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Sturmlehrpfad Lothar

Sturm Lothar: Am 26.12.1999 fegte das Orkantief „Lothar“ binnen zwei Stunden etwa 30 Millionen Kubikmeter Holz zu Boden und hinterließ 40.000 Hektar Kahlfäche. Der Nordschwarzwald war am stärksten betroffen, die geschätzten Forstschäden beliefen sich auf über 1 Milliarde Euro. Die Sturmwurfschäden waren besonders ausgeprägt in Waldgebieten, in denen die Fichte eine dominierende Stellung einnahm. Als Gründe hierfür können das typische tellerförmige Wurzelsystem des Flachwurzlers Fichte, der allgemeine Gesundheitszustand der Fichtenwälder („Waldsterben“) sowie unvorteilhafte Bodenverhältnisse angesehen werden. Der letztgenannte Punkt dürfte insbesondere im Bereich des Grindenschwarzwaldes eine merkliche Rolle gespielt haben.

Viele Bergkuppen und Hochflächen im Nordschwarzwald wurden über Jahrhunderte mit Rindern und Ziegen beweidet, wodurch waldfreie Bergheiden entstanden, die in der Region mit dem charakteristischen Ausdruck „Grinden“ bezeichnet werden. Die schlechte Bodenqualität ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen haben sich die Böden auf Bundsandstein-Substrat entwickelt und sind daher sehr sandig und ausgesprochen nährstoffarm. Darüber hinaus verhinderte die exponierte Lage der Grinden (Buntsandsteinplateaus zwischen 900 und 1160 m Höhe) eine dauerhafte Lößablagerung. Zusätzlich führten die sehr hohen Niederschlagsmengen (über 2000 mm/Jahr) auf zahlreichen Hochflächen zum Auftreten von Staunässe (sog. Missen) und zu Moorbildungen – Prozesse, die lokal durch geochemische Zementationsprozesse im unterlagernden Buntsandstein noch verstärkt wurden. Mit dem Rückgang der Weidewirtschaft kam es zu einer Umwandlung der Grinden in Waldgebiete, z.T. natürlich mit Pionierbaumarten wie Birke, Weide und Eberesche, vor allem aber durch Aufforstung mit der ertragsstarken Fichte.

Der im Sommer 2003 eingerichtete Lotharpfad führt über Stege, Treppen und Holzleitern mitten durch ein Stück Wald, dass nach dem Orkan nicht geräumt wurde. Hier können die unmittelbaren Sturmfolgen sowie die bereits merklich vorangeschrittene Neubesiedlung der Sturmflächen sehr gut beobachtet werden. Die Neubesiedlung geht dabei von einzelnen, auf den Sturmwurfflächen stehengeblieben Buchen, Eichen, Ahorn oder Weisstannen (Pfahlwurzler) aus, erfolgt aber auch aus angrenzenden Fichtenkulturen, die vom Sturm weniger stark betroffen wurden.

Der Lotharpfad ist ein Projekt des Naturschutzzentrums Ruhestein und dem Staatlichen Forstamt Baiersbronn.

am Beginn des Lotharpfades
Lotharpfad, umgestürzte Fichten (Flachwurzler)
im zentralen Abschnitt des Lotharpfades
im zentralen Abschnitt des Lotharpfades
im zentralen Abschnitt des Lotharpfades
im zentralen Abschnitt des Lotharpfades
im zentralen Abschnitt des Lotharpfades, junge Fichte im Bildvordergrund rechts