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DFG fördert eine Forschungs- und Vortragsreise von Herrn Dr. Paha in die USA

10.10.2014

 

Seit Frühjahr 2013 führen Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold, M.Sc., ein Projekt zur Erforschung der Ausgestaltung und Wirkung kartellrechtlicher Compliance-Maßnahmen durch. Im Rahmen einer Umfrage unter Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz konnte so gezeigt werden, dass aus ökonomischer Sicht bedeutsamen Risikofaktoren für die Kartellbildung in der Compliance-Praxis bislang noch eine eher überschaubare Bedeutung zukommt.

Die Ergebnisse dieser Forschung stellte Herr Dr. Paha am 01.10. auf Einladung von Prof. Dr. Sally Simpson am Department of Criminology der University of Maryland vor. Im Rahmen dieses Vortrags konnten die Erkenntnisse der Gießener Forscher mit den dortigen Wissenschaftlern diskutiert werden, wodurch sich wiederum Impulse für die zukünftige Forschung in Gießen ergaben. Seit seiner Gründung im Jahr 1969 ist das Department of Criminology and Criminal Justice der University of Maryland deutlich gewachsen und ist bestrebt, eine Vorreiterrolle in der kriminologischen Forschung einzunehmen.

 
Im Zuge seiner Beschäftigung mit Kartellrechts-Compliance argumentiert Herr Dr. Paha auf Basis einer modelltheoretischen Arbeit, dass Wettbewerbsbehörden mitunter Anreize zur Investition in Compliance-Programme schaffen können, indem sie das allgemeine Niveau der Bußgelder absenken, die Kartellunternehmen auferlegt werden. Dies steht im Kontrast zu einem oft gehörten Argument: Ein niedrigeres Bußgeld schrecke weniger vor Kartellvergehen ab. Diese niedrigere Abschreckungswirkung mindere auch den Anreiz, in kartellverhindernde Maßnahmen zu investieren. Dr. Paha zeigt hingegen, dass dieser Anreiz bei sinkenden Bußgeldern gerade steigen kann, wenn andernfalls nämlich die Zahl der Kartellvergehen steigt.

Diese Überlegungen stellte er auf Einladung von Prof. Dr. Roger Blair am Department of Economics der University of Florida vor. Die Diskussion zu diesem Thema ging dabei schnell über den eigentlichen Fokus der Arbeit hinaus, um die weiteren Implikationen von Herrn Dr. Pahas Ergebnissen für die praktische Wettbewerbspolitik zu beleuchten. Die Teilnehmer des Forschungsseminars zeigten ein lebhaftes Interesse am behandelten Themenfeld sowie an den Ergebnissen der Gießener Forschung.

Zudem verbrachte Johannes Paha eine Woche am Levin College of Law der University of Florida, um eine Forschungskooperation mit Prof. Dr. Daniel Sokol anzustoßen. Dieser Aufenthalt wurde dankenswerterweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch die Gewährung von Drittmitteln zum Aufbau internationaler Kooperationen unterstützt. Im Rahmen der in Gainesville (Florida) geführten Gespräche wurde vereinbart, die weiteren Ausbaustufen der Gießener Umfrage zur Kartellrechts-Compliance in Kooperation mit der University of Florida durchzuführen. Die Forscher sind überzeugt, durch ihre Arbeit nicht nur einen wissenschaftlichen sondern auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Schließlich werden Konsumenten tagtäglich geschädigt, da sie für eine Vielzahl von Produkten (in der Vergangenheit z.B. Matratzen, Kerzen, Süßwaren, Bier, Zement, Computermonitore etc.) aufgrund rechtswidriger Absprachen zwischen Unternehmen zu hohe Preise zahlen.