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Eiszeitpark Engen

Der Eiszeitpark Engen wurde im vergangenen Jahr eröffnet und liegt ca. 2.5 km östlich der kleinen Hegau-Stadt Engen im Brudertal. Das Ost-West-verlaufende Brudertal entstand während der kältesten Phase der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit) vor etwa 22.000 Jahren, als sich ein Schmelzwasserstrom quer vor den aus südlicher Richtung vorrückenden Eismassen in die Tertiär- und Jura-Schichten eingrub. Durch diese erosive Tatigkeit des Schmelzwasserstroms wurden alte Höhlensysteme in jurassischen Korallenriffen angeschnitten, darunter der Petersfelsen (Abb. 2) und die Gnirshöhle.

Die harten Korallenriffe boten der Erosion grösseren Widerstand und bedingten dadurch eine markante Talverengung, die von den Eiszeitmenschen im Verlauf des Magdalénien (zwischen 16.000 und 13.500 Jahren vor heute) immer wieder als Jagd- und Lagerplatz genutzt wurde (Abb. 3).

Abb. 2: Der Petersfelsen im Eiszeitpark Engen, eine berühmte Funstelle prähistorischer Kunstobjekte und Werkzeuge
Abb. 3: Vor dem Eingang zur Höhle am Petersfelsen

Ein thematischer Schwerpunkt des Eiszeitparks Engen liegt darin, den Lebensraum, den die Eiszeitmenschen während des Magdalénien vorfanden, möglichst originalgetreu zu rekonstruieren. Hierzu wurden ausgewählte Hanglagen des Brudertals abgeholzt und danach eine systematische Anpflanzung eiszeitlicher Pflanzenvergesellschaftungen vorgenommen (Abb. 4). Dadurch vermittelt der Eiszeitpark Engen einen vorzüglichen Eindruck der späteiszeitlichen Landschaft, die u.a. geprägt war von Silberwurz, Küchenschelle, Preisel-, Moos- und Heidelbeere, Wacholder, Sanddorn und Weide. Auf verschiedenen Schautafel werden darüber hinaus Beutetiere und Jagdtechniken, weitere Nutzpflanzen sowie die Herstellung von Kleidung und Werkzeugen vorgestellt.

Archäologische Grabungen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und vor allem im Zeitraum 1974 - 79 belegen die Bedeutung von Petersfels und Gnirshöhle als prähistorische Siedlungsplätze. So wurden im Brudertal allein mehr als 2000 Nähnadeln aus Knochen gefunden. Seine Berühmtheit verdankt der Petersfels allerdings den vielfältigen Kunstobjekten: Schmuckanhänger aus Stein, Knochen oder Gagat, oft in Form stilisierter Frauenfiguren, u.a. die "Venus vom Petersfels".

Ein genaueres Bild über den Stand der andauernden archäologischen Forschungsarbeiten vermittelt das Städtische Museum in Engen, das zusammen mit einer Galerie im ehemaligen Kloster St. Wolfgang in der reizvollen Altstadt von Engen untergebracht ist (Abb. 5).

Abb. 4: Blick von der Anhöhe des oberhalb des Petersfelsen nach Norden in das Brudertal mit den Erläuterungstafeln des Eiszeitparkes
Abb. 5: Strassenszene aus der Engener Altstadt