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Monika Baczynska

Volontärin beim Hessischen Rundfunk

 

"Was willst du später mal machen?" Bei Justus@work beantworten Gießener Alumni genau diese Frage. Sie berichten, wie der Sprung vom Studium ins Berufsleben verlief, erzählen von ihren Erfahrungen aus dem Studium und geben Tipps zu Berufswahl und -einstieg.

© Anna Dangel

 

Mein Name ist Monika Baczynska und ich habe zwischen 2010 und 2013 den Bachelor Geschichte mit dem Nebenfach Fachjournalistik Geschichte in Gießen studiert. Im Master bin ich dann nach Mainz und habe von 10/2013 bis 02/2017 Geschichte mit Schwerpunkt der Osteuropäischen Geschichte studiert.

Im Januar 2016 habe ich mich für ein redaktionelles Volontariat beim Hessischen Rundfunk beworben und bekam letztendlich im Juni die endgültige Zusage. Nun bin ich seit Februar 2017 Redaktionsvolontärin. Wir Volontäre werden trimedial, also in Hörfunk, Fernsehen und Online, ausgebildet. Während des Volontariats halten wir uns hauptsächlich in Frankfurt im Funkhaus am Dornbusch auf, haben aber auch die Möglichkeit ins hr-Studio in Wiesbaden oder Kassel zu kommen.


Frau Baczynska, Sie haben Fachjournalistik Geschichte und Geschichte an der JLU studiert. Was hat Sie dazu bewegt, sich für diese Fächerkombination zu entscheiden?


Baczynska: Als ich noch während der Schulzeit angefangen habe über mögliche Studiengänge nachzudenken, wollte ich vor allem Journalismus oder Publizistik studieren. Dabei habe ich aber auch erfahren, dass es in der Journalismus-Branche selbst ganz gut sei, wenn man eine bestimmte Fachrichtung studiert hat, da man das Handwerk ohnehin am besten in der Praxis lernt. Als ich dann den Studiengang „Fachjournalistik Geschichte“ in Gießen entdeckt habe, dachte ich mir, das könnte eine gute Kombination für mich werden.

Durch Geschichte bekommt man außerdem, wie ich finde, einen guten Überblick über das Weltgeschehen. Man lernt Prozesse und Ereignisse richtig einzuordnen und zu deuten, was für einen Journalisten durchaus von Vorteil sein kann.


Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit an der JLU?


Baczynska: Viele. Vor allem weil das Phil I eine Art zweites Zuhause für mich geworden ist. Irgendwie habe ich es geliebt. Als ich später zum Masterstudium nach Mainz gewechselt bin, konnte ich mich nicht mehr so leicht an die Hörsäle dort gewöhnen.

Auch das Gesamtpaket fand ich toll. Es war ein interessantes Studium mit spannenden Inhalten, tollen KommilitonenInnen und engagierten Dozenten. Durch die Orientierung an der journalistischen Praxis habe ich so auch schon im Studium den einen oder anderen Insider aus dem Berufsleben eines Journalisten erfahren. Auch die Möglichkeit im Rahmen der Seminare mit Tageszeitungen zusammenzuarbeiten (in meinem Fall war es die Gießener Allgemeine Zeitung) habe ich als sehr spannend empfunden.

Es war ein interessantes Studium mit spannenden Inhalten, tollen KommilitonenInnen und engagierten Dozenten.

Zu „Fachjournalistik Geschichte“ gehörten aber auch Seminare und Vorlesungen über die Geschichte und Entwicklung des Journalismus. Mir persönlich haben diese Veranstaltungen sehr gut gefallen, da sie eben so speziell, so anders als die „normalen“ Geschichtsvorlesungen waren. Besonders in Erinnerung sind mir geblieben das Seminar „Propaganda im NS-Staat“ und die Vorlesung „Visual History – Bilder die Geschichte machten“.


Im Anschluss an Ihren Bachelor haben Sie in Mainz den Master Osteuropäische Geschichte studiert und zeitgleich zahlreiche Praktika, etwa bei der ARD oder RTL absolviert. Was haben Sie aus diesen Engagements über den Beruf einer Journalistin gelernt?


Baczynska: Dass der Beruf des Journalisten unglaublich vielseitig, abwechslungsreich und spannend sein kann. Bei RTL Hessen war ich viel als Reporterin in Hessen unterwegs. An einem Tag habe ich hessische Landespolitiker im Landtag interviewt, am Nächsten war ich bei einer Pressekonferenz zum Spielerwechsel bei Eintracht Frankfurt. Man sieht viel, man lernt viele Leute kennen und man lernt auch, sich selbst zu überwinden. Eine bekannte Persönlichkeit vor dem Mikrofon zu haben, kann schon mal weiche Knie verursachen.

