Corpus Vasorum Antiquorum Bd. 3 und 4, Göttingen
Bislang geben - neben alten Inventaren und einigen älteren Publikationen - zwei Bände des internationalen Corpus Vasorum Antiquorum, kurz "CVA", Auskunft über die Originalbestände antiker Keramik in der Sammlung des Archäologischen Instituts der Georg-August-Universität Göttingen. Im Juli 2006 wurde die Bearbeitung der schwarzfigurigen Gefäße und Fragmente abgeschlossen, der Band befindet sich in Vorbereitung zum Druck. Er umfaßt 234 Gefäße, größere Fragmentgruppen und Einzelfragmente; nur ein geringer Teil davon war bisher der Forschung zugänglich.
Umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen, durchgeführt von der Restauratorin Jorun Ruppel, begleiteten die Bearbeitung und förderten einige Überraschungen zutage (s. Abb. 1).
Zahlreiche teils anpassende Fragmente von der Vorderseite einer Bauchamphora waren in einem dicken Gipsmantel zusammen mit einer nicht zugehörigen B-Seite verbunden (s. CVA Göttingen [3] Taf. 1, 3 (Inv. K 200) und Taf. 3, 3 (Inv. K 201). Nach Trennung und Reinigung konnten zahlreiche weitere Fragmente hinzugefügt und eine zweite Fragmentgruppe mit der B-Seite des Gefäßes hinzugefügt werden (s. CVA Taf. 2). Die vervollständigte A-Seite s. Abb. 2.
Eine Halsamphora der Standardform (Inv. K 211) wurde komplett zerlegt, von brüchigen Ergänzungen und übergipsten Partien befreit und neu aufgebaut (s. CVA Göttingen [3] Taf. 10, 2). Dabei fanden sich - neben weiteren zugehörigen Fragmenten - lang 'vermißte' Inventarschildchen auf den Rückseiten einiger Scherben, die Fundort und Herkunft sichern: Die Scherben der Amphora wurden um 1900 gemeinsam mit einem größeren Kontingent von K. Dilthey bei R. Mancini in Orvieto erworben (s. Abb. 3).
Während der sorgfältigen Instandsetzung fielen an zahlreichen Fragmenten und Fragmentgruppen Bruchflächen mit Spuren älterer Klebungen (mit Schellack) und mitunter auch Paßmarkierungen auf den Innenseiten der Scherben auf, für die es im Bestand der Vasensammlung keine zugehörigen Fragmente gab. In einigen Fällen konnten die zugehörigen Teile in anderen Sammlungen entdeckt werden; ein schönes Beispiel bietet Abb. 4.
Photo: N. Eschbach
Literatur zur Sammlung:
M. Bentz - F. Rumscheid, CVA Deutschland Bd. 58, Göttingen Bd. 1, Unteritalische Keramik (1989).
M. Bentz - Chr. Dehl-von Kaenel, CVA Deutschland Bd. 73, Göttingen Bd. 2, Korinthische und Etruskische Keramik (2001).
Der vierte Band des CVA zur Göttinger Sammlung beinhaltet die attisch rotfigurige Keramik; die Arbeiten haben im Juni 2006 begonnen. J. Beazley besuchte die Sammlung 1936 und schenkte den Gefäßen und Fragmenten seine besondere Aufmerksamkeit; 51 Objekte sind in seinem Standardwerk zur rotfigurigen Vasenmalerei (ARV2 = Attic Red-Figure Vase-Painters, 2. Auflage [1963]) erfaßt, die Datenbank des Beazley-Archivs in Oxford notiert 55 Eintragungen.
Literatur:
s. die Angaben zum CVA Göttingen (3) auf dieser homepage
Ansprechpartner: apl. Prof. Dr. Norbert Eschbach