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CfP Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e. V.

FREIHEIT UND GLEICHHEIT IM POLITISCHEN DENKEN DER UKRAINE UND OSTMITTELEUROPAS VOM 18. JAHRHUNDERT BIS HEUTE

DGO-Tagung der Fachgruppe Geschichte
in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS)
und dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft

Ort: Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) Regensburg 6. bis 8. Dezember 2023

In der Ukraine wird der Krieg Russlands gegen die Ukraine auch als ein Krieg für die Verteidigung der Freiheit der Ukraine bezeichnet. Zusammen mit Begriffen wie politische Souveränität hat der Freiheitsbegriff gegenwärtig eine zentrale Bedeutung in der politischen Debatte in der Ukraine und darüber hinaus. Seine Verwendung in der Ukraine ist allerdings nicht neu: So wurden zum Beispiel auch in einer Reihe von Städten der Ukraine wie in Kyjiw oder Charkiw nach der Erlangung staatlicher Unabhängigkeit 1991 zentrale Plätze in „Platz der Freiheit“ umbenannt. Der Freiheitsbegriff gewann auch in der Orangen Revolution 2004–2005 sowie der Revolution der Würde 2013–2014 (Euromajdan) Prominenz. Dabei verwiesen auch Bezüge auf den ukrainischen Nationaldichter Taras G. Schewtschenko und andere ukrainische Künstler:innen und Intellektuelle darauf, dass er bereits im ukrainischen nationalen Denken im 19. und frühen 20. Jahrhundert sowie in der Ukrainischen Revolution 1917–1921 eine wichtige Rolle spielte.

Verwendungsweisen des und Bezüge auf den Freiheitsbegriff verweisen auf die Verwurzeltheit des ukrainischen politischen Denkens im europäischen Denken, und zumal seines neuzeitlichen politischen Denkens. Allerdings ist der Freiheitsbegriff im europäischen Denken ein schillernder Begriff, der unterschiedliche Bedeutungen hatte. In der Ideengeschichte des Freiheitsdenkens wird etwa auf individuelle vs. kollektive (zum Beispiel nationale) Freiheit, auf die politische Freiheit (Rechte der Bürger, Beteiligung an politischen Willensbildungsprozessen), aber auch die wirtschaftliche oder soziale Freiheit verwiesen. Historiker:innen und Sozialwissenschaftler:innen des östlichen Europa haben das Thema in den letzten Jahrzehnten vermutlich auch deshalb kaum aufgegriffen, da die politische Ideengeschichte nur eine marginale Bedeutung hatte. Dabei bietet sie viele Möglichkeiten, diesen zentralen Begriff des ukrainischen politischen Denkens kontrovers und in seinen Praxisbezügen zu diskutieren und auch im größeren Kontext des europäischen, ostmitteleuropäischen bzw. osteuropäischen politischen Denkens zu verorten.

Die Organisator:innen der Veranstaltung möchten das Thema aufgreifen und den Freiheitsbegriff in Bezug zum Gleichheitsbegriff als eines weiteren zentralen politischen Begriffs der europäischen Neuzeit diskutieren.
Die 20minütigen Vorträge können auf Deutsch oder Englisch gehalten werden.
Wir laden Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Disziplinen ein, bis zum 30.06.2023 Themenvorschläge von maximal einer halben Seite bei Guido Hausmann oder Heidi Hein-Kircher einzureichen.
Die Bewerber:innen werden bis Ende Juli 2023 über die Auswahl informiert.

Ausschreibung (pdf)

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FREEDOM AND EQUALITY IN THE POLITICAL THOUGHT OF UKRAINE AND EAST CENTRAL EUROPE FROM THE 18TH CENTURY TO THE PRESENT

Conference of the German Association for Eastern European Studies (DGO) –
History Section in Cooperation with the Leibniz Institute for East and Southeast European Studies (IOS)
and the Herder Institute for Historical Research – Institute of the Leibniz Association

Venue: Leibniz Institute for East and Southeast European Studies (IOS) Regensburg December 6-8, 2023

Along political sovereignty, the concept of freedom has become a core argument in current political debates on Ukraine. Its use in Ukraine has been particularly widespread since the attainment of state independence in 1991, and in a number of Ukrainian cities, such as Kiev or Kharkiv, central squares were renamed “Freedom Square”. Freedom became central in the ‘Orange Revolution’ in 2004–2005 and the ‘Revolution of Dignity’ in 2013–2014 (Euromaidan). Most emblematically, references to the Ukrainian national poet Taras G. Shevchenko
indicate that ‘freedom’ played a crucial role in Ukrainian national thought continuously from the 19th to the early 20th centuries and in the Ukrainian Revolution of 1917–1921.

The use of the idea shows the European roots of modern Ukrainian political thought. It is multifaceted, with both individual and collective (e.g. national) social dimensions; it may assume political meanings (citizenship rights), but also economic or social significance. During the European Revolutions from the 1830s until the 1860s, East-Central European national movements for political independence turned into military fights against the monarchies that oppressed them. This period marked not only a transnational entanglement of revolutionary ideas, biographies and networks of European scale, but also acquired a transatlantic dimension through the involvement of North-American supporters of their cause. The echo of the 19th century tradition resonated in Ukraine and the broader East-Central European region in many claims for freedom in the 20th and 21st century, in various, and even conflicting, political, social and cultural  contexts.

Historians and social scientists of Eastern Europe in Germany have rarely addressed this topic in the past decades. The conference offers opportunities to discuss freedom as a political concept in the Ukrainian tradition in the larger European and transatlantic context and in relation to other fundamental / classical ideas, such as equality.

We invite scholars from different disciplines to submit proposals of no more than half a page to Guido Hausmann or Heidi Hein-Kircher as well as a short CV by July 14, 2023.

Full CfP (pdf)