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2012 Mediale Dimensionen von Reproduktion. Jahrestagung des Vereins "Das Bild als Ereignis e.V." (Gießen, 23./24. Nov 2012)

Gießen, Justus-Liebig-Universität, Institut für Kunstgeschichte, 23./24.11.2012

Die Reproduktion in der Kunst bezeichnet nicht einfach das Reproduzieren von Werken in der Druckgrafik, sondern lässt sich ganz allgemein auf ihre medialen Dimensionen hin untersuchen. So werden beispielsweise bei einer gemalten Kunstkammer die im Gemälde arrangierten Werke und Kunstgegenstände bis hin zu wiedererkennbaren stilistischen Eigenarten imitiert, aber auf neue Art ins Bild gesetzt und mit Bedeutung versehen. Die Reproduktion von einem dreidimensionalen Gefüge durch ein zweidimensionales Bild ermöglicht hier eine fiktive Zusammenstellung oder die Aufnahme von in der Realität nicht vorhandenen Objekten in die Sammlung. Darüber hinaus wird die Kunstkammer in der Reproduktion in einem anderen Medium für den Betrachter neu zugänglich gemacht. Reproduktion ist in diesem Sinne auch eine Produktion von neuen Bedeutungsdimensionen, die wirklichkeitsstiftend und nicht nur abbildend sein können. Als eine Form der Vermittlung eines Gehalts von einem Medium in ein anderes enthält die Reproduktion ein selbstreflexives Moment und ist immer zugleich mit ihrer medialen Dimension verknüpft.

                      

Die diesjährige in Gießen stattfindende Jahrestagung des Vereins „Das Bild als Ereignis e.V.“ möchte das Thema der Reproduktion unter besonderer Berücksichtigung ihrer oben skizzierten medialen Dimensionen in den Fokus stellen. Hierbei stehen nicht die technischen Aspekte wie etwa der Reproduktionsgraphik im Vordergrund, sondern allgemeinere Fragen nach dem Verhältnis von Reproduktion zu ihrer jeweils spezifischen Medialität. Mögliche Fragen wären hier beispielsweise: Welche Intentionen liegen der Reproduktion zugrunde? Wie lässt sich anhand von konkreten Fallbeispielen das Verhältnis von Vorbild und Reproduktion fassen? Welcher Inhalt wird reproduziert und erhält der Gehalt/Inhalt bei dem Übergang in das neue Medium eine Veränderung und Erweiterung? Weiter gedacht: Wie verändern sich dadurch Funktion und Gebrauch der Reproduktion im Vergleich zu ihrem Vorbild? So nehmen etwa Pilgerzeichen Heilige oder Reliquien der speziellen Wallfahrtsorte in ihre Darstellung auf. Als kleine tragbare Objekte machen sie auf diese Weise die heilsbringende Wirkung der schwer erreichbaren und weit entfernten Reliquien im Alltag individuell verfügbar. Die Reproduktion ist hier keinesfalls bloßes „Abbilden“, sondern im Gegenteil eine Neukontextualisierung und Übertragung in einen völlig neuen (Gebrauchs)kontext, denn auch der Umgang mit Pilgerzeichen ist ein grundsätzlich anderer als jener mit dem vermeintlichen „Original“, auf welches sie sich beziehen.

                                            

Eng verwandt mit der medialen Reflexion in Bezug auf Reproduktionen ist auch die Frage nach Originalität und Kopie. So lässt sich etwa im Kontext der Reproduktionsgraphik spätestens mit der Arbeitsteilung zwischen Künstlern und Grafikern innerhalb der großen Verlagshäuser wie etwa Hieronymus Cocks Aux Quatre Vents eine eng gefasste Definition von Original und Kopie/Reproduktion nur noch mühsam anwenden. Ähnliche Fragen könnten sich ebenfalls in den Malerei-Werkstätten des 16. Jahrhunderts ergeben, die beispielsweise in Antwerpen oder in Deutschland zu einer rationalisierten Arbeitsteilung führen. Diese Problematik der Originalität stellt sich jedoch nicht nur anhand von Graphik, Textilkunst oder Malerei, sondern auch anhand neuer Medien, wie der Fotografie - die zunächst als Reproduktionsmittel von Kunst selbst zum künstlerischen Medium avancierte - oder Karikatur, Comic und Film.

 

Das Programm als Download hier.

 

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Organisatorinnen der Jahrestagung: Katharina Frank M.A., Sabine Kossmann M.A., Carolin Rinn M.A.

Vereinsvorstand: Johann Schulz M.A., Laura Sobez M.A., Dominic Eric Delarue M.A., Sabine Kossmann M.A. (Schatzmeisterin)