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Praktika

Praktikumsratgeber sowie allgemeine Empfehlungen und Tipps

Praktikums-Ratgeber Arbeits- und Organisationspsychologie

 

Liebe Studentinnen und Studenten,

 

der folgende Ratgeber soll Ihnen eine Hilfestellung bei der Suche nach einem Praktikum in der Arbeits- und Organisationspsychologie sein. Wir – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der A&O – hören immer wieder von Ihnen, dass die Suche nach einem Praktikumsplatz sehr schwer und selten von Erfolg gekrönt sei. Vielleich helfen Ihnen einige unserer Erfahrungen weiter.

 

Zunächst sollten Sie sich selbst drei wichtige Fragen stellen:

 

  1. Was suche ich?
  2. Wie suche ich?
  3. Wo suche ich?

 

Zum Abschluss geben wir Ihnen noch allgemeine Tipps.

 

Was suche ich?


a)      Dieser Punkt hängt oft mit dem Punkt der systematischen Suche zusammen (den wir unter Punkt 2 noch einmal aufgreifen). Oftmals denkt man bei der Suche nach einem Praktikumsplatz an bekannte, große, beliebte oder „prototypische“ Arbeitgeber, wie z. B. Lufthansa, Fraport oder die Commerzbank. Allerdings gibt es deutlich mehr Arbeitgeber im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie als nur diese wenigen Unternehmen. Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie nicht z. B. einem kleineren, ggf. „unbekannteren“ Unternehmen, eine „Chance“ geben wollen. Oftmals hat das auch zur Folge, dass man noch mehr Verantwortung übernehmen darf, weil die kleineren Unternehmen von der Mitarbeit noch deutlich mehr profitieren können. Das hat dann auch gleichzeitig den Effekt, dass diese Unternehmen nicht so mit Bewerbungen überlaufen sind.

 

b)      Ein Knackpunkt, von dem uns immer wieder berichtet wird, ist die Dauer des Praktikums. Ihre Studienordnung gibt eine Dauer von sechs Wochen (bzw. der entsprechenden Stundenzahl) vor. Wir bekommen dann oft erzählt, es sei schwierig, für diese Dauer einen Praktikumsplatz zu finden. Dies ist aus unserer Sicht auch vollkommen nachvollziehbar! Unserer Erfahrung nach ist man nach ca. vier bis sechs Wochen überhaupt erst vernünftig eingearbeitet, sodass es weder besonders viel Spaß machen noch besonders viel Sinn ergeben würde, das Praktikum genau nach dieser Zeit zu beenden. Sie müssen bedenken, dass das Unternehmen und die Betreuerin oder der Betreuer Ressourcen (und sei es „nur“ Zeit) in Sie investieren, indem Sie angelernt und in Projekte involviert werden. Im Optimalfall „wäscht eine Hand die andere“ und Sie können wirklich etwas zu Tätigkeiten und Projekten beitragen, was aber besonders nach der Einarbeitungsphase wahrscheinlicher wird. Wir empfehlen Ihnen daher dringlich, die Praktikumsdauer auch für sich selbst eher mit zwei bis drei Monaten anzusetzen. Dies ist teilw. immer noch in Semesterferien machbar. Manche Unternehmen ermöglichen es Ihnen auch, einen Teil des Praktikums in „Teilzeit“ nach Semesterbeginn weiterzuführen. Da Ihre Studienordnung hauptsächlich von einem Workload in Stunden spricht, ist dies auch prinzipiell damit vereinbar. Die Möglichkeit dazu hängt natürlich von der Art der Arbeit und der Branche ab (in einer Unternehmensberatung könnte die Chance darauf z. B. wegen der eher dynamischen Arbeitsweise höher sein). Unser Ratschlag an dieser Stelle ist also: Nur weil sie mindestens sechs Wochen Praktikum machen sollen, bedeutet dies nicht, dass es genau sechs Wochen sein müssen. Vielfach wird uns berichtet, Unternehmen wollten nichts Kürzeres als ein halbes Jahr. Dies können wir aus vielfältigen eigenen Erfahrungen nicht bestätigen.

