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Stein, Patrick, M.A.


Patrick Stein M.A.

 Otto-Behaghel-Str. 10, D-35394 Gießen, Haus D

 

 

 

 

 

Curriculum Vitae

 


 

Forschungsschwerpunkte

  • Sozial- und Kulturgeschichte der DDR
  • Medizingeschichte
  • Geschichte des ländlichen Raumes
  • Agrargeschichte
  • Wirtschaftsgeschichte

Dissertationsprojekt

„Medizin in der Industrieprovinz – Klagen in den südlichen Bezirken der Deutschen Demokratischen Republik“ (Arbeitstitel)

In der aktuellen Corona-Pandemie ist die Rolle des Staates bei der Gesundheitsversorgung seiner Bürger in aller Munde. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland debattiert über die Einführung einer Impfpflicht, in demokratisch regierten Nachbarstaaten – etwa Österreich – ist sie längst eingeführt. Eine Minderheit leugnet nach wie vor das Virus und sträubt sich gegen eine politisch angeordnete Impfpflicht. Interessanterweise haben Studien der letzten Jahre ergeben, dass sich einige Bürger eine umfassende Gesundheitsversorgung, wie in der Deutschen Demokratischen Republik wünschen, in der es sehr wohl eine Impfpflicht gab.

Doch wie nahmen die Bürger der DDR ihre Gesundheitsversorgung wahr? War sie wirklich auf dem Stand, den das Regime zu gern propagierte? Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass dem nicht so ist und die Bürger sich mithilfe von Eingaben teilweise massiv bei den staatlichen Behörden beschwerten. Der Staat hingegen versuchte den einzelnen Beschwerden so gut er konnte nachzugehen und immer individuelle Lösungen zu finden. Geisteswissenschaftler verschiedener Couleur haben sich in den letzten Jahren vermehrt mit Eingaben zum Medizinwesen beschäftigt.

Das Thema soll nun aufgegriffen werden und auf die „Industrieprovinzen“ im Süden der DDR projiziert werden. Was thematisierten Bürger der städtischen Provinzen abseits der Hauptstadt Berlin in ihren Eingaben? Wie nahmen sie die medizinische Versorgung innerhalb ihres städtischen Lebensraumes wahr? Welche Probleme ergaben sich daraus für die politischen Instanzen und wie reagierte der Staat auf die Kritik? Gab es Unterschiede zu den Eingaben der ländlichen Provinzen? Wenn ja, wodurch waren diese bedingt? Eingaben werden seit Jahren von unterschiedlichen Fachrichtungen unter verschiedenen Fragestellungen untersucht. Sie bieten einen direkten Zugang zur Gedankenwelt der Verfasser und erlauben so einen Blick in die Lebenswelt.

Natürlich muss man sich die besondere Herangehensweise bei der Quellenkritik vergegenwärtigen, auf die die Forschung bereits mehrfach hingewiesen hat. Florian Bruns hat mit seiner Dissertation die Eingabenforschung in die Medizingeschichte eingeführt. Er macht in seinem Werk „Krankheit, Konflikte und Versorgungsmängel“ auf die Diskrepanz zwischen der Propaganda des DDR-Regimes und den tatsächlichen Verhältnissen aufmerksam. Ebenfalls entzaubert Hartmut Bettin mit seinem Artikel „Zwischen Verdüsterung und Verklärung“ das DDR-Medizinwesen. Die Dissertation soll diese Arbeit nun fortführen und den Forschungsschwerpunkt in den Süden der DDR verschieben. Dieser städtisch und industriell geprägte Raum wurde von Lutz Niedhammer als „Industrieprovinz“ bezeichnet. Ziel der Arbeit soll es sein, den Umgang der Bevölkerung mit der Gesundheitsversorgung zu beleuchten und mit Erkenntnissen aus der vorangegangenen M.A.-Thesis und weiteren Arbeiten zu vergleichen und in Bezug zu setzen. Dazu werden Eingaben und Aktenbestände aus Archiven untersucht und kategorisiert. Die genaue Kategorisierung wird sich bei der Arbeit mit den Quellen ergeben, ebenso die Auswahl der Quellen. Denn es erscheint unmöglich, alle Eingaben zum Gesundheitswesen aufzuarbeiten, da sie sich verstreut in unterschiedlichen Landes-, Stadt- und Staatsarchiven befinden. Hier muss auch die Zugänglichkeit bedingt durch unterschiedliche Problematiken berücksichtigt werden. Zum einen handelt es sich um Quellen, die teilweise noch dem Datenschutz unterliegen, auf der anderen Seite hat in den letzten beiden Jahren auch die Corona-Pandemie das Arbeiten in Archiven teilweise erschwert.