Mathias Gundlach
Ich bin Mathias Gundlach und habe von 1994/95 bis 2000 den Kombinationsstudiengang „Geschichts- und Kulturwissenschaften“ in der Fächerkombination: „Mittlere und Neuere Geschichte / Fachjournalistik Geschichte / Anglistik / Politikwissenschaften“ an der JLU Gießen studiert. In Geschichte lag mein Studienschwerpunkt auf der Zeitgeschichte, in Fachjournalistik auf dem Printjournalismus, in Anglistik war es die Literaturwissenschaft und in Politikwissenschaften die Internationalen Beziehungen.
Nach meinem Studium war ich sechseinhalb Jahre als Angestellter in einer inhabergeführten PR-Agentur tätig. Dort habe ich mich vom Volontär bis zum Senior-Berater entwickelt und war zuletzt mit einem Kundenteam vor allem für die Medienarbeit eines großen US-amerikanischen IT-Herstellers in Deutschland verantwortlich. Aus dieser Zeit im Angestelltenverhältnis habe ich das gesamte Handwerkszeug als PR-Berater mit in die Selbständigkeit genommen und bin seit dem 2. April 2007 geschäftsführender Gesellschafter der Fauth Gundlach & Hübl GmbH, einer Kommunikationsagentur mit Sitz in Wiesbaden. In der Agentur bin ich als Berater im täglichen Kontakt mit den Kunden aktiv und kümmere mich als Geschäftsführer vor allem um das Thema Personal.
Im Sommersemester 2015 hatte ich einen Lehrauftrag am Institut für Fachjournalistik. Dort vermittelte ich den Studierenden einen Einblick in den Konzeptionsprozess der Public Relations und probierte diesen gemeinsam mit den Studierenden am praktischen Beispiel des Instituts selbst aus.
Herr Gundlach, Sie haben im Kombinationsstudium Mittlere und Neuere Geschichte / Fachjournalistik Geschichte / Anglistik / Politikwissenschaften studiert. Was hat Sie dazu bewegt, sich für diese Studienrichtung zu entscheiden? |
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Mathias Gundlach: Dass ich Geschichte studieren möchte, war mir schon in der Oberstufe klar. Ich hatte Geschichte im Leistungskurs und es war mein bestes Fach, da es mich am meisten interessiert hat. Ebenso klar war, dass ich kein Lehrer werden möchte. Medien interessierten mich auch und mit der Fachjournalistik wollte ich so einen praktischen Bezug ins Studium einbringen. Das hat durch die Praktika auch geklappt. Englisch war mein zweiter Leistungskurs und ich hatte schon zu Studienbeginn einen Auslandsaufenthalt im Kopf. Politikwissenschaften kamen erst an der Uni dazu. Studiert habe ich in Gießen von 1994 bis 2000, mit einem Auslandsaufenthalt in Memphis/USA von August 1996 bis Mai 1997.
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Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit an der JLU? |
Ich habe hier Freundschaften geschlossen, die nach über 20 Jahren immer noch Bestand haben. Gundlach: Wirklich nur gute Erinnerungen. Ich habe vieles gelernt, dass ich auch heute im Beruf noch brauche. Meine Auslandssemester in den USA waren für meine berufliche Laufbahn und natürlich auch mein Privatleben sehr entscheidend. Außerdem habe ich hier Freundschaften geschlossen, die nach über 20 Jahren immer noch Bestand haben.
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Hatten Sie bereits im Studium ein konkretes berufliches Ziel? Wenn ja, inwiefern konnten Sie es erreichen, oder inwiefern hat es sich geändert? |
Gundlach: Zu Beginn wollte ich Journalist werden, am liebsten Auslandskorrespondent. In den USA habe ich dann aber Einblicke in die Public Relations bekommen. Die Abwechslung durch die Zusammenarbeit mit allen Mediengattungen und die konzeptionelle Komponente haben mich dann bewogen, nach dem Studium in dieses Berufsfeld zu gehen. Hätte ich das nicht getan, wäre ich heute wahrscheinlich nicht selbständig.
