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Exkursion nach Aserbaidschan

     


 Justus-Liebig-Universität Gießen, Professur für Turkologie

 Aserbaidschan-Exkursion 2018


 

Vom 28.03. bis zum 06.04. unternahmen die Studenten der Turkologie unter anderem mit finanzieller Förderung des GiZo und organisatorisch-inhaltlicher Unterstützung der ADA University Baku eine Exkursion nach Aserbaidschan. Dabei lernten die Studenten vor allem wie sehr sich das Land trotz seiner oberflächlichen Ähnlichkeit mit der Türkei doch stark von dieser unterscheidet. Themen, die die Studenten beschäftigten, waren die Frage des Verhältnisses von Säkularität und Religiösität, die Unterschiede zwischen Stadt und Land, das Verhältnis von Aserbaidschanisch und Russisch im Alltag, die Transformation von Baku, von einer ewig windgepeitschten Festung an der Peripherie des Persischen Reiches (den Wind konnten die Studenten hautnah erleben), zur multikulturellen Ölmetropole der Zarenzeit bis zur „Dubaisierung“ der letzten Jahre. Jeden Tag wurden die Studenten mit Literatur, Kultur und mannigfaltigen Beispielen von Identitätsfindungs- und Nationbuilding-Prozessen konfrontiert. Schließlich kamen auch turkologische Aspekte in der Form von praktischem und theoretischem Sprachvergleich (Aserbaidschanisch-Türkisch) nicht zu kurz, sei es durch die leibhaftigen Lehrer oder durch den Lehrmeister Alltag. Der genaue Ablauf lässt sich dem unten anschließenden Exkursionsbericht zweier Teilnehmer, Bekir Karaer und Betül Gürel, entnehmen.

 

Am Abend des 28.03.2018 kamen wir am „Heydar Aliyev Flughafen“ in Baku an. Ein Fahrer, der von unserem Gastgeber „ADA Universität“ beauftragt wurde, holte uns ab und brachte uns zu unserer Unterkunft „Təbriz Evləri“. Das Personal nahm uns sehr gastfreundlich auf. Die Einzelzimmer der Wohnungen, die jeweils für vier Personen gedacht waren, überraschten uns positiv. Vor allem die Sauberkeit, der Ausblick und die Räumlichkeiten an sich. Nachdem wir uns eingelebt hatten, wurde mit der gesamten Gruppe besprochen, wie die kommenden Tage ablaufen sollten.

 

Unser erster Morgen in Baku begann mit einem Crashkurs im „Ədibin Evi“, das in der Altstadt im so genannten „İçəri Şəhər“ liegt. Wir bekamen Einblicke in die Sprache und Kultur Aserbaidschans, durften aserbaidschanische Spezialitäten kosten und sogar bei der Zubereitung helfen. Im Anschluss gab es ein „Mugam“-Konzert, welches uns die traditionelle Musik Aserbaidschans näherbrachte.

 

Am zweiten Tag machten wir uns auf den Weg zu unserem Gastgeber, der „ADA Universität“. Dort wurde uns die Universität vorgestellt. Es gab auch eine Präsentation und eine Diskussionsrunde über Aserbaidschan und Baku. Anschließend erhielten wir eine Campus-Führung und aßen in der Mensa. Im Anschluss gingen wir zum „Heydər Əliyev Zentrum“, wohl eines der modernsten Bauten in Aserbaidschan, welches für seine faszinierende Architektur bekannt ist. Darin konnten wir als Teil der vielen Ausstellungen die archetektonischen Sehenswürdigkeiten Aserbaidschans in Miniaturform sowie traditionelle Kleidung und althergebrachte Instrumente verschiedener Epochen besichtigen.

 

Am nächsten Tag nahmen wir nicht nur an einer Führung durch die Altstadt „İçəri Şəhər“ auf den Spuren des Romans „Ali und Nino“ teil, sondern besuchten auch den „Qız Qalası” (Jungfernturm) und den Şırvanşah-Palast. Am Ende des Tages gingen wir in das Marionettentheater um uns die Oper „Leyli və Məcnun“ anzuschauen.

 

Am vierten Tag gingen wir ins Teppichmuseum. Nicht nur die verschiedenen Teppiche faszinierten uns. Auch die Architektur des Museums, welches wie ein gerollter Teppich aussah, fanden wir sehr interessant. Im Anschluss gingen wir mit der Bergbahn zu den Flame Towers und besuchten das „Şəhidlər Xiyabanı”, Kriegsopfer-Friedhof und -Gedenkstätte des post-sowjetischen Aserbaidschan. Am Abend machten wir uns auf den Weg in die Altstadt und aßen in einer alten Karawanserei aserbaidschanische Köstlichkeiten und ließen uns erneut von der „Mugam“-Musik begeistern, die uns live vorgespielt wurde.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Şəki, eine Stadt in Nordwest- Aserbaidschan mit dem Status eines Rayons. Sie liegt 325km entfernt von Baku am Fluss Kiş und hat 64200 Einwohner.

Unterwegs besichtigten wir das Mausoleum eines Sufi-Scheichs (Diri Baba), besichtigen die neu errichtete, historistische Moschee von Şamaxı und die Kirche der archaischen, christlichen Minderheit der Udi in Nic. Nach circa acht Stunden Busfahrt wurden wir nach einer kleinen Teepause in der sog. „oberen“ Karawanserei von unserem Begleiter in unsere Pension gebracht. Nach dem netten Empfang durften wir in unsere Zimmer, machten uns frisch für das Abendessen und konnten die Stadt besichtigen.

 

Am nächsten Tag standen wir früh auf und haben gemeinsam gefrühstückt. Danach machten wir uns auf den Weg zum „Şəki Han Sarayı“, dem prächtigen Sommersitz des einst weitgehend unabhängigen Khans von Şəki. Der im 18. Jahrhundert erbaute Palast hat uns sehr beeindruckt. Vor allem die Malereien im Inneren sind sehenswert. Nach der Besichtigung des Palastes besichtigten wir das Dorf Kiş mit seiner alten kaukasusalbanischen Kirche. Anschließend fuhren wir zurück nach Baku.

 

Am vorletzten Tag fuhren wir zum Qobustan-Nationalpark. Bekannt ist er für seine steinzeitlichen Felszeichnungen, die in den 1930er Jahren entdeckt wurden, und für die östlichste Inschrift des römischen Imperiums. Wichtig ist auch zu wissen, dass die Fundstätten der Felszeichnungen zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt wurden. Vor allem hier konnten wir anhand der Unterschiede in der Darstellung des Museums und unseres Guides erleben, wie unterschiedlich solche prähistorischen Hinterlassenschaften im heutigen Aserbaidschan „geschichtspolitisch“ interpretiert werden.

 

Abschließend können wir sagen, dass wir eine unvergesslich schöne Zeit in Baku hatten und neue Freundschaften untereinander entstanden sind. Gerne und jederzeit wieder- Baku ist unbedingt eine Reise wert.

 

Bekir Karaer, Sultan Karakaya