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Pause, Johannes, Dr. des.

Projekt:
Johannes Pause

Latenz und Sichtbarkeit.

Zu Geschichte und Funktion des Geheimen im populären politischen Kino

 

Kontakt:

johannes.pause[at]gkm.uni-giessen.de

Justus-Liebig-Universität Gießen
Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"
Otto-Behaghel-Str. 10 C
35394 Gießen

 

Kurzbiographie

  • Seit 11/08 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc), Justus-Liebig- Universität Gießen, DFG-Graduiertenkolleg Transnationale Medienereignisse. Seit 10/09 zudem Lehrbeauftragter am Gießener Institut für Germanisitik
  • 07/08 Promotion im Fach Neuere deutsche Literatur, Freie Universität Berlin
  • 10/05-07/08 Lehrbeauftragter, Freie Universität Berlin
  • 07/05-10/08 Promotionsstipendium der Berliner Universitäten nach dem Nachwuchs-Förderungs-Gesetz (NaFöG) 
  • 04/04 – 06/04 Goethe-Institut Hongkong  
  • 03/04 Magister Artium im Fach Neuere deutsche Literatur, Freie Universität Berlin 
  • 10/97-09/03 Studium der Neueren deutschen Literatur an der Universität Hamburg und der Freien Universität Berlin mit den Nebenfächern Filmwissenschaft, Philosophie und Geschichte

 

Lehre

SoSe 2010: Seminar „Filmtheorie als Kulturtheorie“ (zus. mit Astrid Matron), Institut für Germanistik, JLU Gießen

WiSe 2009: Hauptseminar „Deutschlandbilder im Kino. Film und Geschichte nach 1945“, Institut für Germanistik, JLU Gießen

10/05-07/08: „Kulturelle Orientierung in Berlin“, Institut für deutsche und niederländische Philologie, Freie Universität Berlin

 

Publikationen


Monographien
 

  

  • J. Pause, „Zeit ist ein Netz aus feinen Knoten.“ Zum Wandel des Zeitmotivs in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Köln: Böhlau 2010 (in Vorb.)
  • J. Pause, Die ironische Korrektur. Vom philosophischen Paradigmenwechsel Thomas Bernhards. Berlin: Tenea 2004.


Artikel

  • Jon Albers, J. Pause, Herakles und die Amazonen. Filmische Transformationen eines antiken Mythos, in: Almut-Barbara Renger (Hg): Antike im Film – Gender on Screen, 2010 (in Vorb.).

  • J. Pause, Das Ich auf dem Bildschirm. Thomas Glavinics Die Arbeit der Nacht. In: Jörg van Bebber (Hg.): Dawn of an Evil Millennium. Horror und Kultur im neuen Jahrtausend. Marburg: Tectum 2010.

  • J. Pause, Letzte Menschen. Zur Konjunktur eines Szenarios in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. In: Deutsche Bücher 3/2009, S. 177-199.

  • J. Pause, Die Flucht ins Nichts. Videobilder als Irritation von Identität in David Lynchs Lost Highway. In: Nach dem Film, Nr. 3 (2002): Video und Überwachung.


Sonstige

 

 

 

Forschungsinteressen und -projekte

 

 

Projektskizze

Die audiovisuelle Medialisierung der Politik hat im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts die Konjunktur zweier radikal gegensätzlicher Behauptungen gefördert: Einerseits gilt nur derjenige als politisch einflussreich, der medial besonders präsent ist, wird politische Macht also an das Paradigma der Sichtbarkeit gekoppelt. Andererseits hat gerade die mediale Omnipräsenz der Politik den Verdacht beflügelt, hinter der inszenierten Oberfläche müsse es ein arkanes, der Öffentlichkeit nicht nur unzugängliches, sondern auch unbekanntes Zentrum der Macht geben, in dem die eigentlich wichtigen Entscheidungen getroffen werden. „Je offener die Welt des Politischen“, so Manfred Schneider, „desto größer der Verdacht, dass sie sich der Beobachtung nur darbietet, um die Tatsachen zu verhüllen, um das wahre Spiel vor den Blicken abzuschirmen. Die schlimme Wahrheit spielt im Unsichtbaren.“

Im populären europäischen und amerikanischen Kino ist diese Ambivalenz von Sichtbarkeit und Geheimnis besonders im Genre des Polit-Thrillers virulent, das sich in erster Linie durch eine Rhetorik des Investigativen auszeichnet: Ebenso wie die Journalisten, Filmemacher und Fotografen, von denen die Filme häufig handeln, beabsichtigen auch diese selbst, die klandestinen Strukturen des 'militärisch-industriellen Komplexes' sichtbar zu machen. In dem Maße, in dem dieses Anliegen als problematisch erkannt wird, beginnen die Filme neue Konzepte politischer Macht zu erproben, die die Logiken der Sichtbarkeit in den Fokus rücken: Wirksamkeit und Einfluss der unterschiedlichen Akteure bestimmen sich zunehmend über die Kontrolle der Überwachungs-, Aufzeichnungs- und Massenmedien, die es ermöglichen, verschiedene und verschieden zugängliche Bildräume zu generieren und auf diese Weise das semantische Feld, in dem 'Wahrheiten' sagbar sind, zu manipulieren oder überhaupt erst zu erzeugen.

Im Rahmen einer Diskursanalyse politischer Latenz, die an Studien Eva Horns, Lutz Ellrichs u.a. anschließt, soll die Geschichte des Filmgenres 'Polit-Thriller' von seiner Entstehung in den 60er-Jahren bis zu seiner Renaissance im aktuellen Hollywood-Kino erfasst und anhand seiner dominanten machttheoretischen Entwürfe konturiert werden. Untersucht wird, welche Kräfte, Mechanismen und Medien die unterschiedlichen „Politiken der Bilder“ (Rancière) ausmachen, die in den Filmen differenziert werden, und wie diese jeweils auf das Subjekt wirken, das sich sowohl als Akteur als auch als Effekt der Macht konstituiert. Zu fragen ist darüber hinaus nach der Rolle historischer Medienumbrüche sowie nach dem subversiven Potenzial, das den unterschiedlichen Medien in den Filmen zugewiesen wird: Welche Möglichkeiten stellen diese bereit, die arkanen Zentren der Macht sichtbar zu machen und die visuellen und topologischen Strukturen der Politik zu kritisieren oder gar zu reorganisieren?

Über diese kulturwissenschaftlich orientierte Genregeschichte des Polit-Thrillers hinaus soll das Forschungsvorhaben die Tragfähigkeit des Ansatzes auch in einem weiteren Rahmen erproben: So ist etwa zu beobachten, dass die Filme selbst ihren „Thrill“ durch ein Spiel mit dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren generieren, das auf diese Weise nicht nur als grundlegendes Spannungsmoment der Politik, sondern auch des Mediums Film und seiner Inszenierungslogiken kenntlich wird. Zu prüfen ist daher, ob ein theoretischer Zugriff, der auf das Spannungsfeld von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Wahrheit und Geheimnis, Präsenz und Entzug fokussiert, möglicherweise nicht nur das Projekt einer Filmgeschichte der Macht, sondern auch eine neue Theorie des politischen Kinos zu begründen vermag.