Meine ARD-Hospitation habe ich im Hörfunkstudio in Warschau absolviert. Als gebürtige Polin ist Auslandsjournalismus für mich natürlich von besonderem Interesse. Da ich während meiner Schulzeit parallel auch eine polnische Schule besucht habe, beherrsche ich meine Muttersprache in Wort und Schrift, was die Arbeit als potenzielle Korrespondentin natürlich sehr erleichtert. Ich fand es sehr interessant mitzubekommen, auf welche Weise Themen gefiltert werden und welche Themen über Polen für die deutsche Berichterstattung relevant sind. Des Weiteren habe ich damals das erste Mal professionelles Feedback zu meiner Sprechstimme und Sprechhaltung erhalten. An die Tipps von damals erinnere ich mich noch heute.

Wer wählt den Korrespondenten aus? Welche ARD-Anstalt hat die Zuständigkeit für Polen? Wie lange muss der Korrespondent in einem Land bleiben, bis es wieder zum Wechsel kommt? Wie anstrengend und anspruchsvoll ist es für den Korrespondenten selbst diesen Job zu machen? Das alles waren Fragen die mir davor durch den Kopf gegangen sind und auf die ich eine Antwort bekommen habe. So weiß ich auf die Zukunft blickend, was mich als potenzielle Auslandskorrespondentin erwarten könnte.


Wie haben Sie Ihre aktuelle Stelle gefunden und wie war der Bewerbungsablauf?


Baczynska: Als angehende Journalistin hatte ich jegliche Bewerbungsfristen natürlich immer auf dem Schirm. So wusste ich, dass ich mich ab Dezember 2015 bis Ende Januar 2016 für ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk bewerben kann – das „Volo“ sollte dann im Februar 2017 starten. Ohne größere Erwartungen, habe ich also meine Bewerbungsunterlagen abgeschickt. Voraussetzungen waren damals lediglich ein Motivationsschreiben mit Lebenslauf und zwei bis drei Arbeitsproben. Mehr wollte der hr erst mal nicht.

Nach einigen Monaten erhielt ich dann an einem Freitagmittag eine Mail mit zwei Aufgaben, die ich bis Sonntagnacht, 23:59 Uhr, auf das Bewerberportal hochladen sollte. Ich musste einen Nachrichtentext schreiben und einsprechen und einen Thementag vorbereiten. Nach weiteren ein bis zwei Monaten habe ich dann die Mail bekommen, dass ich zum Auswahltag eingeladen bin. Dort hatten wir über den Tag verteilt fünf Aufgaben, wie zum Beispiel einen Kommentar schreiben, oder auch eine Gruppendiskussion. Nachdem ich auch diese Hürde gemeistert habe, bekam ich einen Anruf, dass ich zum endgültigen Vorstellungsgespräch mit dem Intendanten und der Geschäftsleitung eingeladen bin. Ich war noch niemals zuvor in meinem Leben so aufgeregt, wie an diesem Tag. Und was soll ich sagen? Anscheinend stand mir meine Aufregung nicht im Weg, denn die Geschäftsleitung hat sich für mich entschieden.


Welche persönlichen Herausforderungen ergaben sich bei Ihnen im Berufseinstieg?


Baczynska: Ich glaube vor allem, dass das Auswahlverfahren beim hr eine Herausforderung war. Ich habe noch nie an solch einem Verfahren teilgenommen und die Anspannung war dementsprechend groß. Zum Auswahlverfahren wurden die besten 36 Bewerber eingeladen, von denen nur 14 zum persönlichen Bewerbungsgespräch mit dem Intendanten und der Geschäftsleitung eingeladen wurden. Eingestellt wurden dann nur noch neun Personen – und ich war dabei. Der mit Abstand schwierigste Teil war für mich aber das letzte Gespräch. Ich wusste, dass es neben mir nur noch ein paar übrige Mitbewerber gab und wenn es jetzt nicht klappte, wäre alles umsonst gewesen.

Das Gespräch selbst verlief dann aber ziemlich gut. Ich wurde zwar eine halbe Stunde zu meinen Vorstellungen und Erwartungen gelöchert, aber die Aufregung war währenddessen wie weggefegt. Und wahrscheinlich war das auch ein wichtiges Auswahlkriterium.

