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DFG-Projekt Makroökonomische Wirkungen der Fiskalpolitik: Neue Evidenz aus der textanalytischen Auswertung der Debatten im Deutschen Bundestag (2021-2024)

Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit zwischen der Professur für Monetäre Ökonomie (Peter Tillmann) und der Professur für Statistik und Ökonometrie (Peter Winker) durchgeführt. Das Projekt wird durch die DFG (Deutsche Forschungsgesellschaft) gefördert.

Makroökonomische Modelle legen nahe, dass die Fiskalpolitik, d.h. Änderungen der Staatsausgaben und Steuereinnahmen, eine wichtige Determinante von Konjunkturzyklen ist. Die empirischen Auswirkungen der Fiskalpolitik sind jedoch umstritten, sowohl hinsichtlich des Vorzeichens als auch des Ausmaßes des Effekts. Ziel dieses Projektes ist es daher, unser Verständnis über die Auswirkungen der Fiskalpolitik in Deutschland zu verbessern. Da eine Änderung der Fiskalpolitik oft das Ergebnis eines langen und kontroversen parlamentarischen Prozesses ist, gibt es keine zeitnahen Indikatoren, die es erlauben, fiskalpolitische Schocks zu erfassen und ihre Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu messen. Die Kernhypothese dieses Projekts ist, dass die Art des parlamentarischen Prozesses selbst wertvolle Informationen zum Verständnis der treibenden Kräfte und der Folgen der Fiskalpolitik enthält. Wir erkennen auch an, dass die nationale Fiskalpolitik, die im Parlament betrieben wird, von einem öffentlichen Diskurs begleitet wird. Um beide Aspekte der Fiskalpolitik zu berücksichtigen, verwenden wir zwei neuartige Datensätze zu Parlamentsreden bzw. zur Zeitungsberichterstattung. Wir nutzen einen großen Datensatz, der die digitalisierten Reden im Deutschen Bundestag seit dem 9. September 1949 enthält. Wir ergänzen diese Parlamentsdaten mit Zeitungsdaten aus dem digitalisierten Archiv der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), um die öffentliche Debatte über die Finanzpolitik zu erfassen. Auf der Grundlage von einer Reihe an Schlüsselwörtern erhalten wir ca. 220.000 Artikel zur deutschen Fiskalpolitik für diese Analyse.

Um nützliche Erkenntnisse aus den gesammelten Textdaten zu gewinnen, wenden wir Methoden der computergestützten Textanalyse an, die - soweit wir wissen - bisher noch nicht zur Untersuchung der Fiskalpolitik eingesetzt wurden. Auf diese Weise wollen wir (i) die Entwicklung der Debatte über die Fiskalpolitik im Laufe der Zeit und (ii) das Ausmaß der Uneinigkeit über die Fiskalpolitik verstehen. Für die systematische Analyse des Datensatzes werden zwei Ansätze des maschinellen Lernens in Betracht gezogen:

  1. Topic Modelling-Ansätze, die es ermöglichen, die Dimensionalität des umfassenden Textkorpus zu reduzieren und latente Themen in den Textdaten aufzudecken. 
  2. Word Embeddings-Ansätze, die es ermöglichen, Wörter und/oder Dokumente in einem gemeinsamen Vektorraum darzustellen, der die semantischen Merkmale der natürlichen Sprache abbildet. 

Nachdem textbasierte Indikatoren konstruiert werden, die die fiskalpolitische Stimmung über die Zeit erfassen, werden diese Indizies innerhalb ökonometrischer Modelle verwendet, um die makroökonomischen Auswirkungen der Fiskalpolitik zu untersuchen.

 

Die nachstehende Grafik veranschaulicht die Projektpipeline.