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Collegium Gissenum 2021

Hass

 

Hass hat sich in den letzten Jahren zu einer Emotion entwickelt, die in erschreckendem Ausmaß in der politischen Auseinandersetzung, der Kommunikation in den sozialen Medien, aber auch im alltäglichen Umgang Fuß gefasst hat. Hass bestimmt das Verhältnis einer erstaunlichen Anzahl von Menschen zu Angehörigen anderer Ethnien, Kulturen oder Religionen, aber auch zu Repräsentanten der rechtsstaatlichen Ordnung und demokratischen Institutionen.

Angesichts dieser Situation versucht die Vortragsreihe, zu einem besseren Verständnis beizutragen, worum es dieser Emotion geht, worin sie wurzelt, was genau sie auszeichnet und etwa von Ärger, Wut oder Zorn unterscheidet. Dabei soll die durch Hass motivierte Form der Kriminalität und ihre Folgen für die demokratische Gesellschaft ebenso thematisiert werden, wie das Verhältnis zwischen Hassrede und Meinungsfreiheit.

Die Reihe versammelt Beiträge aus der Sozialpsychologie, Politologie und der Philosophie, sie findet aufgrund der Pandemie in Form von Videokonferenzen auf der Plattform Webex statt. Zu den einzelnen Terminen (jeweils Mittwoch 18-20 Uhr) können Sie sich hier anmelden.

 

Das Programm

 

02.06., 18-20 Uhr Inga Bones

Diese Veranstaltung entfällt leider wegen Krankheit.

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen? Hate Speech und Meinungsfreiheit

Der englischsprachige Ausdruck Hate Speech hat sich im deutschsprachigen Raum mittlerweile fest etabliert. Und spätestens seit dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sind weite Teile der Öffentlichkeit für das Gefährdungspotential von Hassbotschaften sensibilisiert. Trotzdem besteht oft Unklarheit darüber, wo Hate Speech anfängt – und eine gesunde Streitkultur aufhört. Bedrohen Forderungen nach der Eindämmung von Hate Speech im Netz und außerhalb gar das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und damit eine Säule unserer Demokratie? In meinem Vortrag wird es darum gehen, das Verhältnis zwischen Hate Speech und Meinungsfreiheit zu klären.

 

23.06., 18-20 Uhr Dr. Daniel Geschke, Jena

Hasskriminalität und ihre Auswirkungen auf Betroffene und die demokratische Gesellschaft

Bei Hasskriminalität handelt es sich um Straftaten, die durch Vorurteile motiviert sind. Sie wendet sich gegen Menschen (oder ihr Eigentum), weil sie als Vertreter:innen einer unerwünschten Gruppe angesehen werden. In diesem Vortrag werden aus sozialwissenschaftlicher Perspektive verschiedene Aspekte dieses komplexen Phänomens mit Fokus auf die Betroffenen vorgestellt: Definitionen, Entstehung des Konzepts, Erfassungsmethoden, Zahlen, Auswirkungen auf Betroffene, Gegenmaßnahmen, Kritik am Konzept.

 

30.06., 18-20 Uhr Prof. Dr. Ulrich Wagner, Marburg

Hass »bringt es zu Ende« – sozialpsychologische Perspektiven auf eine sehr zerstörerische Emotion

Menschen halten sich üblicherweise für rational. Das ist falsch: Wahrnehmung, Urteilsbildung und Verhalten sind in starkem Maße von Emotionen beeinflusst. Hass ist eine besonders einflussreiche Emotion. Hass geht mit Aggression und Gewalt einher und oft mit besonders brutalen Formen von Gewalt, die die Vernichtung des Opfers zum Ziel hat – und dabei manchmal sogar die Selbstvernichtung in Kauf nimmt. Hass ist wesentliche Ursache für brutale Gewalt in interpersonalen Beziehungen. Hass ist oft auch Ursache für vernichtende Gewalt zwischen Gruppen. Die Sozialwissenschaften wissen einiges darüber, wie Hass zustande kommt. Dieses Wissen eröffnet Möglichkeiten, Strategien und Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln, der Entstehung und Ausbreitung von Hass entgegenzuwirken.

 

07.07., 18-20 Uhr Dr. Katharina Ernst-Wilken, Berlin

Hass, oder der Kampf um das Schicksal der Welt – eine emotionsphänomenologische Analyse

Für Aurel Kolnai (1900–1973) bilden Hass, Angst und Ekel die drei Grundformen der menschlichen Aversion. Gemeinsam ist diesen Emotionen, dass sich der Mensch in ihnen gegen einen erlebten Angriff zur Wehr setzt. Kennzeichnend für den Hass ist insbesondere eine Verabsolutierung sowohl des Angreifers und der erlittenen oder drohenden Schädigung als auch des »Kampfplatzes«, die letztlich zu einem ebenso absoluten Vernichtungsanspruch führt. Im Anschluss an Kolnai geht der Vortrag dieser Dynamik des Hasses nach und arbeitet die spezifischen Merkmale von Hassobjekt und -subjekt sowie ihrer Konstellation heraus, um so die beiden Seiten des emotionalen Erlebnisses – Vernichtungs- und Selbstbehauptungsintention – auszuleuchten. Hierbei wird der Bezug dieser Emotion zu Werten, Unwerten und dem Bösen eine besondere Rolle spielen.
 

Kontakt

Prof. Dr. Matthias Vogel

 

Institut für Philosophie, Professur für Theoretische Philosophie
Rathenaustraße 8, 2. Stock, Raum 202
35394 Gießen

Alexandra Darabos
Institut für Philosophie
Rathenaustraße 8, 2. Stock, Raum 209
35394 Gießen

Telefon: + (49)-641-99-15531

E-Mail: