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Rayk Einax

Dissertation abgeschlossen

 
 

Biographie

 

Dissertation, abgeschlossen

Arbeitstitel: "Entstalinisierung in Weißrussland - Stabilisierung, sozioökonomischer Wandel und öffentliche Mobilisierung in der Belorussischen Sowjetrepublik 1953-1965"

 

Die Belorussische Sowjetische Sozialistische Republik (BSSR) war 1953 administrativ und gesellschaftlich vom Stalinismus geprägt. Nachdem die BSSR von den parteiinternen Kämpfen um die Nachfolge Stalins in besonderer Weise betroffen war, gelang es den Funktionären der belorussischen Parteiorganisation ab dem Sommer 1953, die Querelen in den eigenen Reihen zu beenden und damit die Republik politisch zu stabilisieren. Daran schloss sich in den 50er und 60er Jahren – gemessen an den Zielen – eine erfolgreiche Integration der BSSR in den sowjetischen Staatsverband an.

Von den öffentlichen Auseinandersetzungen um die „Geheimrede“ Chruščevs 1956 blieb auch die BSSR nicht verschont. Die Kritik innerhalb der Partei und auf den Betriebsversammlungen ging jedoch mitunter über den Personenkult hinaus. Abgesehen davon stellten die regelmäßig anstehenden Wahlen zu den Sowjets Projektionsfläche und Ventil für all diejenigen Sowjetbürger dar, welche aus unterschiedlichen Gründen mit ihren alltäglichen Lebensumständen unzufrieden waren.

Mit dem XXII. Parteitag von 1961 war hingegen der Aufbau der kommunistischen Gesellschaftsordnung unmissverständlich festgeschrieben worden. Jenseits derartiger ideologischer Postulate wurde der umfassende sozioökonomische Wandel in der BSSR mit Beginn der 60er Jahre immer greifbarer. Zumindest die belarussischen Städte profitierten von der Modernisierungspolitik Chruščevs. Aber grundsätzlich galt auch für das sowjetische Dorf der Anspruch, den Kommunismus innerhalb kürzester Zeit unwiderruflich zu verankern.

Neben der notorisch prekären Lage der Kolchoswirtschaften betraf dies in erster Linie die ländlich tief verwurzelten Religionsgemeinden. Nahezu alle Glaubensgemeinschaften auf dem Territorium der BSSR waren „dank“ der rigiden Chruščevschen Religionspolitik extremen Beschneidungen ihres öffentlichen Wirkens ausgesetzt. Aber gerade weil religiöses Brauchtum schon seit Jahrhunderten seinen festen Platz im lokalen Alltag hatte, und weil die Aktionsformen der einfachen Gläubigen auch weiterhin in aller Regel friedlich und unspektakulär daherkamen, kann man trotz mannigfaltiger staatlicher bzw. ideologischer Repression von einer religiösen Persistenz auf dem belarussischen Dorf sprechen.

Die Dissertation wurde 2011 von der Philosophischen Fakultät der „Friedrich-Schiller-Universität“ in Jena angenommen. Ihre Betreuung oblag Prof. Dr. Joachim v. Puttkamer (Jena) und Prof. Dr. Thomas M. Bohn (Gießen).