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Ein zahnloser Tiger? Über die Ent-Kritisierung des wissenschaftlichen Subjekts

 

In dem von der Volkswagenstiftung geförderten Projekt entsteht ein Essay, in dem eine markante Veränderung der wissenschaftlichen Subjektform nachgezeichnet und diskutiert wird. (Das Buch erscheint voraussichtlich 2019 bei transcript.)

Die zentrale These ist, dass sich das Wissenschaftler-Subjekt im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts von einem klassisch-modernen zu einem unternehmerischen Subjekt (im Sinne Ulrich Bröcklings) wandelt. Im Zuge dieses Wandels entwickelt sich die seit der Moderne zentrale wissenschaftliche Erkenntnispraxis der Kritik zu einer Marginalie, ja zu einer Art Relikt, weshalb ich - in Anlehnung an Colin Crouch - für die Gegenwart von einem postkritischen Wissenschaftler-Subjekt sprechen möchte.

Dieser markante Bruch soll anhand der Subjektivierung, also der (sprachlichen) Subjektformung, von Wissenschaftlern nachgezeichnet werden, wofür sich Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten besonders gut eignen. Bei solchen Texten handelt es sich – mit Foucault gesprochen – um ‚Technologien des Selbst‘, die zur Formung von Subjekten beitragen.

Die Konturierung dieses Bruchs soll in einem Erklärungsrahmen eingespannt werden, der sich unter anderem aus Ansätzen wie den Überlegungen zum ‚Normalismus‘ (Jürgen Link), zum ‚unternehmerischen Selbst‘ (Ulrich Bröckling) sowie zur Entwicklung eines ‚Kreativitätsdispositivs‘ und 'Kreativsubjekts' (Andreas Reckwitz) zusammensetzt. Ein – fruchtbarer – gemeinsamer Nenner dieser Positionen scheint zu sein, dass sich mit ihnen – seit den 1960er/1970er – ein gesamtgesellschaftlicher Trend zu veränderten Subjektivierungsstrategien abzeichnet, der möglicherweise auch das wissenschaftliche Feld affiziert.

 

http://portal.volkswagenstiftung.de/search/projectDetails.do?ref=94433