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„Vor allem die vielen Wahlmöglichkeiten im Studium haben mir sehr gut gefallen“

© Jannis Fey

 

 


Mein Name ist Jannis Fey, bis 2016 habe ich an der JLU Wirtschaftswissenschaften studiert. Seit dem 16.01.2017 bin ich als „Trainee der Geschäftsführung“ beim Konzern Asklepios angestellt und arbeite in selbiger Funktion in der Asklepios Klinik in Lange.


Herr Fey, Sie haben am Fachbereich 02 Wirtschaftswissenschaften studiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung?


Ich wusste anfangs nicht was ich studieren sollte und habe mir bei den Studieninformationstagen verschiedene Studiengänge angeschaut, darunter auch die Wirtschaftswissenschaften.

Vor allem die vielen Wahlmöglichkeiten im Studium haben mir sehr gut gefallen

Nachdem mir dann noch ein Bekannter der Familie diesen Studiengang empfohlen hat, habe ich mich genauer mit dem Studiengang beschäftigt. Dabei haben mir vor allem die vielen Wahlmöglichkeiten im Studium sehr gut gefallen, da man sein Studium dadurch sehr individuell gestalten kann (auch in Verbdinung mit Veranstaltungen an anderen Fachbereichen). Da außerdem viele Wirtschaftswissenschaftler/-innen gesucht werden und man nach dem Studium schnell einen guten Job bekommt, ist meine Entscheidung auf Gießen und die Wirtschaftswissenschaften gefallen.


Hatten Sie bereits zu Beginn oder im Verlauf Ihres Studiums ein konkretes berufliches Ziel?
Ich hatte relativ schnell einige Visionen, was ich nach dem Studium machen könnte. Die Entscheidung ins Gesundheitsmanagement zu gehen fiel aber erst vergleichsweise spät.

Wie hat Ihnen das Studium an der JLU gefallen? Verbinden Sie besondere Erinnerungen mit Ihrer Zeit an der JLU?

Vor allem haben mir die schon erwähnten, vielfältigen Wahlmöglichkeiten sehr gut gefallen.

Besondere Erinnerungen an mein Studium habe ich aber leider nicht. Das Studium ging so schnell vorbei, dass man sich selbst im sechsten Semester noch wie ein Studierender im zweiten Semester gefühlt hat. Wenn man direkt von der Schule kommt, hat man noch das schulische Zeitdenken im Kopf (alles dauert ein Jahr) und wenn man dann in drei bis vier Jahren durchs Studium rauscht, ist es ja nur ein Bruchteil der Zeit, die man in der Schule verbracht hat.

Während Ihres Studiums haben Sie sich auch viel außerhalb der JLU engagiert. Etwa im Katastrophenschutz oder als Sanitäter beim Roten Kreuz. Was haben Sie persönlich und beruflich aus diesen Tätigkeiten mitgenommen?

Unglaublich viel. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass ich ohne dieses Engagement meine jetzige Stelle nicht bekommen hätte! Die Erfahrungen die ich dort sammeln durfte waren sehr wichtig und prägend. Das fängt an beim Gemeinschaftsgefühl unter Kameraden. Beim Hochwassereinsatz in Dresden haben wir fünf Tage zusammen in einem Klassenzimmer übernachtet, das schweißt zusammen. Es gab aber auch weniger schöne Erfahrungen, wenn man zum Beispiel auf der Autobahn in einem schlimmen Verkehrsunfall steht.

Überwiegend waren aber die positiven Erfahrungen.
Durch meine Tätigkeiten als Führungskraft im Katastrophenschutz habe ich relativ schnell vergleichsweise viel Verantwortung übertragen bekommen, was mich sowohl persönlich, als auch beruflich voran gebracht hat. Ich musste Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, dann wenn es drauf ankommt, auch ohne vorher lange darüber nachdenken zu können. Und genau diese Fähigkeit, Entscheidungen treffen zu können, ist in der Berufswelt und in der Position, auf welche ich hinarbeite, sehr wichtig. Womit sich der Kreis schließt: Wenn ich durch meine Tätigkeiten im Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Krankenhaus nicht schon so viele Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen gehabt hätte, hätte ich meinen Job vermutlich nicht bekommen.

Wie gestaltete sich für Sie der Bewerbungsprozess nach dem Studium? Welche Herausforderungen gab es?

Herausforderungen gibt es viele. Man muss sich erst einmal entscheiden, was man machen möchte und dann entscheiden wo man sich am besten bewirbt. Bei mir gab es ein Online-Portal, wo man in vorgefertigte Felder seine Daten eintragen sollte. So ein System finde ich aus Bewerbersicht nicht so toll. In so Formularen hat man kaum die Chance Lebenslauf und Anschreiben individuell zu gestalten. Je nachdem in welcher Reihenfolge man etwaige Dinge im Lebenslauf schreibt, steuert man ja eigentlich das Lesen des Empfängers.

