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Revision des Surrealismus in den 1940er/50er Jahren – Die Künstlerin Kay Sage (1898-1963) und der 'amerikanische Traum' (DFG)

 

Forschungsvorhaben

 

Ausstellungsplakat am Williams College Museum of Art in Williamstown, M.A. (2018). Foto: J. Jäger
Das übergeordnete Ziel des DFG-Forschungsprojekts besteht darin, ein differenzierteres Bild der surrealistischen Bewegung, ihrer Ästhetik und Semantik, ihrer sozialen Praktiken und Ausstellungstrategien in den 1940er/50er-Jahren in den Vereinigten Staaten zu erlangen. Dies geschieht durch die umfassende Analyse einer bislang marginalisierten künstlerischen Position, reflektiert die Bedingungen und Dynamiken des transatlantischen Austauschs und strebt Erkenntnisse an über ein u. U. idiosynkratisches Fortleben des Surrealismus und seiner Traumkonstrukte in den USA – jenseits eines im Abstrakten Expressionismus verkörperten Modernismus, der die Kunstgeschichtsschreibung der Epoche bis heute dominiert. Das Projekt fügt sich damit ein in die Forschungsagenda eines 'Global Surrealism', deren Ziel in der Konturierung sowohl gemeinsamer und verbindender als auch kulturgeschichtlich und lokal besonderer Qualitäten des Surrealismus besteht. Es ist zudem ein Beitrag zur Pluralisierung der künstlerischen Moderne und ihrer Narrative durch die Erschließung und Sichtbarmachung vermeintlich randständiger oder subalterner Positionen, insb. von Frauen, wie sie derzeit sowohl im akademischen Bereich als auch im Ausstellungswesen vorangetrieben wird.

Im Rahmen und für diese übergeordnete Forschungsperspektive erfolgt die kunstgeschichtliche Erschließung und Kontextualisierung des Werks von Kay Sage (1898-1963) – einer US-amerikanischen Surrealistin, deren Position "zwischen den Welten" sie besonders interessant, auch in einem exemplarischen Sinne, macht. Ziel ist zum einen, die bislang kaum beachteten, genuin surrealistischen Merkmale von Sages Arbeiten und, zum anderen, ihre unterschiedlichen Rollen im sozialen Gewebe surrealistischer Künstlerschaft sowie Stationen ihres Lebens- und Karrierewegs zu erforschen. Am konkreten Beispiel ihres künstlerischen Werks und persönlichen Werdegangs soll aufgezeigt und erforscht werden, welche Blickverschiebungen bzw. -weitungen sich dadurch ergeben, welche ästhetischen und epistemischen Bereicherungen das Forschungsfeld Surrealismus erfährt und ob es möglich sein wird, andere, bislang ebenfalls vernachlässigte Positionen zu sehen.

Ein weiteres Ziel ist die systematische Erschließung und Analyse surrealistischer Traumkonstrukte im kulturgeschichtlichen Kontext der Vereinigten Staaten in den 1940er/50er-Jahren, ausgehend und angeregt von dem Werk Sages und unter Hinzuziehung weiterer künstlerischer Positionen. Die Künstlerinnen und Künstler des Nachkriegssurrealismus haben – angeregt durch Texte u. a. von Sigmund Freud und C.G. Jung sowie durch kunsthistorische Vorgängerphänomene und genuin bildkünstlerische respektive kunstpolitische Anliegen – die Arbeit am Traum als diskursives und ästhetisches Konstrukt vorangetrieben. Ihr Beitrag zu einer u. U. spezifisch amerikanischen Traumkultur soll erstmals erforscht werden.

 

Aktivitäten

 

 

(in Vorbereitung) Beitrag (Jennifer Jäger): "Kay Sage and the Tarot". In: Tessel M. Bauduin (Hg.): "Surrealism and the Tarot". Lopen, Somerset (Fulgur Press), voraussichtlich November 2024.

Vortrag (Sigrid Ruby): "A Man of Many Talents: Hein Heckroth at Dartington Hall School", Symposium "Creative Sanctuary: Refugees at Dartington in the 1930s and Beyond", Insiders/Outsiders Festival, 20.-21.10.2023 (online).

Workshop: "Forschungsfeld Surrealismus im deutschsprachigen Raum", Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris, 28.-29.09.2023

Gemeinsam mit dem Institut für Kunstgeschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen organisiert das Deutsche Forum für Kunstgeschichte Paris den Workshop "Forschungsfeld Surrealismus im deutschsprachigen Raum", der Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit gibt, ihre laufenden Projekte zum internationalen Surrealismus ebenso wie Projektideen zum Surrealismus im deutschsprachigen Raum vorzustellen. Im interdisziplinären Austausch wollen wir die aktuelle Surrealismusforschung kartieren, relevante Materialbestände identifizieren, Perspektiven darauf kennenlernen und Potenziale ausloten. Welche strukturellen, methodischen und thematischen Fragen stellen sich hier? Welche Rolle spielte der Surrealismus innerhalb der deutschen Nachkriegskunst? Welche Einzelpositionen und welche Netzwerke lassen sich rekonstruieren? Welche Bedeutung hatten Kunstkritik und Ausstellungswesen für welche Spielarten von Surrealismus im deutschsprachigen Raum? Welche Projekte beschäftigen sich bereits jetzt damit, welche könnten durch Kooperationen entstehen?

