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Verbundprojekt "Dynamiken und Mobilitäten sozialer Klimawandelfolgen"

Nachhaltigkeitsinnovation im südlichen Afrika und dem nördlichen Südamerika (NISANSA), UMR & JLU

Projektförderung durch BMBF, 07/2021-06/2024

Arbeitspaket — „Klimawissen als kulturelle Praxis und ihre Übersetzung in Politiken der Transformation“

Projektmitglieder: Prof. Dr. Jörn Ahrens, Kevin Grünstein, Julia Hannappel, Thomas Schmidt

 

Die Frage adäquater sozialer Reaktionen auf Klimawandelfolgen ist eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft. Westliche Diskurse über Klimawandelfolgen fokussieren zumeist auf den globalen Norden und einzelne ausgewählte ikonische Regionen (Arktis, pazifische Inselstaaten). Mit welchen Klimawandelfolgen sind aber die Länder des globalen Südens konfrontiert? Wie thematisieren sie den Klimawandel und seine Folgen? Welche sozialen Konsequenzen resultieren für diese Regionen und welche Möglichkeiten und Potentiale existieren darauf zu reagieren? Mit welchen Programmen und institutionellen Strukturen wird den Klimawandelfolgen begegnet? Welche Praktiken nachhaltigen Handelns entstehen dabei (Nachhaltigkeitsinnovation)? Und was sind die Folgen für den globalen Norden, Europa und Deutschland? Diese Fragen untersucht das Verbundprojekt zwischen der UMR und der JLU in transregionaler und vergleichender Perspektive ausgehend vom südlichen Afrika und dem nördlichen Südamerika. Ziel ist es, fundiertes Wissen über die sozialen Konsequenzen der Klimawandelfolgen in diesen Regionen zu generieren. Das Projekt will damit die aktuelle Klimaforschung systematisch um regional- und sozialwissenschaftliche Perspektiven ergänzen: die Klimaforschung ist vornehmlich durch naturwissenschaftliche Perspektiven und statistische Klimamodelle geprägt. Bei Klimawandel handelt es sich aber nicht nur um klimatologischen und ökologischen Wandel, vielmehr impliziert er politische und kulturelle Antworten und gesellschaftliche Transformationen. Diese sind mit Risiken, Unsicherheiten und neuen Konfliktfeldern assoziiert, sie erfordern aber auch soziopolitische, kulturelle und ökonomische Nachhaltigkeitsinnovationen, also normative, nachhaltigkeitsorientierte Veränderungen sozialer Praktiken. Der Nexus-Ansatz dieses Projekt stellt Nachhaltigkeitsinnovationen ins Zentrum der Untersuchung und fragt, wie auf Basis heterogener historischer Voraussetzungen und Kontexte, unterschiedliche Entwicklungspfade zu mehr ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit eingeschlagen werden können (Boons/McMeekin 2019) und welche nicht-wissenschaftlichen und nicht-westlichen Wissensformen und Praktiken dabei mit Wissenschaft in Beziehung gebracht werden müssen (Sousa Santos 2015). In diesem Projekt werden Dynamiken der Nachhaltigkeitsinnovationen transregional vergleichend in sieben Teilprojekten (TP) im südlichen Afrika (Angola, Botswana, Malawi, Mozambique, Namibia, Sambia, Südafrika) und dem nördlichen Südamerika (Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Venezuela) gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnern untersucht. Alle TP tragen zu gemeinsamen transversalen Teilzielen (TZ) bei und binden relevante Stakeholder und gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs mit ein. Die TP zeigen, dass sich aktuell neue Räume der Vulnerabilität, des Risikos, der Resilienz, aber auch der Verursachung und der Anpassungsleistungen an den Klimawandel bilden. Diese historisch und soziokulturell konstituierten, transregionalen Verflechtungsräume jenseits von Nationalstaaten will das Projekt untersuchen und sichtbar machen. So soll ermöglicht werden, klimabezogene gesellschaftliche Veränderungsprozesse zu verstehen, zu gestalten, zu planen und zu steuern, sowie das in den Ländern des Global South vorhandene Wissen für Lösungsstrategien fruchtbar zu machen.

Kooperation Philipps Universität Marburg & Justus-Liebig-Universität Gießen