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Veranstaltungen des Lehrstuhls im SoSe 2020

Prof. Dr. Carsten Gansel - Vorlesungs- und Seminarkommentare

 

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1. Carsten Gansel: Vorlesung Literale Kompetenz, Dienstag, 8:00 - 10:00: Gegenstand dieser Vorlesung sind die theoretischen und empirischen Grundlagen des Erwerbs literaler Kompetenzen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Erwerb von Lesefähigkeiten in Verbindung mit der der Kinder- und Jugendliteratur (KJL). In diesem Rahmen werden auch neuere Entwicklungen der Neurophysiologie (u.a. Theory of Mind) und der Evolutionspsychologie berücksichtigt. Sodann wird eine Einführung in wesentliche Aspekte der Theorie und Geschichte der KJL gegeben. Im Zusammenhang mit den Entwicklungen im Handlungs- und Symbolsystem KJL geht es darum, die Spezifik von Texten einsehbar zu machen, die an junge Leser adressiert sind. In diesem Zusammenhang werden grundlegende narratologische Kategorien vertieft und Kompetenzen für die Auswahl und die Analyse/Bewertung von KJL vermittelt. Dabei wird der Bogen bis zur Rolle von moderner KJL im Deutschunterrricht gespannt (u.a. Grundschule). Die Vorlesung wird zudem in die Therie und Geschichte der KJL einführen und zeigen, wie sich in einem Prozess von gesellschaftlicher Modernisierung der moderne Kinderroman wie auch der Adoleszenzroman herausgebildet haben.

2. Carsten Gansel/Stephanie Lotzow: "This is not a Love Song" oder Wider die Gesinnungsästhetik - Rammstein und das "Prinzip Störung", Dienstag, 18:00 - 20:00: Die 1994 in Berlin gegründete Band gilt als die international erfolgreichste deutsche Band. Die Tickets für die letzte Stadiontournee (2019) waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Immer wieder sorgte die Band mit ihren Texten und den Inszenierungen in Videoclips für Aufstörungen. Die Folge waren vereinfachte Bewertungen und Einordnungen. Anton Hiersche hat stattdessen das Projekt-Rammstein so auf den Punkt gebracht: "Ihr seid nicht doppel-, sondern dreibödig". In der Tat führt das Zusammenspiel von Text, Musik, Gestik und Pyrotechnik dazu, dass die nicht sofort erkennbare Ironie nochmals ironisch gebrochen wird und dahinter ein "harter Realismus" aufscheint, der an den Kern von Widersprüchen führen kann. Der Musikwissenschaftler Peter Wicke spricht davon, dass Rammsteins Provokationen auf die "obszöne Oberflächlichkeit einer Gesellschaft" zielen, die sich "zum Sieger der Geschichte erklärt hat, aber selbst voller erschreckend tiefer Abgründe ist". Das Seminar wird Fragen nach einem gesellschaftlichen Störpotenzial nachgehen und dabei auch die literarischen Anspielungen in zahlreichen Lyrics sowie ihre bildhafte Darstellung in Videoclips diskutieren.

3. Oliver Fritsch ("Die Zeit")/Carsten Gansel: Fußball als kulturelles Phänomen, Mittwoch, 16:00 - 18:00: Nach einer Einführung in das Phänomen Fußball, wird auf die Historie der Sportart eingegangen. Dabei wird am Beispiel des 1. FC Nürnberg und seiner Geschichte nach Spuren im Nationalsozialismus die Frage gestellt, wann, warum und unter welchen Bedingungen der Fußball zu einer der weltweit erfolgreichsten Sportarten werden konnte. Im zweiten Teil steht die die Analyse erfolgreicher literarischer Texte, in denen der Fußball eine zentrale Rolle spielt, (u.a. Philipp Winkler, "Hool", 2016; Tonio Schachinger, "Nicht wie ihr", 2019) im Zentrum. Schließlich soll es in einem weiteren Teil des Seminars ausgehend von der durch den DFB in Gang gebrachten juristischen Auseinandersetzung um die Internetplattform „Hartplatzhelden“ (Mitgründer Oliver Fritsch) – sie wurde erst durch Urteil des Bundesgerichtshofes beendet - um aktuelle Entwicklungen und die zunehmende Kommerzialisierung gehen. In Verbindung damit werden die Fan-Kulturen als eine legitime und kritische Sub- und Gegenkultur erfasst. Die Planung des Seminars sieht eine Blockveranstaltung vor, in der mit Verantwortlichen eines Fußballclubs ins Gespräch gekommen und nach Möglichkeit ein Spiel besucht wird.

4. Carsten Gansel: Literatur und Erinnerung in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur - Konsequenzen für den Deutschunterricht, Mittwoch, 8:00 - 10:00: Wenn man danach fragt, ob etwas gibt, was die deutschsprachige Literatur nach 1989 in besonderer Weise prägt, dann wird man mit einiger Berechtigung davon sprechen können, dass das "Prinzip Erinnerung" eine Art Verbindung zwischen den sehr verschiedenen Gattungen, Texten und auch Generationen herstellt. Im  Seminar werden verschiedene ‚Formen der Erinnerung' in der deutschsprachigen Literatur nach 1989 diskutiert. Das Spektrum reicht von Texten der älteren Autorengeneration (Günter Grass: "Im Krebsgang") über die mittlere Generation (Uwe Timm: "Am Beispiel meines Bruders") bis zur jüngeren (Sabrina Janesch: "Katzenberge"). Darüber hinaus wird danach gefragt, in welcher Weise nach 1989 die 'vergangene' DDR und die frühe Bundesrepublik erinnert werden. Angesichts der Bedeutung der Medien für gegenwärtige Erinnerungskulturen ist darauf abgezielt, Formen der filmischen Inszenierung von Erinnerung zu erfassen ("Die Flucht", "Unsere Mütter, unsere Väter", "Die Gustloff").

5. Carsten Gansel/Michael Hametner: Hörspiel - Theorie und Praxis, Dienstag, 14:00 - 16:00: Die Lehrveranstaltung führt in das Hörspiel in Theorie und Praxis ein. Dabei wird das Hörspiel als eine literarische Form erfasst, die sich dem Medium Rundfunk und seinen technischen Möglichkeiten verdankt. Die Formen des Hörspiels stehen in Verbindung mit aktuellen Entwicklung des Mediums Radio und werden von den veränderten Rezeptionsgewohnheiten der Hörer beeinflusst. Zunächst wird es um einen Überblick über die Theorie des Hörspiels geben danach geht es darum, Hörspiele verschiedener Formen aus unterschiedlichen Entstehungszeiten analysieren. Schwerpunkt sind: die Typologie der Hörspiel-Dramaturgie, die Öffnung der Form mit den Mitteln Geräusch und Musik und der Umgang mit O-Ton-Material. Michael Hametner (MDR) war leitender Redakteur beim MDR.