Auf das Volo selbst bezogen sind die größten Herausforderungen sich der trimedialen Ausbildung zu stellen. Das Volo ist so aufgebaut, dass wir Seminarmonate haben und dazwischen in den Redaktionen arbeiten. Und das wechselt jeden Monat. Das heißt, jeden Monat müssen wir uns auf etwas Neues einstellen. Einen Monat bin ich also bei der hr1-Onlineredaktion und den nächsten bei hr4 in Kassel. Und wieder den Nächsten haben wir ein Seminar, bei dem wir an einem „Fernsehmodul“ teilnehmen. Diese Abwechslung muss einem gefallen. Mir macht sie extrem viel Spaß, auch wenn wir uns jeden Monat aufs Neue vorstellen und auch auf die Menschen in den Redaktionen einstellen müssen.

Eine andere Herausforderung ist der Umgang mit Themen, die einem vielleicht nicht ganz so liegen. Manche lieben es, sich z.B. mit Politik zu beschäftigen, andere dagegen gar nicht. Trotzdem wird man als Reporterin eingesetzt und muss bis zum Ende des Tages ein Ergebnis vorweisen können. Dabei dann natürlich den Zeitdruck auszuhalten und professionell zu arbeiten, ist definitiv eine Herausforderung für junge Journalisten.


Wie kann man sich Ihren Arbeitstag vorstellen?


Baczynska: Sehr abwechslungsreich, auch wenn ich erst seit wenigen Monaten Volontärin bin. Es kommt natürlich immer darauf an, wo man gerade ist. Bei hr4 zum Beispiel war ich jeden Tag auf mindestens zwei Redaktionssitzungen, dann habe ich Themen für Beiträge recherchiert und produziert und zwischendrin wurde ich losgeschickt, um eine, manchmal sogar zwei bis drei, Umfragen zu machen.

Auch in der hr1 Onlineredaktion gehören die Redaktionssitzungen zum Alltag. Das liegt daran, dass das Online-Angebot eine Begleitung zum Hörfunkprogramm ist und immer aktualisiert und auf dem neusten Stand sein muss. Später müssen dann Artikel geschrieben, passende Bilder in Bilderdatenbanken gesucht, aber auch passende Posts für Facebook erstellt werden.

Die Seminare sind dann ein Mix aus Theorie und Praxis. Einerseits werden uns die Grundlagen von Hörfunk-, Fernseh- und Onlinejournalismus beigebracht, andererseits machen wir in einer simulierten Live-Situation ganze Radiosendungen, führen Interviews oder verfassen Nachrichten.


Welche Qualifikationen und Fähigkeiten sind im Journalismus nötig und hilfreich?


Baczynska: Nötig sind auf jeden Fall Selbstbewusstsein, sicheres und überzeugendes Auftreten, Freundlichkeit, und natürlich eine hohe Affinität Geschichten zu erzählen und ein abgeschlossenes Studium. Hilfreich sind eine gute Sprechstimme, Auslandserfahrung durch Praktika, oder Auslandssemester, aber auch die Bereitschaft unter Zeitdruck zu arbeiten.


Inwiefern hat Sie Ihr Studium auf Ihre aktuelle Position vorbereiten können?


Baczynska: Tatsächlich glaube ich, dass die Lebenserfahrung eine ausschlaggebende Rolle spielt. Natürlich konnte ich dank meines Studiums meinen Horizont erweitern. Dank der Praktika, die ich während meines Studiums absolviert habe, konnte ich zum ersten Mal die Journalismus-Branche in der Praxis kennenlernen. Dennoch glaube ich, dass ich in den Jahren meines Studiums viel für und über das Leben gelernt habe. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich selbstsicherer und selbstbewusster geworden bin – und konnte so überzeugen.


Welchen persönlichen Rat haben Sie für Gießener Studierende die eine journalistische Karriere anstreben?


Baczynska: Bemüht euch schon früh einen guten Praktikumsplatz zu bekommen. Ich habe mein erstes Praktikum bei einem Promotion- und Veranstaltungsportal gleich in meinen ersten Semesterferien gemacht. Dieses Praktikum öffnete mir dann die Tür für mein erstes Auslandspraktikum im ZDF Studio in Warschau. Ihr müsst bedenken, dass man bei den bekannten und großen Medienunternehmen weit im Voraus planen muss. Bewerbt euch also am besten mindestens ein halbes Jahr früher. Und seid vielseitig. Geht auch mal zum Radio, zur Zeitung, oder auch zu einem Online-Nachrichtenportal. Die Mischung macht’s, da bin ich mir sicher. Und wenn ihr euch bewährt, dann habt ihr gute Chancen auf einen studentischen Aushilfsjob oder sogar auf freie Mitarbeit neben eurem Studium. Und dann steht dem Volo auch nichts mehr im Weg.


Wir bedanken uns für das Gespräch!

(Das Interview wurde im Juni 2017 geführt)