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Projektbeschreibung

Mit der transimperialen Zirkulation neuer Identitätskonzepte veränderten sich die Selbstverortungen von Juden und ihren Nachbarn im osmanischen Palästina. Wichtige Faktoren, die dazu beitrugen, waren die recht gut, aber oft isoliert erforschte Festigung nationaler Identitäten, die sich aber gerade als Effekte kaum untersuchter transosmanischer Mobilitätsdynamiken in enger Wechselwirkung miteinander entwickelten. Dynastisch-imperiale Loyalität stand in Russland wie im Osmanischen Reich einem Aufgreifen nationaler Diskurse gegenüber. Dies zeigte sich etwa in der zionistischen Ausrichtung auf einen zu gründenden jüdischen Staat in Palästina.

Das Projekt im Rahmen des SPP "Transottomanica" untersucht Debatten zu jüdischer Identität in der durch transosmanische Migration insbesondere aus Russland und den (ehemals) osmanischen Gebieten Südosteuropas wachsenden Bevölkerung zwischen Jaffa/Tel Aviv und Jerusalem. In translokalen Konstruktionen des nahen und fernen “Anderen” wurden kollektive Selbstentwürfe aller sozialen Gruppen neu definiert. Gesellschaftliche Rückkoppellungseffekte nach dem Ankunftsmoment in Palästina werden der neueren Migrationsforschung entsprechend ins Zentrum gerückt. Im Rahmen des Projekts werden hebräische, bzw. russische und ladino Texte bearbeitet, die in der wechselseitigen Beobachtung kollektive Identität jüdischer Migranten (Ashkenazim und Sephardim) entwarfen, Beziehungen zu Arabern und Christen beschrieben und die christlich-jüdischen Auseinandersetzungen in Russland aus der Ferne beobachteten. Diese Studie untersucht transregionale Debatten einer Gesellschaft, die immer stärker zur Migrationsgesellschaft wurde. Neben neuen nationalen blieben mit dem erneuerten osmanischen Patriotismus  imperiale Netzwerke bis in den Ersten Weltkrieg gültig. Mit dem Bezug auf das Teilungsgebiet Polens in Russland und auf das osmanische Palästina verbindet das Projekt für Transottomanica zentrale Regionen im für das Schwerpunktprogramm mithin zentralen Übergang zu post-osmanischen, nationalen und globalisierten Strukturen vom Ende des 19. Jh. bis 1925.