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Kunst kommentiert Kunst im öffentlichen Raum, 11. – 31. Oktober 2016, Gießener Innenstadt

Projektausstellung des Instituts für Kunstpädagogik


Eröffnung: 11. Oktober 2016, 16:00 – 17:30, Berliner Platz, Gießen

Dauer: 11. – 31. Oktober 2016

 

Führungen:

Es werden im Projektzeitraum drei Rundgänge / Führungen angeboten. Hierzu werden Studierende interessierten Besuchern auf einem Rundgang die künstlerischen Arbeiten zeigen und in ihren Kontexten erläutern. Treffpunkt: Berliner Platz

Termine:

Samstag, 15.10.2016, 12:00-13:30 Uhr

Sonntag, 23.10.2016, 15:00 – 16:30 Uhr

Mittwoch, 26.10.2016, 17:00 – 18:30 Uhr


Im öffentlichen Raum des Stadtgebiets Gießen befinden sich zahlreiche künstlerische Arbeiten, die in sehr unterschiedlicher Weise wahrgenommen werden. Die Kunst im öffentlichen Raum birgt ein großes Potenzial, mit den Mitteln der Kunst städtische Orte zu akzentuieren und zu verändern, Blicke zu leiten oder Auseinandersetzungen mit den urbanen Gegebenheiten anzustoßen. Das Ausstellungsprojekt von Kunststudierenden der Universität Gießen beschäftigt sich mit dem künstlerischen Bestand im öffentlichen Raum und entwickelt aktuelle künstlerische Perspektiven:
Studierende haben im Rahmen eines Projektseminars sich mit ausgewählten künstlerischen Arbeiten in Gießen beschäftigt und nach zeitgenössischen, überraschenden und vielfach erkenntnisreichen neuen Verständnisweisen gefragt. Die vorgefundenen Arbeiten wurden somit zum Ausgangspunkt der künstlerischen Prozesse der Studierenden, um wiederum neue künstlerische Arbeiten in Form von Installationen, skulpturalen Arbeiten oder performativen Interventionen zu entwickeln. Diese „Kommentierungen“ setzen sich mit den bestehenden Arbeiten auseinander und stellen doch eigenständige künstlerische Herangehensweisen dar. In ganz verschiedenen Ansätzen fragen die Arbeiten der Studierenden danach, inwiefern Kunst im städtischen Bereich wirken und ihn verändern kann, wie aktuellen Blickwinkel ältere Kunstwerke in neuem Licht erscheinen lassen und wie eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum heute aussehen kann.

Da sich das Kulturamt der Stadt Gießen derzeit intensiv mit Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt, wurde das Projekt vom Kulturamt begleitet und gefördert. Aus Sicht des Kulturamtes ist es längst notwendig, sich über die Konzeption der Gestaltung des Öffentlichen Raumes in Gießen Gedanken zu machen: Welche Kunstobjekte stehen in welchen architektonischen, künstlerischen oder inhaltlichen Zusammenhängen hier in Gießen? Darf man Kunst im öffentlichen Raum wie eine Ausstellung im Museum bearbeiten, verändern, neu gestalten oder auch zeitweise ins Depot stellen? Das studentische Projekt für das Kulturamt am Anfang eines Diskussionsprozesses, der den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum in Gießen reflektieren und ein Bewusstsein dafür schaffen soll.

Künstlerische Arbeiten:
Kim Treude beschäftigt sich in ihrer Intervention „Kunstrasen“ mit dem Kunstwerk `Fragile` von Claudia Pense (Vor dem Rathaus) und bespielt mit Rasenfragmenten Teile des Berliner Platzes (Bushaltestelle, Laterne, Mülleimer), um nach der Rolle der Kunst im öffentlichen Raum zu fragen.

Anja Wenzel umspielt in ihrer Arbeit „Stadtklang“ die Steinskulpturengruppe Fermate im Theaterpark mit einer rot lackierten Stahlskulptur, die linienhaft an eine Stadtsilhouette erinnert. Mit der Stahlinstallation soll sich eine formale sowie inhaltliche Verschmelzung zwischen altertümlich/natürlich und modern/städtisch vollziehen. Die rote Linie bildet eine Stadtlandschaft, welche sich wie der Stab eines Dirigenten im Raum bewegt und sein musisches Finale in der Fermate findet.

