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Justyna A. Turkowska

Biographie

    • seit 2010 Doktorandin am Historischen Institut der JLU Gießen. Arbeitstitel des Promotionsprojekts: „Der kranke Rand des Reiches: Sozialhygiene, Moral und Nation in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende“, Betreuer: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
    • 10/2013-05/2014 Stipendiatin der Leibniz Institut für Europäische Geschichte in Mainz (IEG)
    • 04/2010-06/2013 Stipendiatin der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Context, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg
    • 2008-2009 Projektarbeit „Jenseits des Zentrums. Plurale Perspektive auf Akteur/innen und ihre
      Spuren im Raum (18.-21. Jh.)“, Leibniz Universität Hannover
    • 2001-2005 Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Krytyka Polityczna“
    • 2004-2005 Berlin-Stipendium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ) und Austauschprogramm an der Humboldt-Universität zu Berlin, Projektarbeit in Rahmen des EVZ Stipendiums
      „Nachbarn in Europa. Europäische Identitätsfindung“
    • 2004-2005 Stipendium des polnischen Kultur- und Sportministers
    • 2000-2007 Studium der Politikwissenschaften, Geschichte und Soziologie in Warschau,
      Hannover und Berlin: Magistra Artium in Politikwissenschaften an der Universität Warschau
      (2005) und in Geschichte an der Leibniz Universität Hannover (2007)

     

    Forschungsschwerpunkte

      • Medizingeschichte, Biopolitik
      • Kultur- und Verflechtungsgeschichte Ost- und Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert
        (insbesondere die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte)
      • Inklusions- und Exklusionsprozesse, Wissenstransfer, Wissensräume
      • Wissenschaftsgeschichte, Diskursgeschichte
      • Kolonialismusforschung

       

      Aktivitäten und Mitgliedschaften:

      • Seit 2013 assoziierte Mitgliedschaft bei der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg
      • Seit 2012: Teilnehmerin des DFG geförderten wissenschaftlichen Netzwerks: Sozialfürsorge und Gesundheit in Ost- und Südosteuropa im langen 20. Jahrhundert
      • Seit 2011: Mitglied im International Centre for the Study of Culture, Justus-Liebig-Universität in Giessen

       

      Ausgewählte Publikationen

      • Im Namen der „großen Kolonisationsaufgaben“: Das Hygiene Institut in Posen (1899-1920) und die preußische Hegemonialpolitik in der Ostmark In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 61 (2013), Heft 4, S. 552-573.
      • Zwischen Annährung und Distanzierung. Eine Fallstudie zur Problematisierung der Tuberkulose in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende In: Conrad, Benjamin; Kusber, Jan; Petersen, Hans-Christian (Hg.): Kommunikation über Grenzen. Polen im Zentrum transnationaler Akteure von den Teilungsgebieten bis heute, Mainz 2013, S. 83-104.
      • Geschlechtskrankheiten, sozialhygienisches Wissen und die nationale Kontextualisierung in der Provinz Posen, In: Turkowska, Justyna Aniceta; Haslinger, Peter; Schweiger, Alexandra (Hg.): Wissen transnational. Funktionen – Praktiken – Repräsentationen, Marburg 2014 (i.E.)

       

      Rezensionen und Tagungsberichte

       

      Lehrverantsaltungen

      • SoSe 2014: Theorie- und Methodenübung: Ein hysterischer Schrei nach der (A-)Normalität: zur Geschichte des Wahnsinns und seiner Sinnbilder
      • SoSe 2013 zusammen mit Katharina Kreuder-Sonnen, Theorie- und Methodenübung: Zur Historizität des Körpers. Kulturwissenschaftliche Konzepte zu Krankheit und Gesundheit in der Geschichte 
      • SoSe 2012 Quellenübung: Inszenierter Fortschritt – Welt- und Hygieneausstellungen seit 1851 bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts

       

      Dissertationsprojekt

      Arbeitstitel: "Der kranke Rand des Reiches:
      Sozialhygiene, Moral und Nation in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende"

       

      Ärzte, Psychologen, Architekten und interessierte Laien setzten sich um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. vermehrt mit Geschlechtskrankheiten, Tuberkulose und Alkoholismus auseinander. Sie ordneten diese Krankheiten dem Bereich der Sozialhygiene zu, der Lehre von der Gesundheitserhaltung einer Gesellschaft und der Abwehr bzw. Heilung von gesellschaftlich hervorgerufenen Krankheiten. Dabei verfolgten diese Hygieniker in der Regel vielfältige biopolitische Ziele: So ging es Ihnen nicht nur darum, gerade unter den ärmeren Leuten die Lebenserwartung zu erhöhen und die Kindersterblichkeit zu senken. Durch vielfältige, bisweilen starke Abschreckungsszenarien entwerfende Kampagnen, versuchten sie Themen wie ökonomische Optimierung, Minderheitenbehandlung, soziale Inklusion und Exklusion,
      soziale Stratifikation, Jugenderziehung oder aber nationalen Expansionismus zu besetzen und zu regeln, indem sie bestimmte moralisch/konfessionell/nationalpolitisch gerichtete Erziehungs- und Disziplinierungskonzepte vorstellten und durchzusetzen suchten. Wie dies Michel Foucault in „Der Wille zum Wissen“ für das Thema der Geschlechtskrankheiten und der Sexualität pointierte, „(...) gibt [es] kaum eine Krankheit oder physische Störung, für die das 19. Jahrhundert nicht eine zumindest teilweise sexuelle Ätiologie ersonnen hätte. Von den schlechten Angewohnheiten der Kinder bis zu den Schwindsüchten der Erwachsenen, den Schlaganfällen der Alten, den Nervenkrankheiten und der Degeneration der Rasse hat die Medizin ein ganzes Netz sexueller Kausalität gesponnen.”
      Dieses Umdeutungs-, Normierungs- und Hierarchisierungspotenzial der sozialhygienischen Diskurse zu untersuchen, ist das zentrale Anliegen meines Dissertationsvorhabens. Dabei liegt der Fokus auf der Konzeptualisierung des „Hygienischen“, das entlang der Popularisierung von sozialhygienischen Themen in der Provinz Posen in der Zeitspanne der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des ersten Weltkrieges analysiert wird. Was passiert in einer multikulturellen Region wie der Provinz Posen, wenn dort (sozial-)hygienische Einrichtungen wie z.B. das Hygiene Institut gegründet und sozialhygienische Themen aufgegriffen werden? Wie und von wem wurden Volkskrankheiten in der Provinz Posen definiert und popularisiert und welche sozialen Effekte hatte die hiermit in Verbindung stehende Biopolitik? Welche bisweilen widersprüchlichen Diskurse und Praktiken lassen sich erkennen? Welche sozialen Effekte hatten die hiermit in Verbindung stehenden Diskurse und Praktiken?
      Die vorformulierten Fragen werden über drei analytische Ebenen untersucht, indem die institutionelle Kartierung der Region, die diskursive Kodierung und Deutung der sozialhygienischen Themen sowie die biopolitischen Praktiken der hygienischen Disziplinierung beleuchtet werden.