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Wintersemester 2019/20

 

Mittwoch, der 23. Oktober 2019 um 18.00 Uhr c.t. (Raum G 25)

Verena Laubinger (Göttingen)

Selbstzeugnisse im Geschichtsunterricht am Beispiel von Lodz/ Łódź 1939-1945


Die polnische Großstadt Lodz war in der Zwischenkriegszeit eine multikulturelle und mehrsprachige Stadt. Der Einmarsch der Deutschen im September 1939 markiert einen fundamentalen Bruch, dem fünf Jahre Besatzungsherrschaft folgten.

Es mag ungewöhnlich erscheinen, das allzu bekannte Thema der NS-Zeit am Beispiel einer polnischen Großstadt zu unterrichten. Der Vortrag wird zeigen, dass mit der Begrenzung auf einen überschaubaren städtischen Raum dem stereotypen Alltagswissen der Schüler/innen über die NS-Zeit und den Fehldidaktisierungen in aktuellen Schulbüchern wirksam begegnet werden kann.

Im Zentrum meiner Ausführungen wird die Quellengattung der Selbstzeugnisse stehen. Wie haben einzelne Menschen gedacht und gehandelt? Welche Informationen brauchen die Schüler/innen über die Lebenswelten der Verfasser/innen, um die Selbstzeugnisse zu verstehen?

Ausgehend von der fachwissenschaftlichen Forschung zu Besatzungsgesellschaften wird die Konzeption einer Unterrichtsreihe vorgestellt, die die Erfahrungen der Menschen in einer Stadt wie Lodz rekonstruierbar macht. Abschließend werden Interpretationen der Schüler/innen, die in der Unterrichtsreihe entstanden sind, auf den zentralen Begriff des Fremdverstehens hin eingeschätzt.

 

 


Dienstag, der 14. Januar 2020 um 18.00 Uhr c.t. (Raum G 25)


Margit Sachse (Fachsprecherin Geschichte, Lichtenbergschule Darmstadt, Gymnasium Europaschule)

Niklas Huthmann (15jähriger iOS-App-Entwickler, Jg. 10), Hasset Gessesse, Ella Herron, Aditi Kolturu (Jg. 10), Annika Mühlhäuser (Jg. 12), Fàtima Haji (Jura-Studentin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Gründungsmitglied der Initiative), Ikira Schielke (Informatik Bachelor-Absolventin der TU Darmstadt, Kopf der Android-Entwicklung)

 

SCHÜLER GEGEN VERGESSEN FÜR DEMOKRATIE (SGVFD): „Jewish Footprints: Auf den Spuren jüdischen Lebens in Darmstadt und an anderen Orten ...". Aktives Erinnern 4.0

 

Vorgestellt wird eine seit einigen Jahren bestehende Projektinitiative der Lichtenbergschule Darmstadt, welche zusammen mit Informatik-Studierenden der TU Darmstadt seit dem WS 2018/19 zwei Apps (Android und IOS) entwickelt, um Ergebnisse der Spurensuche und Stadtrundgänge zur Erinnerung an das Jüdische Leben / Kulturerbe in Darmstadt nachhaltig sichtbar zu machen.

Das Projekt wird exemplarisch veranschaulicht an den Biographien von Lise Juda (ein Darmstädter Mädchen) und Johanna Mayer, geb. Simon (Roßdorf), sowie anhand der Überlebensgeschichten der jüdischen Darmstädter Robert Jablon(ski), Hanna Skop und Dr. Bernhard Posner. Thematisiert werden die Geschichten von gelungenen Fluchten nach Paris (F), New York (USA), Dänemark, Schweden und Lusaka (Sambia). Reflektiert wird, inwiefern der Aufbau eines zweiten Lebens der Geflüchteten gelang und was das für jüdisches Leben und Kulturerbe in Deutschland und Europa heute bedeutet. 

 

Dienstag, der 11. Februar 2020 um 18.00 Uhr c.t. (Raum G 25)


Patrick Kunze (Bildungsreferent für den Bund deutscher Jugendlichen in der Diözese Berlin, Vorpommern / ehem. Mitarbeiter des Schulmuseums Leipzig 2015-2019)

'DDR Schulstunde 360°' Sollte Geschichtsvermittlung nicht doch überwältigen? Ein kritischer Blick auf den Einsatz von Virtual Reality im Geschichtsunterricht

 

Im Frühjahr 2019 wurde das Projekt „DAS 360-GRAD-VIDEO: EINE SCHULSTUNDE IN DER DDR in multimediales Unterrichts- und Medienprojekt“ vorgestellt. Es wurde in einer sechsmonatigen Projektphase von der Bundesstiftung Aufarbeitung finanziert und macht den Fokus deutlich, auf den sich die Landschaft der Methodik weiterentwickeln wird. In Kooperation zwischen dem ZEITBILD Verlag Berlin Gmbh, dem Schulmuseum Leipzig und dem DDR Museum Berlin ist ein erstmalig fundiertes Werk entstanden. Durch das Mitwirken von Leipziger SchülerInnen wurden lebensnahe Texte entwickelt, welche in mehreren typischen Sequenzen so dicht wie möglich an schulalltäglichen Situationen dargestellt wurden (z.B. Rekrutierung von Soldaten in der Schule). Mit Hilfe der virtuellen Welt können heutige SchülerInnen auch ihre eigene Realität in der Schule hinterfragen und den gegenwärtigen Blick wagen, wie Schule eigentlich immer noch funktioniert. Der Geschichtsunterricht wird immer digitaler und Geschichte scheint greifbarer zu werden. Mit dem Projekt kommt die Geschichtsdidaktik dem Ruf nach lebensweltlich nahen Unterricht nach. Allerdings besteht die Gefahr, dass Geschichte durch den Einsatz digitaler Medien nicht nur gegen das Überwältigungsverbot verstößt, sondern auch den Lehrer überflüssig macht. Mit Hilfe des vorgestellten Projektes soll in Form eines Kolloqiums den Fragen der digitalen Bildung nachgegangen werden und welche Chance sowie Risiken sich hier verbergen. Patrick Kunze, M.A., als maßgeblich Beteiligter des Projekts, wird Rede und Antwort stehen.