Die Herausforderung fangen also schon beim Anschreiben an. Ich hatte den Vorteil, dass ich jemanden im Konzern kannte, der wusste wer meine Bewerbung lesen wird. Ich habe also mein Anschreiben genau auf diese Personen abgestimmt. Dies galt auch für das Bewerbungsgespräch. Ich war noch nie so gut auf einen Termin vorbereitet. Er war im Dezember 2016 in Hamburg. Ich bin einen Tag vorher nach Hamburg gefahren, da der Termin bereits um elf Uhr war und ich nicht verschlafen aussehen wollte. Ich bin dann 40 Minuten vorher da gewesen, um auf keinen Fall zu spät zu kommen, habe am nächsten Kiosk gehalten und mir ein stilles Wasser gekauft (still, damit ich nachher auch ja nicht aufstoßen muss). Vorher habe ich mir Antworten auf mögliche Fragen überlegt und diese aufgeschrieben. Da waren Fragen dabei wie: “Wieso wollen Sie gerade zu Asklepios?“, „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“, „Wieso Gesundheitswesen?“, usw.. Außerdem habe ich mir Karteikärtchen mit Fachbegriffen geschrieben, welche abgefragt werden könnten. Das alles habe ich mir dann noch mal durch gelesen. Dann bin ich 23 Minuten vorher auf den Parkplatz gefahren, damit ich exakt 18 Minuten vorher an der Anmeldung auftauche und mein Gesprächspartner (Konzerngeschäftsführer von Asklepios) genau 15 Minuten vor meinem eigentlichen Termin Bescheid bekommt, dass ich da bin. Ich hatte meinen besten Anzug an und die Haare waren perfekt gemacht. Ich hatte sogar ein Mini-Haarspray dabei, falls sich ein Haar lösen sollte und eine Nagelpfeile für alle Fälle. Auf dem Weg vom Auto zum Haus habe ich noch ein Kaugummi gekaut, damit ich einen frischen Atem habe.  Ich weiß, ganz schön kleinlich, aber ich wollte halt TOP vorbereitet und fokussiert sein!


Sie arbeiten derzeit als Trainee in der Geschäftsführung. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Wie ist das Traineeprogramm aufgebaut?

Mein Arbeitsalltag ist vor allem lang. Er beginnt meistens so um 08:00 Uhr und endet selten vor 18:00 Uhr. Ich habe aktuell viel Projektarbeit, d.h. meine Startzeiten variieren aktuell. Zurzeit kümmere ich mich um die Bettendisposition, das MDK-Management (Medizinischer Dienst der Krankenkassen), die Restrukturierung der Zentralen Notaufnahme, um allerlei Datenbankabfragen, Wahlleistungsvereinbarungen, neue Ärztinnen und Ärzte, Abrechnungen, Patientenmanagement, Controlling u.v.m.

Man muss sich wirklich gut selbst organisieren.

Welche Qualifikationen, Kompetenzen und Fähigkeiten sind für Ihren Beruf nötig oder hilfreich?

Als Qualifikation ist mindestens ein abgeschlossenes Studium, besser gleich auf Master nötig. Idealerweise verfügt man zudem noch über Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen.

Zudem sollte man über Organisationstalent, Stressresistenz, Verantwortungsbewusstsein, Motivation, Ehrgeiz und starken Willen verfügen.

Wenn Sie auf Ihre bisherigen Erfahrungen zurückblicken, haben Sie Tipps an Studierende für den Einstieg ins Berufsleben?

Stellt es euch nicht zu einfach vor, aber auch nicht zu schwierig. Traut euch etwas zu und bewerbt euch auch auf Stellenausschreibungen, welche nicht zu 100% auf euch passen. Auf jeden Fall ist es wichtig, sich auf die Sache zu konzentrieren. Verschickt nicht dasselbe 08/15 Anschreiben an fünf mögliche Arbeitgeber. Googelt den Arbeitgeber, bevor ihr das Anschreiben schreibt, genauso wie die Person, mit welcher ihr euer Vorstellungsgespräch haben werdet. Sucht nach Artikeln und Pressemitteilungen zu dem Unternehmen.

Stellt es euch nicht zu einfach vor, aber auch nicht zu schwierig.

Genauso wird euch aber auch der Personaler googeln. Also kann ich nur dazu raten, aufzupassen was man auf Facebook postet und ggf. sich selber vorher zu googeln und zu schauen, was dabei raus kommt.

Herr Fey, wir bedanken uns für das Gespräch!

(Das Interview wurde im Mai 2017 geführt)