Inhaltspezifische Aktionen

Erfahrungsbericht Izmir WS2013/14

Vorbereitung

Die Vorbereitungen für ein Auslandssemester beschäftigen sich weitestgehend mit dem Ausfüllen und Einreichen bestimmter Dokumente zu bestimmten Zeitpunkten. Sowohl Dokumente von der Ege-Uni, als auch von der Gießener Uni waren auszufüllen. Das schwierigste dabei war eigentlich, dass einem viele Punkte unklar erschienen. Man sollte die Dokumente soweit wie möglich ausfüllen und ansonsten war es aber kein Problem im akademischen Auslandsamt vorbei zu gehen oder eine E-Mail mit Fragen zu schicken. Diese wurden stets kompetent beantwortet. Beim vorläufigen Learning Agreement sollte einem bewusst sein, das dieses wirklich zunächst das vorläufige Agreement darstellt. Dieses kann in den ersten beiden Wochen nach Uni-Beginn in Izmir noch verändert werden. Trotzdem sollte man sich schon im Voraus mit den Vorlesungen dort beschäftigt haben um beispielsweise beim Prüfungsamt schon die Anerkennung von verschieden Modulen im Nachhinein sicher zu stellen. Die Ege- Universität bietet einen guten Vorlesungskatalog auf Englisch auf ihrer Internetseite. Dort gibt es neben Modulbeschreibungen auch die Angabe in welchem Semester dieses Modul angeboten wird, wie auch in welcher Sprache es gehalten wird. Die Sprache und Zeitpunkt der Module kann man dabei aber weitestgehend überlesen.

Im Bereich Wirtschaftswissenschaften gibt es sehr viele Erasmus-Studenten an der Fakultät in Izmir. Aus diesem Grund wurden extra Kurse für uns geöffnet oder Kurse auf Englisch gehalten.  Der Letter of Acceptance, den man für den Antrag des Visums  benötigt kam leider erst kurz vor meinem Abflug in die Türkei. Innerhalb von einer Woche wurde mein Antrag aber in der türkischen Botschaft in Frankfurt bearbeitet und konnte von mir abgeholt werden. (Die Botschaft hat nur zweimal die Woche auf und am besten sollte man schon früh morgens hin, da man sonst mehrere Stunden warten muss!). Meine Auslandskrankenversicherung habe ich eine Woche bevor ich geflogen bin abgeschlossen.

 

Unterkunft

Mein Plan war es  mir für die ersten Tage ein Hostel oder Hotel in Izmir zu nehmen und dann direkt vor Ort nach einer WG zu suchen. Im Internet oder von früheren Erasmus-Studenten dort hieß es, dass es nicht besonders schwierig sei ein WG-Zimmer zu finden.  Vor Ort stellte sich das dann aber doch als etwas schwieriger heraus. Letztendlich fand ich dank eines tollen türkischen Mentors nach einer Woche mit zwei Spaniern und einer anderen Deutschen dann doch eine gute Wohnung mitten im Herzen vom Kücükpark in Bornova (beste Lage für Ege-Studenten!). Diese war allerdings komplett unmöbliert. Zum Glück gibt es zahlreiche Second-hand shops in der Türkei, in denen man für wirklich wenig Geld alle Möbel kriegt die man so braucht und auf dem Basar gibt es von Töpfen bis Klobürsten auch die volle Ausstattung für wenig Geld - alles also recht unproblematisch. Wirklich schwierig wurde es dann erst wenn man seine Rechnungen bezahlen wollte. Da die Rechnungen in jedem Haus unterschiedlich bezahlt werden, konnte uns keiner genau erklären, wann wir was und vor allem wo bezahlen mussten. Herausgefunden haben wir das oft erst, wenn uns das Gas oder der Strom bereits abgestellt war. Wir waren aber nicht die einzige Erasmus-WG, der es so erging und so wurde sich oft durch nachbarschaftliche Erasmus-Hilfe mit einer warmen Dusche ausgeholfen bis alles wieder geregelt war. Ich würde im Nachhinein jedem raten einfach schon vorher in einer der etlichen Facebook-Gruppen nach einer geeigneten WG  zu suchen!