Xenia Zimbal, „Das Tor“: Bei diesem künstlerischen Projekt handelt es sich um die Auseinandersetzung mit dem Werk von Henrik Wienecke Hades im Theaterpark. Bezug nehmend auf die griechische Mythologie, die den Eintritt in die Unterwelt als schwer und den Ausgang als unmöglich beschreibt, erschwert „ Das Tor“ den Zutritt zu „Hades“, dem Unterweltgott.

Nina Chantal Pfeiffer setzt sich im Theaterpark mit einer Skulpturengruppe der Gießener Köpfe auseinander und installiert einen ähnlichen Sockel mit einer darauf positionierten spiegelnden Skulptur, deren Form einen stilisierten Kopf entlehnt ist. In ihrer Arbeit „Den Menschen dieser Stadt“  können sich die BürgerInnen spiegelnd in Bezug zu den Kulturschaffenden der Stadt sehen. Diese Arbeit soll die Denkmalsidee der Gießener Köpfe und den dahinter stehenden Kulturbegriff erweitern. Damit stellt sich die Frage: Wer sind Sie für Gießen?

Lucie Klewer baut mit keineswegs harmlosem Witz ein Kinderbettchen unter dem in großer Höhe ruhenden Überirdischen Stein im Theaterpark. Zu ihrer Arbeit „Schlaf gut“ merkt sie an: Ein riesiger Stein in der Luft, nur gehalten von drei schräg gestellten Säulen. Wer wäre bereit, unter diesem Stein einen Schlafplatz zu suchen?

Yildiz ELena Kurter versieht die sockelbildenden Stufen des Röntgendenkmals im Theaterpark mit roten Polsterelementen, um die Unsichtbare Gefahr der Röntgenstrahlen im Verhältnis der Weichheit zur Sprache bringen.

Marlene Beckmann setzt sich anhand der Skulptur Mann mit roter Badehose (Löbers Hof)mit der Frage nach Positionierun einer künstlerischen Arbeit im öffentlichen Raum, also der Frage der Aufstellung, auseinander. Dafür baute sie einen Skulpturenzwilling, den sie als „Mann mit roter Badehose auf Reisen“ während des Ausstellungszeitraums an verschiedenen Stellen der Stadt aufbaut und somit durch Gießen wandern lässt.

Martha Oelschläger setzt sich unter dem Titel „Symbolische Verbundenheit“ mit dem Kriegsdenkmal Regiment 118 vor dem Zeughaus auseinander. Sie befragt kritisch die Vergesellschaftung von Nationalgefühl und Patriotismus in der heutigen Zeit und erarbeitet im Projektzeitraum eine sich performativ entwickelnde Intervention.

Jannik Sygusch beschäftigt sich in seiner skulpturalen Intervention „Die bequeme Freiheit“ mit dem Ensemble der vier Gießener Köpfe (Denkmal zur politischen Innovation, Kanzleiberg). Auf die Fragilität und den Baustellencharakter von Freiheit weist Sygusch durch eine temporäre Verstellung des Blicks durch eine Holzabsperrung hin.

Saskia Bley realisiert zwei Arbeiten:
„Stadtgeschwätz“: Räume werden zu Orten, in dem Menschen ihnen Bedeutung verleihen: Den symbolisch dargestellten Dialog der "Drei Schwätzer" aufgreifend, werden die Diskussionsflächen in der Stadt, über die Stadt, mittels Markierungen sichtbar gemacht.
„Ort des Vergessens“: In einem temporären Spektakel wird der Zusammenhang zwischen Erinnern und Vergessen anhand des Mahnmals der Kriegsgefangenen und Vermissten (Wolfgang Tentsch, am Goldfischteich, Ostanlage) ausgeleuchtet, sowie deren Bedeutung in unserer Gesellschaft thematisiert.

 

Projektleitung: Prof. Dr. Ansgar Schnurr