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Zum Gedenken an Peter Geisselbrecht (1954-2019)

Nach langer schwerer Krankheit ist am 12. März 2019 unser Musikerzieher Peter Geisselbrecht verstorben. Auch wenn er damit von seinem Leiden erlöst wird, trifft uns diese Nachricht tief.

Im Anschluss an sein Studium in Köln und ein Intermezzo als Gymnasiallehrer unterrichte er seit 1985 am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen zukünftige Lehrerinnen und Lehrer am Klavier. Dabei hat er sie in vielen Fällen erst einmal konstruktiv verstört: Von der experimentellen und improvisierten Musik, für die er ihnen so erfolgreich die Ohren öffnete und die sie dann bald selbst zu spielen lernten, hatten viele bis dahin noch nie etwas gehört. Über all die Jahre an unserem Institut hat er sich immer die Begeisterung für das Neue, Überraschende bewahrt und es ist ihm gelungen, diese Begeisterung auch bei Generationen von Studierenden zu wecken. Er war ein hervorragender Pädagoge, der ihnen nicht nur das Klavierspiel vermittelte, sondern sie zugleich anregte, unvoreingenommen mit Klängen und Geräuschen zu experimentieren, und so nachhaltig ihren Musikbegriff erweiterte. Neben seinem Wirken an unserer Universität veranstaltete er auch Improvisations-Workshops u.a. für „Jugend musiziert“, die European Piano Teachers Association, den Studiengang „Musiktherapie“ der Universität Münster und die Jeunesses Musicales.

Als konzertierender Solist, Duopartner und Begleiter widmete er sich vorwiegend der Musik des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Musik von Opfern und Zeitzeugen des Naziregimes. Zu diesem Thema wurde er ab 2005 mehrfach zu Lecture-Recitals in die USA eingeladen, u.a. an die Penn State University. Mit seinen Improvisationen überschritt er immer wieder die Grenzen von Jazz, Neuer Musik und (Live-)Elektronik – sowohl als Mitglied des Giessen Improvisers Pool, mit dem er seit den frühen 1990er Jahren unzählige Male auftrat, als auch in vielen anderen Projekten.

An der Universität hat Peter Geisselbrecht sich zudem in zahlreichen Gremien engagiert. Er hatte großes Interesse an der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen und bereicherte das Institutsleben mit seiner bescheidenen Art, seiner Leidenschaft für die Musik und seinem Humor. Auch als es ihm sichtbar schlecht ging, ließ er seine Schülerinnen und Schüler nicht allein. Die Arbeit mit ihnen verlieh ihm bis zuletzt Kraft und Sinn.

Die Justus-Liebig-Universität verliert mit Peter Geisselbrecht einen überaus beliebten Lehrer und Künstler. Alle Kolleginnen und Kollegen sowie Studentinnen und Studenten werden ihm in tiefer Trauer ein ehrendes Andenken bewahren. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie.

 

Ralf von Appen