 

Studium und Gasthochschule

Zu Beginn des Studiums fand eine Einführungswoche statt in der wir neben zwei Ausflügen auch den großen Campus kennenlernten und eine Informationsveranstaltung in unserer Fakultät hatten. Leider musste man sich um das Material für die Informationen zu den Vorlesungen selbst kümmern. Einfacher wäre es gewesen, wenn zwei Informationsblätter für jeden verteilt worden wären aber man darf ja nicht vergessen, dass man sich in der Türkei befindet. (Am Ende gewöhnt man sich auch als Deutscher ein wenig an das Chaos in der Türkei ;)). Uns wurde gesagt, dass die Kurse, die einen englischen Namen haben auch auf Englisch gehalten werden. Dies war letztendlich aber nicht ganz der Fall. In ganz wenigen Fällen wurde die Vorlesung einfach auf Türkisch gehalten, in den meisten Fällen wurde aber anfangs gefragt ob Erasmus-Studenten an der Vorlesung teilnehmen und dann ohne Diskussion auf Englisch weiter gemacht. Und da sogar extra Kurse nur für Erasmus-Studenten gehalten wurden hat man sich als ausländischer Student meistens sehr willkommen gefühlt an der Uni! Vom Umfang und der Art der Vorlesungen unterscheidet sich die türkische Uni dann doch stark von einer Deutschen. Alles ist eher wie in der Schule. Es wird mit gearbeitet, in den Räumen sitzen oft nur wenige Studenten und meistens herrscht Anwesenheitspflicht. Außerdem gibt es Mid-term und final exams. Für fünf Monate fand ich es ganz gut und interessant aber letztendlich ziehe ich doch eine deutsche Uni vor.

 

Alltag und Freizeit

Durch das wirklich großartige Mentorensystem an der Ege-Universität hat man sofort einheimische Leute kennen gelernt. Leider war meine Mentorin nicht gerade gut und nachdem sie mich mit anderen Mentoren vom Flughafen abgeholt hatte, habe ich nichts wieder von ihr gehört. Aber das war alles halb so schlimm, da ich bereits die anderen deutschen Studenten von meiner Fakultät kannte die wirklich super tolle Mentoren hatten. Dank ihnen konnten wir alle Formalien, wie den Antrag für die residence permit in der Polizeiwache und den Antrag für die Kentkart schon innerhalb der ersten Tage erledigen. (Da in der Türkei nur wenige Leute englisch sprechen können waren wir auch wirklich auf die Hilfe von den Mentoren angewiesen). Durch das Mentorenprogramm lernten wir nicht nur Türken, sondern genauso schnell andere Erasmus- Leute kennen und schon war man mitten im Erasmus-Alltag.

Neben Uni gehörte da natürlich das Weggehen und Feiern dazu.In Izmir findet das Leben viel mehr im Freien statt als in Deutschland. Selbst in den kalten Wintertagen wurde sich mit Decken und Heizstrahlern draußen warm gehalten. Außerdem war es genial, dass man zu jeder Tages und Nachtzeit in Bornova etwas zu essen und einen Tee bekommen kann. So saß man so gut wie jedes Mal nach dem Feiern noch nachts draußen und hatte Zeit zu quatschen.  Mit zu den tollsten Dingen in meinem Auslands-Semester gehörte das Reisen in der Türkei.  Dieses Land hat tolle Landschaften zu bieten und man kommt zudem ohne viel Geld auszugeben von A nach B. Wir sind nach Istanbul geflogen, haben Marmaris mit einen der vielen Fernbusse besucht, haben uns ein Auto in Kappadokien und Ankara gemietet und haben uns mit unseren Backpackern von Antalya Richtung Fethiye mit Dolmusen (türkische Minibusse) fortbewegt. Natürlich war das nicht immer einfach, ganz besonders weil niemand von uns richtig türkisch konnte und es entweder gar keine Buspläne gab oder die Busse einfach nicht nach diesen Zeiten gefahren sind. Aber es hat super Spaß gemacht, man ist immer wieder verwundert gewesen wie ein solches System doch funktionieren kann und man lernt die Türkei und die Türken nochmal von einer ganz anderen Seite kennen. Wir wurden immer, egal wo wir waren, freundlich behandelt und alle waren super hilfsbereit!

 

Fazit

Meine fünf Monate in Izmir gehören zu den schönsten Erfahrungen, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Auch wenn die Türkei zunächst nicht zu den typischen Ländern gehört in denen man ein Auslandssemster verbringt und man oft in Erklärungsnot gerät warum man ausgerechnet in die Türkei möchte, kann ich nur jedem raten sich sofort in Izmir zu bewerben. Auch wenn man noch nie in der Türkei war und kein türkisch spricht sollte das keine Hürde sein. Ich kann nur sagen, dass das Land super schön ist, die Menschen  freundlich, lustig und hilfsbereit  sind, das Essen lecker und das Wetter toll (um einiges besser als in Istanbul!). Izmir ist wohl die „europäischste“ Stadt in der Türkei, von daher gibt es natürlich kulturelle Unterschiede, aber diese Unterschiede sind auch nicht größer als in den europäischen Ländern die man durch Erasmus besuchen kann.