulturen. Frankfurt a.M.: Peter Lang.
Kühnast, Renate (2017): Hass ist keine Meinung: Was die Wut in unserem Land anrichtet. Heyne.
Reschke, Anja (2018): Haltung zeigen. Frankfurt a. M.: rororo.

 

 

Interessierte sind herzlich willkommen. Wir bitten um eine kurze Anmeldung per Mail.

Programm

Programm

Donnerstag, 13. Februar 2020

19:00

Get Together

 

Enchilada Gießen

Ludwigstraße 30

Freitag, 14. Februar 2020

09:15

Ankommen, Begrüßung, Kaffee, Eröffnung der Tagung

10:15

Panel: Emotionalität und Rationalität in sozialen Medien. Zum Verhältnis von zwei Diskursmustern in sachorientierten Debatten und Kontroversen

 

Vortrag 1: Wie wissenschaftlich sind YouTube-Videos? Emotionalisieren als Vermittlungsstrategie in Wissenschaftsvideos auf YouTube

 

Vortrag 2: Zur Aushandlung von Wissenschaftlichkeit: Anschlusskommunikation auf YouTube

 

Vortrag 3: (De-)Emotionalisierungshandlungen als Diskursmuster

 

Hans-Jürgen Bucher, Christof Barth, Bettina Boy & Katharina Christ (Trier)

12:30

Mittagspause


Die Kate

Bismarckstraße 32

14:00

"oh ich bin am weinen" - Fancalls und Fantreffen von YouTube-Stars als Bühnen einer digitalen Affektkultur

Simon Meier-Vieracker (Dresden)

14:45

"I can't see why you're laughing". Eine Untersuchung zur multimodalen und intermedialen Konstitution von Emotionalität in Talkshowinteraktionen und sendungsbegleitenden Twitterkommentaren

Andreas Rothenhöfer (Bremen)

15:30 Kaffeepause
16:00

Arbeiten mit Tod und Trauer - eine Ausstellung mit Gefühl. Konzept und Evaluation

Ria Glaue (Dortmund)

16:45 Fachgruppensitzung
19:00

Abendessen


Gasthaus Justus

Frankfurter Str. 7


Samstag, 15. Februar 2020

09:00

Empathiemaschinen und Bewusstseinsverluste

Bernd Bösel (Potsam) & Christopher John Müller (Sydney)

09:45

Empathie und Intimität in Zeiten von Siri, Alexa und anderen intelligenten Maschinen

Jutta Hergenhan & Katrin Lehnen (Gießen)

10:30

Kaffeepause

10:45

Von sich erzählen. Die sprachlich-kommunikative Konstruktion von Intimität in öffentlich-medialer Selbstthematisierung

Marianne Bosshard (Zürich)

11:30

Die Wissenschaft als Zielscheibe emotional aufgeladener Diskussionen im Netz: eine Analyse von Kommentaren zu TV-Dokumentationen

Sylvia Jaki (Hildesheim)

12:15

Provokationen und andere Unwahrheiten als Mittel der Emotionalisierung in den Medien

Daniel Gutzmann, David Turgay & Katharina Turgay (Köln/Landau)

13:00 Abschluss, Zusammenfassung, Ausblicke

 

 

Das Programm kann zusätzlich hier heruntergeladen werden.

Wegbeschreibung

Wegbeschreibung: Zum Tagungsort

Tagungsort

Erwin-Stein-Gebäude

Goethestraße 58

Raum 201

 

Webgeschreibung

Zum Erwin-Stein-Gebäude in der Goethestraße 58 in 35390 Gießen - schräg hinter dem Universitätshauptgebäude (Ecke Goethestraße, Stephanstraße, Lessingstraße) gelangen Sie so:

Vom Bahnhof aus zu Fuß:

  1. Über den Bahnhofsvorplatz die Bahnhofstraße entlang,
  2. dann die erste Straße nach rechts (Liebigstraße), die Frankfurter Straße und die Bahnschienen überqueren und weiter der Liebigstraße bis zur Ludwigstraße folgen.
  3. In die Ludwigstraße links abbiegen und der Straße folgen.
  4. Nach ca. 500 m kommt eine Fußgängerampel, dort nach rechts in die Goethestraße einbiegen. Nach ca. 100 m laufen Sie direkt auf die „Goethestraße 58“ (weißes Eckhaus).

Vom Bahnhof aus mit dem Bus:

Fahren Sie vom Bahnhofsvorplatz zu einer der beiden folgenden Haltestellen (von dort sind es noch fünf Minuten zu Fuß):

  • "Südanlage": Linien 21, 372, 375, 377 oder 520
  • "Johanneskirche": Linien 22, 24 oder 378 (die Haltestelle befindet sich gegenüber der Südanlage)

Die Fahrpläne können Sie über die Webseite des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) einsehen.

Von der Südanlage/Johanneskirche zum Studienservice: Gegenüber der Johanneskirche und neben der Apotheke "An der Südanlage" finden Sie die Abzweigung zur Goethestraße, hier biegen sie ein und folgen der Straße bis zur Kreuzung Stephanstraße. Das große weiße Eckhaus ist die „Goethestraße 58“.

 

Mit dem Auto:

Gießener Ring, Abfahrt Schiffenberger Tal, Richtung Stadtmitte. Nach etwa 2 km und nach dem Überqueren der Bahnschienen die zweite Straße links einbiegen (Stephanstraße).Der Stephanstraße bis zur Kreuzung Goethestraße folgen und links auf die Goethestraße abbiegen.  Auf der rechten Seite  finden Sie dort das Erwin-Stein-Gebäude, Goethestraße 58 und sind am Ziel.

Wegbeschreibung: Zum Hotel

Best Western Hotel Steinsgarten

Hein-Heckroth-Straße 20

35390 Gießen

Tel: 0641/38990

 

Wegbeschreibung

Zum Best Western Hotel Steinsgarten gelangen Sie so:

 

Vom Bahnhof aus mit dem Bus:

Linie 2:

  • Ab Gießen Bahnhof, Bussteig 1, bis zur Haltestelle "Berliner Platz".
  • ca. 5 Minuten Fußweg

 

Mit dem Auto:
Von der A45 fahren Sie am Gießener Nord- bzw. Süd-Kreuz auf die A485 (Gießener Ring). Von dort nehmen Sie die Abfahrt Schiffenberger Tal. An der Ampel Richtung Gießen abbiegen. Nach ca. 2km geradeaus durch den Schiffenberger Weg, biegen Sie hinter einem kleinen Bahnübergang rechts ab. Ca. 300m weiter finden Sie das Hotel auf der linken Seite.

Kontakt

Anmeldung und Kontakt

Anmeldung und Kontakt

Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, können Sie uns diese gerne per Mail zukommen lassen. Interessierte sind auf der Tagung herzlich willkommen.

Wir bitte um eine Anmeldung per Mail: 

 

Bitte beachten Sie, dass es aufgrund der Cyber-Attacke auf die JLU einige Tage dauern kann, bis Sie eine Rückmeldung auf Ihre E-Mail erhalten.

 

Zusätzliche Informationen

Taxi und Minicar:

Gießen CAR - 0641 43030

TAXI Blitz Gießen - 0641 962020