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Manfred Krupp

"Mir hat die JLU sehr viel gegeben, vor allem Möglichkeiten, mich im Studium einzubringen und viele Erfahrungen in unterschiedlichen Feldern zu machen."

© hr /Ben Knabe

Manfred Krupp, Jahrgang 1956, ist Intendant des Hessischen Rundfunks. Von 1976 bis 1983 studierte er Politik, Soziologie und Öffentliches Recht in Gießen und zeitweise in Marburg.

Nach einer Tätigkeit in der Planungsgruppe der damaligen Gesamthochschule/Universität Kassel absolvierte er 1984 ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk. Im Anschluss arbeitete er als hr-Fernsehredakteur und -Moderator.

Ab 1990 war er als Korrespondent im Landesstudio Wiesbaden und als Studioleiter tätig. Im Jahr 1996 wurde er Abteilungsleiter der Hesseninformation und damit u.a. verantwortlich für die "Hessenschau". Von 2001 bis 2005 war er Fernseh-Chefredakteur und anschließend Fernsehdirektor des Hessischen Rundfunks. Seit März 2016 ist er Intendant des Hessischen Rundfunks und seit 2018 Ratsmitglied für Digitalethik der Hessischen Landesregierung.


Sie haben einige Jahre Ihres Lebens an der JLU verbracht. Was haben Sie für sich persönlich mitgenommen?

Mir hat die JLU sehr viel gegeben, vor allem Möglichkeiten, mich im Studium einzubringen und viele Erfahrungen in unterschiedlichen Feldern zu machen. Ich habe 4 Semester lang als Tutor gearbeitet, konnte schon während des Studiums in Projekten mitarbeiten und wurde schon gegen Ende des Studiums an Veröffentlichungen beteiligt, u. a. an einem Lexikon „Politik und Gesellschaft“ das vielfach in der Erwachsenen-Bildung eingesetzt wurde und in den Folgejahren für neue Auflagen immer wieder aktualisiert wurde.

 

Was hat Sie damals bewogen, sich für die JLU zu entscheiden?

Ich habe mich nicht für Gießen entschieden, sondern wurde dorthin von der ZVS (Zentralstelle zur Vermittlung von Studienplätzen) verschlagen. Bei einem Numerus-clausus-Fach hätte ich mir den Studienort aussuchen können. Bei Politik galt damals das Ortsverteilungsverfahren und Gießen stand für mich auf Position 7. Letztlich war das Los der ZVS für mich ein Glücksfall (s.o.).

 

Was verbindet Sie heute mit der JLU? Stehen Sie noch in Kontakt zu ehemaligen Kommilitonen?

Natürlich beobachte ich, was sich an der JLU tut und nicht wenige ehemalige Kommilitonen begegnen mir heute wieder in Schlüssel-Positionen, beispielsweise in der Politik.

 

Gibt es aus Ihrer Studienzeit eine interessante Geschichte, die Ihnen einfällt, wenn Sie an Ihre Zeit an der JLU zurückdenken?

Wegen des oben erwähnten Ortsverteilungsverfahrens waren im ersten Semester alle Veranstaltungen völlig überfüllt und der Fachbereich mit dem Ansturm überfordert. Also haben wir erst einmal „gestreikt“ und unsere Veranstaltungen selbst organisiert. Nachdem ich dann einmal bei einer ASTA-Vollversammlung das Wort ergriffen hatte, wurde ich anschließend von Veranstaltung zu Veranstaltung als Vorzeige-Erstsemester rumgereicht und auf Podien gesetzt. Gut, dass die Phase irgendwann vorüberging.

 

Vermissen Sie manchmal den Wissenschaftsbetrieb?

Ich habe lange überlegt, ob ich nicht vielleicht im Hochschulbetrieb bleiben sollte. Heute bin ich glücklich, dass es anders gekommen ist.

 

Gab es während Ihrer Zeit an der JLU eine Veranstaltung, die Sie - im Nachhinein betrachtet - als besonders wertvoll für Ihren Werdegang erachten?

Die Pflichtveranstaltungen zu Statistik und Methoden der empirischen Sozialforschung empfand ich damals als quälend und später haben sie mir in der Wahl-Berichterstattung sehr geholfen. Außerdem gibt es keine Veranstaltung im öffentlichen Recht, die ich hätte missen wollen.

 

Welcher universitäre Abschluss bereitet einen Menschen wohl am ehesten auf ein Leben als Journalist vor?

Dafür gibt es keine eindeutige Antwort. Wer Journalistik studiert, sollte sich sehr genau die Qualität des Studiengangs anschauen. Die größten Chancen in Zukunft werden Menschen mit ungewöhnlichen Fächerkombinationen haben und immer stärker gefragt werden Journalistinnen und Journalisten, die wirtschaftliche und technische Zusammenhänge nachvollziehbar darstellen können. Das Wichtigste aber ist, dass im Studium die Fähigkeit zur unvoreingenommenen Neugierde und zur verständlichen Formulierung nicht verloren geht, bzw. wächst.

 

Besitzen Sie noch Erinnerungsstücke aus Ihrer Studienzeit?

Selbstverständlich mein Studienbuch und die Sammlung meiner Scheine. Außerdem habe ich noch ein Plakat aus meinem ersten Zimmer (11 qm mit 8 qm Schräge) im Heegstrauchweg, das später einmal in der Wohngemeinschaft meiner Tochter hing.

 

Von Alumnus zu Student/in: Was raten Sie angehenden Akademikerinnen und Akademikern?

Nutzen Sie die vielen Chancen, Erfahrungen im Ausland zu machen und versuchen Sie parallel zum Studium praktische Erfahrungen zu sammeln. Und wenn Sie es dann noch schaffen, der Verschulung zu entgehen und sich Freiräume für Kreativität erhalten, dann stehen Ihnen viele Möglichkeiten offen.

 

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