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Gastvortrag von Prof. Dr. Matthias Müller (Mainz)

Tradition und Konfession als Verhängnis: Die gescheiterten Neubauplanungen für das Dresdner Schloss unter August dem Starken

 

Auch wenn aufwendige und von verschiedenen Abänderungen bzw. Alternativen bestimmte Planungen für bedeutende Residenzschlösser im 18. Jahrhundert nichts Ungewöhnliches sind, so erstaunt es doch, über welchen langen Zeitraum (1701-1719) und mit wie vielen zum Teil fundamentalen Alternativplanungen die Neugestaltung des Dresdner Residenzschlossareals unter August dem Starken verfolgt wurde. Dieser besaß spätestens nach seinem Aufstieg zum polnischen König 1697 das Bedürfnis, das im Wesentlichen aus dem 16. Jahrhundert stammende Dresdner Residenzschloss standesgemäß zu modernisieren. Erstaunlich ist aber auch der Umstand, dass sämtliche Planungen, für die der Hofarchitekt Matthäus Daniel Pöppelmann verantwortlich zeichnete, weitgehend im Verborgenen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, stattfanden. Am Ende wurden sämtliche Neubauplanungen auf Anordnung Augusts des Starken abgebrochen, das alte Schloss behutsam modernisiert und nur der Zwinger als prachtvolle barocke Fest- und Ausstellungsarchitektur realisiert. Was waren die Gründe für das Scheitern der hochfliegenden Pläne? Auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse versucht der Vortrag darzulegen, in welchem Maße das ehrgeizige Neubauprojekt die Konvertierung Augusts des Starken zum Katholizismus visualisieren sollte und für das Scheitern daher wesentlich religions- und konfessionspolitische Gründe verantwortlich waren.