 

Persönliche Erfahrung (Maximilian Buyken): Ich selbst habe ein zweimonatiges Praktikum bei einer damaligen Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn gemacht, ein zweimonatiges (vor Ort) bei einer Unternehmensberatung mit einer Verlängerung, die variabel in das Semester hineinging, sowie ein dreimonatiges bei einer anderen Unternehmensberatung. Von Kommilitoninnen und Kommilitonen damals während des Studiums hörte ich Ähnliches, ebenso von jetzigen Kolleginnen und Kollegen. Nebenbei hat sich eines dieser Praktika später zu einer studienbegleitenden Nebenerwerbstätigkeiten (und damit einem studienfachnahen Nebenverdienst) entwickelt; ein anderes hat mir meine jetzige Nebentätigkeit in der Praxis eingebracht.


Persönliche Erfahrung (Vanessa Jacksch): Ich haben ein zweiwöchiges Praktikum bei RWE-Dortmund absolviert und ein zweimonatiges Praktikum bei einem lokalen Radiosender. Darüber hinaus habe ich während meines Masterstudienganges ein viermonatiges Forschungspraktikum in Kanada (mit Erhalt eines Stipendiums) vollbracht und ein Angebot einer Recruitment-Firma in den Niederlanden für ein siebenwöchiges Praktikum erhalten.


Auch hier greift wieder die systematische Informationssuche. Wenn Sie sich an die Unternehmen wenden, an die sich auch alle Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen wenden, dann haben diese Unternehmen einfach einen größeren Bewerberpool zur Auswahl. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass von den teilweise mehreren hundert oder sogar tausend Bewerbern jemand bereit ist, ein längeres Praktikum zu absolvieren (z. B. ein halbjähriges). Diese Kandidatinnen und Kandidaten würden Ihnen dann vermutlich (und verständlicherweise) vorgezogen (denken Sie einmal an die Taylor-Russell-Tafeln; Taylor & Russell, 1939: Bei so bekannten und beliebten Unternehmen ist einfach die Grundrate der Bewerber so hoch – und im Vergleich dazu die Selektionsquote so gering – dass die Erfolgsrate für das Unternehmen per se sehr hoch ist. So „böse“ es klingt: Die Unternehmen sind dann weniger auf Ihre Bewerbung angewiesen).

 

c)      „Fachfremde“ Praktika: Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich davor warnen, im Zweifelsfall den „leichten Weg“ zu gehen. Wie Sie ggf. wissen, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, beim Praktikum extern von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter des Fachbereichs betreut zu werden, sofern kein Psychologe in dem Unternehmen arbeitet. Diese Option ist nur dann sinnvoll, wenn es sich tatsächlich um Tätigkeiten handelt, die auch ohne Zweifel von einem Psychologen ausgeübt werden würden, es aber nun einmal zufällig so ist, dass das Unternehmen keinen beschäftigt. Ansonsten berauben Sie sich selbst einer Menge praktischer Erfahrungen, die für Ihre weitere Laufbahn wertvoll sein können. Im Zweifelsfall werden wir Sie darauf hinweisen und ggf. eine externe Betreuung ablehnen. Dies tun wir dann nicht, um uns Arbeit zu ersparen, sondern um Sie zu schützen.

 

 

Wie suche ich?


Wie sind Sie bisher bei der Suche Ihres Praktikums vorgegangen? Haben Sie einen systematischen Weg dafür gewählt? Wir fragen grundsätzlich Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen, die uns von Schwierigkeiten berichten, was ihre Suchstrategie sei. Oftmals werden sehr bekannte Unternehmen angesprochen oder angeschrieben. Erkennen Sie sich z. B. darin wieder, dass Sie eine Bewerbung zu Lufthansa oder der Commerzbank nach Frankfurt geschickt haben, aber ansonsten an wenige oder keine anderen Arbeitgeber? Dies kann z. B. daran liegen, dass man sich nicht über weitere Möglichkeiten bewusst ist. Hier hilft eine systematischere Suchstrategie.

 

a)      Nutzen Sie systematische Wege, die z. B. Job-Portale wie Monster.de (http://jobsuche.monster.de/AdvancedSearch.aspx) oder Stepstone.de (http://www.stepstone.de/5/job-detailsuche.html?newSearch=1). Setzen Sie sich einmal in Ruhe mit der Suche oder der Detailsuche auseinander und „spielen“ Sie ggf. einfach einmal mit Kategorien und Suchbegriffen herum. Dabei können Sie z. B. nach „Psychologie“ oder „Arbeits- und Organisationspsychologie“ suchen, durchaus aber auch nach Begriffen wie „Personalmanagement“, „Human Resource Management“, „Unternehmensberatung“ u. Ä. (je nachdem, was Sie inhaltlich interessiert). Stepstone hat bspw. Eine Auto-Vervollständigungsfunktion, die z. B. bei „Unternehmensberat…“ auch „Praktikant/in Unternehmensberatung“ anzeigt. Teilweise können Sie auch direkt angeben, dass Sie nur nach einem Praktikum suchen (z. B. auf Monster.de).

