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Philippi, Kristl

derzeitiges Projekt: Promotion

Kristl Philippi

Betreuer: Prof. Rieger

 

Kontakt

Kurzbiographie

  • Studium der Romanistik (Portugiesisch), Theater- Film- und Fernsehwissenschaft und Philosophie in Coimbra, München, Lissabon und Köln

     

  • 2002 Magister Artium (Thema der Arbeit: “Zur Funktion der Lektüre im fiktionalen Werk von Eca de Queiroz”)

     

  • Hospitanzen bei Arte, 3sat (Filmredaktionen) und ZDF/Das kleine Fernsehspiel

     

  • Mitarbeiterin eines Theater- Hörspiel- und Drehbuchverlags (1999-2002), Mitarbeiterin des Kurzfilmfestivals short cuts cologne (2000), Kuratorin von Filmreihen

     

 

Thema der Dissertation

Die rumänische Revolution 1989

 

Veröffentlichungen

Reportage "Junge Regisseure in Rumänien - ein Stimmungsbild" (ADZ, 4. und 11. Juli 2003)


Im Druck
"Das Massaker von Temesvar 1989" In Akten der Tagung: Die mediale Inszenierung von Massakern (16. - 21. Jahrhundert), Justus-Liebig-Universität Gießen, 23. - 25.09.2004

Projektskizze

Die Rumänische Revolution 1989 war mit ihren Bildern von aufgeregten Menschen im Fernsehstudio, Amateurvideos von Massengräbern, stetig steigenden Opferzahlen und den Close-Ups der Leichen des Diktatorenpaares Ceausescu ein transnationales Medienereignis im doppelten Wortsinn. Zum einen handelt es sich um ein Ereignis im Fernsehen: Massenmedien auf der ganzen Welt berichteten mit intensiver Aufmerksamkeit über das Geschehen. Zum anderen wurde das Fernsehen selbst zum Ereignis: mit der Besetzung und der Zuschaltung der Satellitenübertragung durch die Revolutionäre schien es eine wesentliche, positiv besetzte Rolle in Revolutionsverlauf zu spielen, die gleichzeitig selbstreflexiv kommentiert wurde. Nachdem sich die Situation in Rumänien stabilisiert hatte, wurde ein großer Teil der Berichterstattung als Fälschungen und Übertreibungen entlarvt. Damit wurde rückwirkend die Ereignung des Fernsehens als Medium der Befreiung umgedeutet in die Ereignung des Fernsehens als Manipulationsinstrument. Der Prozess der Umdeutung selbst kann ebenfalls als Medienereignis beschrieben werden, das allerdings deutlich weniger Aufmerksamkeit erfuhr, als die Revolution selbst. Diese Umdeutung führt jedoch dazu, dass das Medienereignis Revolution nur ausgehend von dem perspektivierenden Wissen um die Fälschungen betrachtet werden kann.
Die Atmosphäre um das Wendejahr 1989 war geprägt von der Hoffnung der Zeit, die Teilung Europas, der Welt, in einen unterdrückten kommunistischen und einen freien demokratischen Block würde überwunden. Zudem löste sich – aus westlicher Perspektive gesprochen – die blockhafte Wahrnehmung Osteuropas. Mit Rumänien schließlich ließ ein bis dahin im kollektiven Bewusstsein des Westens nahezu vergessenes Land die ganze Welt bei seinen Kampf um Freiheit dabei sein.

Für meine Untersuchung kristallisieren sich somit zwei Ebenen heraus: Erstens die Rede von der einen Welt, von einem Europa, von Globalem und Lokalem, von Transnationalität; diese Räume und Orte umschreibenden Begriffe spiegeln sowohl geographische als auch im weitesten Sinne weltanschauliche Begrenzungen, deren Beziehungen und damit verbundene Perspektiven zu einander wider. Zweitens nimmt die Beschreibung der Revolution als Medienereignis die Aspekte Massenkommunikation und Wirklichkeitskonstruktion im und durch das Medium Fernsehen in den Blick.
Die geographische, politische und werteorientierte Raumordnung liegt den massenmedialen Inszenierungen und Deutungen der rumänischen Revolution als strukturierende Matrix zu Grunde. In der Arbeit soll also ausgehend von dieser Matrix die Ereignishaftigkeit des Mediums Fernsehen sowie das Ereignis im Fernsehen untersucht werden.

Daraus ergeben sich folgende Fragen: In welchem Zusammenhang stehen Realisierung sowie Inszenierung von bestimmten Kommunikationsstrukturen und die ideologisch aufgeladenen Kommunikationsräume Ost-West, bzw. deren vermeintliche oder tatsächliche Verbindung zu einem transnationalen Kommunikationsraum? Welchen Einfluss hatte die Atmosphäre der Hoffnung auf eine Welt auf die Inszenierungen allgemein, sowie auf die Inszenierung von Transnationalität? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten weisen Geschichte(n) und Diskurs(e) des Ereignisses an den unterschiedlichen Orten bzw. Räumen (Schauplatz Ost / Rumänien – Beobachter: West /Frankreich, BRD) auf und auf welche Perspektive und auf welchen Bezugsrahmen (Ost-West, Schauplatz/Akteur – Zuschauer/Beobachter oder jeweils lokal bzw. national?) sind diese eventuell zurückzuführen?
Zur Reflektion dieser Fragen untersuche ich Sendematerial des freien Rumänischen Fernsehens sowie von jeweils zwei französischen und deutschen Sendern im Zeitraum vom 18. – 31. Dezember 1989. Mit Beschreibungsgrößen der intermedialen Narratologie, der Rahmenanalyse und der TV-Nachrichtenanalyse lässt sich sowohl das eher diffuse rumänische als auch das hochstandardisierte deutsche und französische Quellenmaterial entlang einheitlicher Kriterien vergleichen.
Ziel der Arbeit ist somit zum einen, das weitestgehend unbekannte rumänische, deutsche und französische audiovisuelle Material der Rumänischen Revolution vorzustellen und den Einfluss nationaler bzw. transnationaler Deutungsmuster auf deren jeweilige Beziehung zu beschreiben. Zum anderen soll der Zusammenhang von Räumen und Orten einerseits und medientheoretischen Ansprüchen und Selbstinszenierungen des Fernsehens andererseits untersucht werden.

 

Aktivitäten

Mitarbeit in der GGK-Sektion:
(Inter-)Medialität - Theatralität - Performativität
Inszenierungen in (Neuen) Medien, Mediengeschichte und -theorien