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Team der Professur stark involviert bei virtueller Aktionswoche „Digitaler Habitus“ über die Folgen aktueller politischer Ereignisse, digitaler Entwicklungen und der fortschreitenden Pandemisierung des Alltags

Das Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) veranstaltete vom 2. bis 6. November 2020 unter dem Titel „Digitaler Habitus“ ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm. Gleich zwei Veranstaltungen setzten sich mit der US-Präsidentenwahl am 3. November auseinander. Vor und nach der Wahl diskutierten Expert*innen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund und teils US-amerikanischer Herkunft im Livestream die Entwicklungen.

Kurz vor der US-Präsidentenwahl moderierte Louisa A. Süß, B.A. (Universität Leipzig) am 03. November die digitale Podiumsdiskussion „Prognosen und Analysen mit kurzer Halbwertszeit. Wissenschaftler*innen diskutieren über die bevorstehende Wahl“, bei der Prof. Dr. Regina Kreide (JLU Gießen), Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott (FU Berlin), Prof. Dr. Ulrike Weckel (JLU Gießen) und Prof. Dr. Emanuel Richter (RWTH Aachen) die Bedeutung der Stimme, die die Bürger*innen in den USA abgeben beleuchteten, und die Tragweite möglicher Folgen aus verschiedenen Perspektiven erörterten. Die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung, ökonomische Ungleichheit sowie Identitätspolitiken waren dabei zentrale Themen. Donald Trump erscheint den Podiumsteilnehmer*innen vielmehr als Ergebnis gesellschaftlicher Probleme, denn als ihre Ursache.

Die Ausgangsfrage “Was geht uns das an? Studierende der JLU diskutieren über die US-Wahl“ versuchten Studierende der JLU (Milena Recht, Jesse Jageri und Annabell Ramm) unter der Moderation von Leon Hering (auch JLU Gießen) am Tag nach der Wahl (4. November) zu beantworten. Unter anderem identifizierten die Diskutant*innen aus den USA herüberschwappende Verschwörungsmythen und den erschwerten kulturellen Austausch, etwa durch verweigerte Visa für Studierende während der Pandemie, als konkrete Auswirkungen der US-Politik und US-Gesellschaft auf das Leben von Studierenden außerhalb der USA.

Dr. Tina Olteanu (Wien) moderierte die Podiumsdiskussion „Wissenschaftlicher Nachwuchs in Zeiten von Corona“, welche zur bekannten Reihe „Kontroversen“ des Instituts für Politikwissenschaft der JLU gehörte. Die Diskutant*innen Prof. Dr. Peter Kämpfer, Vizepräsidenten für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Dr. Birte Christ, Lukas Groos, 1. Staatsexamen, und Sahra Rausch, M.A. (alle JLU Gießen) hielten kurze Eingangsstatements und beantworteten anschließend die Fragen aus dem Publikum, wobei die verschiedenen Perspektiven eine kontroverse Diskussion ermöglichten.

Welche Auswirkungen die Pandemie auf die Wissenschaft hat, haben Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, Prof. Dr. Nicole Zillien und Prof. Dr. Susanne Herold mit dem Präsidenten der JLU, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, unter dem Titel „Wissenschaft in Zeiten von Corona“ und unter Moderation von Dr. Tina Olteanu (Wien) erörtert; auch diese Veranstaltung war Teil der Reihe „Kontroversen“. Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Wissenschaft wurde besonders der durch fehlenden persönlichen Kontakt eingeschränkte Austausch zwischen Wissenschaftler*innen festgestellt; als Ursache dafür wird die erschwerte Vertrauensbildung unter Kooperationspartner*innen gesehen. Andererseits werde die Komplexität von Wissenschaft und wissenschaftlicher Diskurse während der Pandemie sichtbarer, was vor allem der Wissenschaftskommunikation zu verdanken sei.

Bei der Lunch Lecture „Counter Speech - Wie reagiert man auf Hass im Netz?“, moderiert von Liza Beci (JLU Gießen), erläuterte Sina Laubenstein, Referentin bei den Neuen deutschen Medienmacher*innen, Anti-Hass-Strategien für die Sozialen Medien. Nicht die Hater sollen von der Gegenrede angesprochen werden, sondern die Mitlesenden. Außerdem werde Betroffenen durch die Sichtbarmachung von Gegenstimmen gezeigt, dass sie im Netz nicht alleine dastehen.

Den Abschluss der Aktionswoche bildete die Vorführung des Dokumentarfilms "Seoul Station", welcher mithilfe von Virtual Reality-Brillen als virtuelles Kino erlebt werden konnte. Der Film dokumentiert die Restauration und den Umbau des alten Bahnhofsgebäudes des Hauptbahnhofs von Seoul zu einer Kunstgalerie. Die Gespräche und Äußerungen der Tagelöhner geben dabei Einblick in die gesellschaftlichen Umbrüche, die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Koreas einhergegangen sind, von denen die Tagelöhner jedoch am wenigsten profitieren. Die anschließende Fragerunde mit dem Regisseur Yoon-ho Bae, moderiert von Dr. Johannes Diesing (JLU Gießen), wurde konsekutiv deutsch-koreanisch übersetzt. Insbesondere die soziale Ungleichheit, die familiären Verhältnisse sowie der Arbeitsschutz von Tagelöhnern haben das Publikum interessiert.

Bei allen Veranstaltungen konnte das Publikum bei Twitter unter dem Hashtag #DigitalerHabitusZMI und über die Story-Funktion des Instagram-Accounts des Instituts für Politikwissenschaft (@ifp_jlu) Fragen an das Podium stellen. Außerdem übersetzten Gebärdendolmetscher*innen alle Veranstaltungen der Aktionswoche.

Das gesamte Programm wird in Kürze über den YouTube-Kanal des Zentrums für Medien und Interaktivität zugänglich gemacht.

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