 

b)      Versuchen Sie, so viele Informationsquellen wie möglich zu nutzen. Sprechen Sie Freunde, Bekannte und Verwandte an, ob diese Jobs kennen, in denen psychologisch gearbeitet wird. Fragen Sie dann nach, ob jemand für Sie einen Kontakt herstellen kann. Sicherlich können Sie auch die Netzwerke mit anderen Studentinnen und Studenten der Psychologie nutzen, die bereits Praktika absolviert haben. Auch kann es helfen, wenn man auf Portalen wie „Facebook“, „LinkedIn“ oder „XING“ angibt, dass man auf der Suche nach einem Praktikum in einem bestimmten Bereich ist. So erhält man ggf. Zuschriften von Arbeitgebern, die offene Praktikumsstellen haben.

 

 

Wo suche ich?


Oftmals hören wir, dass Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in unmittelbarer Umgebung von Gießen nach einem Praktikumsplatz suchen, wobei Frankfurt oft „das Höchste der Gefühle“ ist. Wir können Ihnen an dieser Stelle nur empfehlen, Ihre Suche – sofern Sie können – deutlich auszuweiten und deutschlandweit, oder (wenn Sie Interesse daran haben) ggf. sogar im Ausland zu suchen (schauen Sie sich hierzu z. B. auch unter www.aiesec.org um). Sie maximieren damit Ihre Chance, einen Platz zu finden und machen zudem vielleicht noch nette Erfahrungen, lernen z. B. eine neue Stadt kennen und demonstrieren ganz nebenbei zukünftigen Arbeitgebern auch, dass Sie flexibel sind.

 

a)      Wir sind uns darüber im Klaren, dass es für die meisten von Ihnen nicht möglich ist, zwei Wohnungen/Zimmer gleichzeitig zu unterhalten. Hier gibt es die Möglichkeit, das eigene Zimmer zur Zwischenmiete anzubieten und gleichzeitig in der anderen Stadt selbst ein solches Zimmer zu beziehen. Inzwischen ist es durchaus nicht unüblich, dass Unternehmen zumindest ein kleines Gehalt für Praktikanten zahlen (z. B. im Rahmen von 300-800€). Dieses hilft u. U. sogar gut dabei, etwaige Kosten der doppelten Haushaltsführung (sofern man z. B. das eigene Zimmer nicht vermietet bekommt) auszugleichen.

 

b)      Auch gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Finanzierung für Praktika im Ausland. Gehen sie dafür einfach mal auf Stipendiensuche (einen Ratgeber dafür haben wir Ihnen für das Ausleihsystem der Bibliothek besorgt: Max-Alexander Borreck & Jan Bruckmann „Der Weg zum Stipendium“; besonders hervorzuheben ist hier wahrscheinlich das DAAD-Promos Programm;
www.uni-giessen.de/cms/internationales/auslandsstudium/finanzierung/promos)

 

 

 Allgemeine Tipps:


