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Forschungsschwerpunkte

Sensomotorik und Alter

Eine Reihe von Beobachtungen legen die Vermutung nahe, dass die Anpassung an die sensomotorischen Anforderungen moderner Arbeitsaufgaben, bei denen Bewegungsbeobachtung und -ausführung räumlich voneinander getrennt sind (z.B. Computermaus, Laparoskopie), eine besondere Herausforderung im höheren (Berufs-)Alter darstellt. Ein Schwerpunkt meiner Forschung befasst sich mit der Frage nach den altersbedingten Veränderungen in den an dieser Anpassung beteiligten motorischen und kognitiven Kontrollprozessen. Meine bisherige Forschung hat gezeigt, dass Alter eher die kognitive Komponente visuomotorischer Anpassung beeinflusst. Es zeigte sich, dass ältere Versuchspersonen im Laufe des Erlernens einer neuen Transformation weniger explizites Wissen der Transformationen generieren und dieses Wissen auch weniger effizient im Rahmen bewusster strategischer Korrekturen von spontanen Bewegungstendenzen anwenden können. Des Weiteren zeigt eine erste Studie eine altersbedingte Reduktion einer impliziten Komponente, des sogenannten model-free reinforcement learning, die eng mit dem dopaminergen System verknüpft ist, einem Neurotransmittersystem, das in der Literatur häufig mit altersbedingten Veränderungen in Verbindung gebracht wurde. Meine gegenwärtige und zukünftige Forschung in diesem Bereich befasst sich mit der Kompensation der beobachteten altersbedingten Verän- derungen sowie der Frage nach deren Ursprung und Beziehung zu anderen sensorischen und kognitiven Altersveränderungen.


Bedeutung sensomotorischer Repräsentationen für Kognition und Wahrnehmung

Ausgangspunkt meiner bisherigen Arbeit in diesem Bereich ist die Idee, dass spezifische Aspekte menschlicher Kognition und Wahrnehmung auf der verborgenen Simulation körperlicher Handlungen beruhen. Darauf aufbauend ist anzunehmen, dass ein repräsentationales System existiert, welches Wissen um die Körperlichkeit menschlicher Existenz und deren funktionale Bedeutung für Interaktionen mit der Umwelt enkodiert. Die Existenz eines solchen Wissenssystems impliziert, dass menschliche Körper und somit menschliche Handlungen ein spezielles Ereignis in der Wahrnehmung der Umwelt darstellen, ein Ereignis, das sich fundamental von der Wahrnehmung unbelebter Objekte unterscheidet. Eine weitere Konsequenz ist, dass Veränderungen des Körpers und dessen Bewegungsmöglichkeiten nicht nur Auswirkungen auf die Steuerung einfacher und komplexer Bewegungen haben, sondern über sensomotorische Veränderungen auch Auswirkungen auf Wahrnehmung und Kognition haben sollten. Meine bisherige Forschung in diesem Gebiet haben gezeigt, dass die Wechselwirkung zwischen einer beobachteten und einer gleichzeitig ausgeführten Bewegung sensitiv auf kinematische und strukturelle belebtheitsanzeigende Merkmale der beobachteten Bewegung reagiert. Folgestudien zeigten zudem, dass Annahmen über die Urheberschaft einer beobachteten Bewegung Auswirkungen auf ihre zentralnervöse Verarbeitung haben, und zwar sowohl auf behavioraler als auch auf neuronaler Ebene, und dass diese Effekte mit der Natürlichkeit der Bewegung interagieren. Im Fokus meiner gegenwärtigen Arbeit steht die Veränderung der visuellen Wahrnehmung durch Werkzeuggebrauch und die Wechselwirkung zwischen Kategorierungsprozessen in (motorischer) Handlungswahrnehmung und Sprache.