Die Teilnehmenden präsentieren ihre Projekte in drei Sektionen: 1. Surrealismus und Deutschland, 2. Forschungsprojekte zum Surrealismus, 3. Berichte aus der kuratorischen Praxis und den Archiven.

Das vorrangige Ziel des Workshops besteht darin, die deutschsprachige Forschung aus dem musealen und universitären Raum zum Surrealismus erstmals zusammenzuführen, persönliche Begegnungen vor Ort zu ermöglichen und so Impulse für ein wissenschaftliches Netzwerk zu geben, das in der mittleren Zukunft vielfältige Aktivitäten entwickeln kann.

Konzept und Organisation: Julia Drost und Vera Bornkessel, Sigrid Ruby und Jennifer Jäger

Weitere Informationen finden Sie im Programm sowie unter ArtHist.net.

Vortrag (Sigrid Ruby): "Surrealismus und Exil. Zum Beispiel Hein Heckroth (1901–1970)", Workshop "Forschungsfeld Surrealismus", Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris, 28.-29.09.2023.

Vortrag (Jennifer Jäger): "Kay Sage: Surrealistische Räume und Netzwerke", Workshop "Forschungsfeld Surrealismus", Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris, 28.-29.09.2023.

Vortrag (Jennifer Jäger): "Peggy Guggenheim and Kay Sage", Workshop "Peggy Guggenheim in London", Peggy Guggenheim Collection, Venedig, 26.06.2023 (online).
Vortrag (Sigrid Ruby): "Hein Heckroth (1901-1970) – An Artist of Surrealism", Symposium "Legacies of the Dunera: Internment, Art and International Heritage", Centre for Public History, Heritage and Memory, Nottingham Trent University (UK) / Monash University (Australia). National Justice Museum, Nottingham, 02.-03.03.2023.
Vortrag (Sigrid Ruby): "Der Surrealist Hein Heckroth im Exil", Workshop "Hein Heckroth (1901-1970): Bühnenbildner, Filmdesigner, Maler. Bausteine einer Werkbiografie", Institut für Kunstgeschichte / Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V. Justus-Liebig-Universität Gießen / Oberhessisches Museum, 23.-24.06.2022.
Vortrag (Sigrid Ruby): "Deep Time and Modern History: Charles Willson Peale's 'Excavation of the American Mastodon'", Konferenz "New Worlds, Old Worlds, Lost Worlds: Picturing Prehistory in American Art and Visual Culture", INHA - Institut national d'histoire de l'art, Paris, 07.-08.04.2022.
Vortrag (Sigrid Ruby): "Traumbilder als Metabilder – Fallstudien zur Kunst des Surrealismus", Ringvorlesung "Radical Dreaming. Visionen, Imaginationen, Abgründe", Zentrum für Kulturproduktion, Zeppelin Universität Friedrichshafen, 29.03.2022.
Artikel (Jennifer Jäger): "Pendeln zwischen den Welten. Surrealistische Netzwerke und traumhafte Landschaften: DFG-Projekt erforscht den transatlantischen Surrealismus der 1940er- und 1950er-Jahre", uniforum 5/2021, S. 7.
Vortrag (Jennifer Jäger): "'A Bird in the Room'. Dystopian Dreamscapes in the Work of Kay Sage", Konferenz "ISSS Surrealisms 2021. Nuits blanches: Noches en Blanco: Around the Clock", International Society for the Study of Surrealism, 11.-14.11.2021 (online).
Vortrag (Sigrid Ruby): "Hein Heckroth – Surrealismus und Exil" anlässlich der Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises durch die Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e. V., Stadttheater Gießen, 19.09.2021.
Konferenz "Surreal Worlds – Surrealist Networks: Revisiting Women Artists Across Cultures and Media", Co-Organisation mit Andrea Gremels u. Ingrid Pfeiffer, Schirn Kunsthalle Frankfurt, 23.-25.04.2020 (kurzfristig abgesagt wg. Covid-19).
 

 

 

Wissenschaftliches Personal

 

 
Projektleiterin: Prof. Dr. Sigrid Ruby
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Jennifer Jäger M.A.
Studentische Hilfskraft: Paulin Kemper

 

Laufzeit

 

 
2019-23

 

 

Schlagwörter
DFG 2021