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Eiszeitpark Engen

Der Eiszeitpark Engen wurde erst vor zwei Jahren eröffnet und hat dennoch bereits einen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht. Der Eiszeitpark wurde ca. 2.5 km östlich der kleinen Hegau-Stadt Engen im Brudertal angelegt. Das Ost-West-verlaufende Brudertal entstand während der kältesten Phase der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit) vor etwa 22.000 Jahren, als sich ein Schmelzwasserstrom quer vor den aus südlicher Richtung vorrückenden Eismassen in die anstehenden Tertiär- und Jura-Schichten eingrub. Durch diese erosive Tatigkeit des Schmelzwasserstroms wurden alte Höhlensysteme in jurassischen Korallenriffen angeschnitten, darunter der Petersfelsen (Abb. 2) und die Gnirshöhle. Die harten Korallenriffe boten der Erosion grösseren Widerstand und bedingten dadurch eine markante Talverengung, die von den Eiszeitmenschen im Verlauf des Magdalénien (zwischen 16.000 und 13.500 Jahren vor heute) immer wieder als Jagd- und Lagerplatz genutzt wurde (Abb. 3).

Abb. 2: Der Petersfelsen im Brudertal
Abb. 3: Blick von der Anhöhe oberhalb des Petersfelsen nach Norden in das Brudertal. Im Tal erkennt man den Informationspavillon des Eiszeitparks und das künstliche Moor.

Abb. 4: Blühendes Wollgras im Talgrund beim Petersfelsen. Zur Rekonstruktion der eiszeitlichen Moorvegetation wurde hier zunächst ein Mulde ausgebaggert, abgedichtet, mit Material aus einem Hochmoor aufgefüllt und danach mit entsprechenden Pflanzen eingesät oder bepflanzt. Da das Grund- und Oberflächenwasser im Brudertal infolge der anstehenden Karbonatgesteine einen sehr hohen Härtegrad aufweist und daher für eine Hochmoor-Pflanzengesellschaft völlig ungeeignet ist, wurde eine Zisternenlösung realisiert. Hierfür wird das Regenwasser vom Dach des Informationspavillons in ein unterirdisches Reservoir geleitet, und von dort aus wird das künstliche Moor mit dem sehr weichen und nährstoffarmen Wasser versorgt.

Idee und Planung für den Eiszeitpark Engen stammen von Dr. Gerd Albrecht und wurden von der Stadt Engen mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds umgesetzt. Ziel war es, auf einer Fläche von ca. 3 ha die Umgebung möglichst so zu gestalten, wie sie die Eiszeitjäger während des Magdalénien vorfanden. Hierzu wurden ausgewählte Hanglagen oberhalb des Petersfelsen gerodet und danach eine systematische Anpflanzung eiszeitlicher Pflanzenvergesellschaftungen auf den Hängen und in der Talaue vorgenommen (Abb. 3, Abb. 4). Dadurch vermittelt der Eiszeitpark Engen einen vorzüglichen Eindruck der späteiszeitlichen Landschaft, die u.a. geprägt war von Silberwurz, Küchenschelle, Preisel-, Moos- und Heidelbeere, Wacholder, Sanddorn und Weide. Auf verschiedenen Schautafeln werden darüber hinaus Beutetiere und Jagdtechniken, weitere Nutzpflanzen sowie die Herstellung von Kleidung und Werkzeugen vorgestellt.

Archäologische Grabungen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und vor allem im Zeitraum 1974 - 79 belegen die Bedeutung von Petersfels und Gnirshöhle als prähistorische Siedlungsplätze. So wurden im Brudertal allein mehr als 2000 Nähnadeln aus Knochen gefunden. Seine Berühmtheit verdankt der Petersfels allerdings den vielfältigen Kunstobjekten: Schmuckanhänger aus Stein, Knochen oder Gagat, oft in Form stilisierter Frauenfiguren, u.a. die "Venus vom Petersfels".

Ein genaueres Bild über den Stand der andauernden archäologischen Forschungsarbeiten vermittelt das Städtische Museum in Engen, das zusammen mit einer Galerie im ehemaligen Kloster St. Wolfgang in der reizvollen Altstadt von Engen untergebracht ist (www.engen.de/pb/engen,Lde/Startseite/Tourismus+_+Kultur/Staedtisches+Museum+Engen_Galerie_neu.html).