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Vorträge

Soweit Materialien zu den einzelnen Veranstaltungen zur Verfügung gestellt wurden, können Sie diese im Folgenden herunter laden:

Marei Fetzer (Frankfurt am Main): Schreibe Mathe, und sprich darüber. Eine qualitative Perspektive auf die Arbeit mit Schreibanlässen im Mathematikunterricht der Grundschule.

Aus dem Abstract:

Das Schreiben im Mathematikunterricht der Grundschule hat insbesondere in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung erfahren. Im Zuge eines konstruktivistischen Ansatzes werden Kinder der Primarstufe angehalten, sich mit mathematischen Fragestellungen schreibend auseinanderzusetzen. Sie sollen versuchen, Muster zu beschreiben und ihre Entdeckungen schriftlich zu fixieren, sie entwerfen eigene Aufgaben und verfassen Lerntagebücher. Über den positiven Einfluss des Schreibens auf das mathematische Lernen besteht Einigkeit in der Mathematikdidaktik. Mein Forschungsinteresse richtet sich insbesondere darauf, wie Grundschulkinder fachlich lernen, wenn sie im Mathematikunterricht schreiben. Dabei ist die Arbeit mit Schreibanlässen im Rahmen meiner    Studien    in    zwei    Phasen    konzipiert:    die    Verschriftlichungsphase    und    die Veröffentlichungsphase. Beide Phasen ermöglichen mathematisches Lernen jeweils in spezifischer Weise. Auf der Grundlage qualitativer Verfahren entwickle ich eine Interaktionstheorie mathematischen Lernens im Rahmen der Arbeit mit Schreibanlässen. Es lässt sich rekonstruieren, dass das Schreiben sein lernförderliches Potenzial insbesondere im Zusammenspiel mit Diskussionen auf der Basis selbstverfasster Schülerwerke entfalten kann: Schreibe Mathe, und sprich darüber. Im Vortrag werde ich Möglichkeiten des interpretativen analytischen Zugriffs präsentieren sowie empirische Ergebnisse der Untersuchungen vorstellen.

 

Thomas Zabka (Hamburg): Schreiben über literarische Texte in der gymnasialen Oberstufe.

Aus dem Abstract:

Das Schreiben über Literatur steht in einem doppelten Spannungsverhältnis, das zum einen seine epistemische, zum anderen seine kommunikative Funktion betrifft. (1) Das Schreiben über Literatur soll zu einem differenzierten, begründeten und ‚reichen‘ – nämlich um das im Schreibprozess aktivierte Wissen bereicherte – Textverstehen beitragen. Zugleich steht ein solches Schreiben stets im Kontext von Prüfungen: Die Interpretations- und Analysekompetenz soll schreibend gezeigt werden; zumindest wird dieses Zeigen zur Prüfungsvorbereitung geübt. Da in Prüfungssituationen die Strategie der Fehlervermeidung handlungsleitend ist, neigen Schüler dazu, bereits vorhandenes Wissen auf die zu interpretierenden Texte anzuwenden. Tendenziell widerspricht dies der Intention, neue Erkenntnisse über die Texte zu gewinnen. (2) Schriftliche Literaturinterpretationen sind an eine Interpretengemeinschaft gerichtet, die im Sinne der wissenschaftspropädeutischen Ausrichtung der gymnasialen Oberstufe nicht aus konkreten anderen Lesern besteht, wie es etwa die Adressaten eines Briefes wären. Vielmehr richten sich Interpretationen qua Textsorte an eine anonyme Leserschaft, die von der Angemessenheit der Interpretation überzeugt werden soll. Weil das schulische Schreiben erst eine frühe Einübung in diese akademische Textsorte ist, muss das angesprochene Publikum virtuell bleiben oder durch die Gemeinschaft der Mitschüler in einer Art Rollenspiel verkörpert werden. Der reale Adressat ist hingegen die Lehrperson. Ihr soll Interpretationskompetenz und Schreibkompetenz demonstriert werden. – Die beiden hier skizzierten Spannungsverhältnisse, die sowohl die epistemische als auch die kommunikative Funktion des Schreibens über literarische Texte problematisch machen, lassen sich gewiss nicht restlos auflösen, wohl aber durch geschickte Aufgaben und Situierungen bewältigen, sodass Texte entstehen können, die einerseits erkenntnisgewinnend und an eine potentielle Interpretengemeinschaft adressiert sind und die andererseits den Kompetenzaufbau demonstrieren und sich an die bewertende Lehrperson richten. Dass ein solcher Ausgleich gelingen kann, ist zumindest die These des Vortrags.

 

Nadine Anskeit (Dortmund): Kommunikatives Schreiben in der Primarstufe. Auswirkungen von prozessorientierten Schreibarrangements auf die Qualität der Textproduktion.

Aus dem Abstract:

Die prozessorientierte Schreibdidaktik hat, auch durch die Verankerung in den Bildungsstandards, in den letzten Jahren verstärkt Einzug in den Deutschunterricht an Grundschulen gehalten. Für den deutschen Sprachraum ist jedoch nicht hinreichend erforscht, welche Fördermaßnahmen sich positiv auf Prozess und Produkt auswirken. Dies betrifft auch und gerade Fragen nach den Effekten unterschiedlich profilierter Schreibaufgaben, unterschiedlicher Textsorten sowie unterschiedlicher Schreibmedien. Auf dieses Desiderat reagiert mein Promotionsprojekt. Es untersucht, ob und inwiefern sich Korrelationen zwischen unterschiedlich profilierten schreibdidaktischen Arrangements und der Qualität von Textrevisionen und Textqualitäten feststellen lassen. Zu diesem Zweck sind im Rahmen verschiedener Unterrichtsreihen in 24 vierten Klassen von Grundschulen in Nordrhein- Westfalen und Niedersachsen 12 unterschiedliche Schreibarrangements durchgeführt worden. Dabei wurden 1000 Schülertexte (500 erste und 500 zweite, überarbeitete Versionen) sowie relevante personenbezogene Daten erhoben. Variiert wurde bei der Textsorte (Beschreibung oder Argumentation),    der    Funktion/Interaktion    (interaktionsgebundene    Funktion    oder    keine interaktionsgebundene Funktion), dem sprachlichen scaffolding (keine Formulierungshilfen oder Formulierungshilfen) und dem Schreibmedium (paper & pencil oder Wiki). Bei der ersten Aufgabe ging es um die Beschreibung eines selbst mit Playmobil-Möbeln eingerichteten Miniaturzimmers, bei der zweiten Aufgabe um eine Argumentation zur Wahl eines Ausflugsziels. Im Vortrag möchte ich das theoretische und methodische Design der Studie erläutern und erste Ergebnisse zu ausgewählten Teilfragen vorstellen.