  • Eine oft übersehene Möglichkeit, an einen Praktikumsplatz zu kommen, ist die Initiativbewerbung. Diese haben mehrere Vorteile: Dadurch, dass das Unternehmen gar nicht offiziell sucht, ist die Chance groß, dass sich niemand anderes bewirbt. Was zunächst tautologisch klingt, kann Ihnen den entscheidenden Vorteil verschaffen. Wenn Ihre Bewerbung das Interesse des Unternehmens weckt und man dort grundsätzlich bereit ist, jemanden für ein Praktikum zu beschäftigen, haben Sie möglicherweise schon „gewonnen“. Zudem sieht das Unternehmen bei einer Initiativbewerbung viel stärker das genuine Interesse am Unternehmen und an der Arbeit, da Sie viel individueller darlegen können, was Sie motiviert, sich auch ohne Ausschreibung zu bewerben. Initiativbewerbungen klingen, wenn sie gut gemacht sind, viel weniger nach einem „Abhaken“ von Eigenschaften und Anforderungen, wie sie in einer Ausschreibung stehen sondern nach wirklicher Motivation, sowie Initiative und Proaktivität.
  • Überlegen Sie sich gut, ob Ihnen ein tolles Praktikum im Lebenslauf und aufgrund der dort gewonnenen Erfahrungen nicht mehr bringen kann, als ein noch schnellerer Studienabschluss. Ein Beispiel: Sie hätten tatsächlich die Chance, bei einem renommierten und beliebten Arbeitgeber ein Praktikum zu absolvieren—allerdings nur mit der Dauer von sechs Monaten. Uns wird oft berichtet, dass dies nicht möglich sei, da man sonst ein komplettes Jahr länger studieren müsse. Die Frage ist allerdings, ob dies nicht eine valide Option ist. Sie könnten den Rest des Jahres nutzen, um sich weitere Praktika zu suchen oder beispielsweise um ein Auslandssemester einzulegen (das ja oft die gleiche „Verzögerung“ im Studienablauf zur Folge hat). Unserer Erfahrung nach schauen die wenigsten Personaler tatsächlich auf die Studiendauer, vor allem, wenn sie sich insgesamt noch in einem gewissen Normbereich bewegt. Ein Jahr ist da oft ein völlig vernachlässigbarer Zeitrahmen. Der Gewinn an (Praxis-)Erfahrung jedoch wiegt oft deutlich „schwerer“ für eine Entscheidung, jemanden einzustellen. Vielleicht machen Sie diese Erfahrungen überhaupt erst für ein Unternehmen interessant. Hierfür gibt es natürlich keine Garantie, aber ebenso wenig gibt es diese aus unserer Sicht dafür, dass ein möglichst kurzes Studium einen auf dem Arbeitsmarkt bedeutend attraktiver macht. Letzten Endes müssen Sie die Entscheidung selbst treffen, aber wir möchten Sie dafür sensibilisieren, dass Sie eine Wahlfreiheit haben, die nicht automatisch mit Nachteilen bei einer bestimmten Entscheidung einhergehen.
  • Scheuen Sie keine Mühen: Seien Sie sich darüber bewusst, dass ein Praktikum trotz seiner geringen Dauer einen durchaus größeren Einfluss auf Ihren beruflichen Werdegang haben kann. Die einmaligen Erfahrungen, die Sie optimaler Weise während des Praktikums sammeln können, sind einige der wenigen Dinge, die Sie später – zu Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn – im Lebenslauf als von anderen unterscheidet (einmal von anderen relevanten Weiterbildungsmaßnahmen o. Ä. abgesehen). Es ist daher aus unserer Sicht durchaus legitim, auch größere Mühen für ein gutes Praktikum auf sich zu nehmen.

Persönliche Erfahrung (Maximilian Buyken): Meine Praktika fanden in Berlin, Remscheid und Köln statt. Keiner dieser Orte war mein Studienort und keiner dieser Orte war mein Heimatort. Während des Praktikums in Remscheid habe ich bei einem guten Freund gewohnt und bin täglich mit Bus und Bahn von Düsseldorf nach Remscheid und wieder zurück gefahren (von Haustür zu Haustür täglich mehr als drei Stunden Weg).


Persönliche Erfahrung (Ute-Christine Klehe): Mein zweites Praktikum fand bei einer kleinen Unternehmensberatung in Alsfeld statt, d.h. in der Pampa, so dass ich mir für die Dauer des Praktikums mein erstes Auto gekauft habe (auf Pump, aber da ich das Auto nach dem Praktikum auch wieder abgestoßen habe, war der finanzielle Verlust letztlich irrelevant). Mein drittes Praktikum war bei einer Unternehmensberatung in Köln – miettechnisch kein günstiges Pflaster, aber ½ Zimmer tut es für solche Zwecke auch.


Persönliche Erfahrung (Katharina Klemann): Mein freiwilliges Forschungspraktikum habe ich ein halbes Jahr in Singapur absolviert. Für den Zeitraum hatte ich ein DAAD-Stipendium erhalten, welches natürlich nicht die kompletten Kosten gedeckt hat, aber es war eine wertvolle Erfahrung, für die sich der finanzielle Aufwand definitiv gelohnt hat.


Was wir damit sagen wollen: Es lohnt sich, für ein gutes Praktikum auch einmal „in den sauren Apfel“ zu beißen und für eine gewisse Zeit überdurchschnittliche Mühen auf sich zu nehmen.

 

Wir hoffen, dass Ihnen diese Tipps und Hinweise eine Hilfe bei der Suche nach einem bereichernden Praktikumsplatz sind und wünschen Ihnen dafür viel Erfolg.


Das Team der Arbeits- und Organisationspsychologie