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Sie haben während Ihres Studiums einige Praktika bei der Gießener Allgemeinen, MDR, ZDF, Geo und Oberhessische Presse absolviert. Inwiefern haben Ihnen diese beim Berufseinstieg geholfen? |
Gundlach: Diese Praktika haben mir für den Einstieg in die PR in dreifacher Weise geholfen: Als zusätzliche Qualifikation neben dem Studium. Zudem habe ich gelernt, wie in Redaktionen gearbeitet wird, eine Kenntnis, die für PR-Berater im Medienkontakt sehr wichtig ist. Grundkenntnisse für das Schreiben journalistischer Texte habe ich ebenfalls in diesen Praktika erworben.
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Welche persönlichen Herausforderungen ergaben sich bei Ihnen im Bewerbungsprozess und im Berufseinstieg? |
Gundlach: Da Volontariate alle ähnlich bezahlt werden, war das Geld nicht das einzige Kriterium. Ich fand es herausfordernd für mich zu klären, wer der beste Arbeitgeber sein könnte. Ich habe stark auf die Ausbildungsinhalte geachtet und darauf, dass diese vorher klar waren. Beim Einstieg war die größte Herausforderung, acht Stunden und mehr am Tag hundertprozentig da zu sein und angeleitet zu werden.
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Nach 6,5 Jahren im Angestelltenverhältnis haben Sie sich selbstständig gemacht. Was hat Sie dazu bewogen, Ihre eigene Agentur zu gründen? |
Gundlach: Ich wollte mehr Gestaltungsmöglichkeit in meinem Arbeitsalltag haben, mehr Einfluss auf Prozesse und anderes. Außerdem mehr Abwechslung in den Kundenaufgaben als bei einer spezialisierten Agentur. Dazu kam aber auch einfach die Gelegenheit: Denn mein Geschäftspartner und ich haben uns im privaten Bereich kennengelernt und dann die Idee entwickelt.
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Welche Qualifikationen, Kompetenzen und Fähigkeiten sind in Ihrem aktuellen Beruf nötig? |
Gundlach: Aus meiner Sicht sind für Kommunikationsberufe, speziell für die PR, folgende Dinge wichtig: Man muss schreiben können, denn alles ist ein Text: die Pressemeldung genauso wie das Konzept oder die einfache Mail an den Kunden. Man muss aufgeschlossen und an Menschen interessiert sein. Man sollte über eine gute Allgemeinbildung verfügen, um sich neuen Themen, Unternehmen und Menschen stellen zu können, sei es in einem Projekt, oder im Small Talk auf einem Event. Und nicht zuletzt sind für eine Selbstständigkeit auch Betriebswirtschaftliche und juristische Kenntnisse sowie Kompetenzen in der Personalführung erforderlich.
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Inwiefern konnte Sie Ihr Studium auf Ihre aktuelle Position vorbereiten? |
Gundlach: Für die Beratungsarbeit hat mein Studium mich durch seine Inhalte und die Praktika durchaus vorbereitet. Auf die Aufgaben als Gesellschafter und Geschäftsführer zwar nicht, aber das lässt sich auch nachholen.
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Welchen persönlichen Rat zum Berufseinstieg haben Sie für die Gießener Studierenden? |
Gundlach: Ich finde es wichtig, auf die Entwicklungsmöglichkeiten bei einem Arbeitgeber zu achten. Und die sind manchmal bei einem Mittelständler schneller gegeben als im großen Konzern. Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung war und ist mir wichtig. Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung war und ist mir wichtig. Wenn man von der Uni kommt, weiß man etwas und kann etwas. Bei den Kollegen im Unternehmen kommt aber noch die Erfahrung dazu. Und die muss man als Absolvent erst sammeln. Dafür darf man nicht aufhören zu lernen, gerade die Medienbranche verändert sich schnell. Schließlich: Pflegen Sie Ihre Kontakte aus dem Studium. Mir sind ehemalige Kommilitoninnen und Kommilitonen als Kollegen Partner und Kunden begegnet. Nur eingestellt habe ich noch keinen.
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Herr Gundlach, wir bedanken uns für das Gespräch.
(Das Interview wurde im Dezember 2016 geführt)