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Schatz im Kaukasus

uniforum am 13. Dezember 2018

Sie haben allen Grund zur Freude über den „Nationalatlas Georgien“, ein gelungenes Kooperationsprojekt: die Workshop-Teilnehmerinnan und -Teilnehmer (v.l.) Dr. Besik Kalandaze, Mzia Tutberidze, Markus Schupp, André Staarmann, Prof. Nana Bolashvili, Zaza Gulashvili und Prof. Andreas Dittmann. (Foto: Saskia Thorbecke)
„National Atlas of Georgia“: Erfolgreiches Kooperationsprojekt des Instituts für Geographie mit einem Team der Ivane Javakhashvili State University Tiflis

ad/chb. Der Blick richtete sich im Herbst verstärkt auf die Kaukasus-Region an der Nahtstelle zwischen Asien und Europa. Als Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse stand Georgien zuletzt mehr denn je im Fokus. Pünktlich zur Buchmesse lag der neue „National Atlas of Georgia“ vor, der einen hervorragenden Überblick über das Land liefert – über seine Lage, Erdgeschichte, Geologie, Wirtschaft sowie Geschichte, Sprache und Kultur. An der Herausgabe der umfangreichen Publikation, die dazu beitragen wird, Georgien mit seinen Potenzialen und Ressourcen weiter bekannt zu machen, ist ein Geographenteam der JLU beteiligt.

Die JLU ist mit der Ivane Javakhashvili State University Tiflis (TSU) bereits seit 2005 durch eine Kooperation eng verbunden. Die Veröffentlichung des „National Atlas of Georgia“ erfolgte im Rahmen der intensiven Zusammenarbeit der Institute für Geographie beider Universitäten unter der Federführung von Prof. Dr. Nana Bolashvili (TSU) und Prof. Dr. Andreas Dittmann (JLU), die sich unter anderem der Koordination der Arbeiten der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Tiflis und
Gießen widmeten. Die Erstellung des „National Atlas of Georgia“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch das Drittmittelprojekt „ATLAS-plus“ (Laufzeit: 1. September 2017 bis 31. August 2019) gefördert.

Großes Potenzial in Tiflis

Bereits früher hatte es georgische Nationalatlanten gegeben. 1964 wurde noch unter sowjetischer Ägide ein erstes Werk in georgischer und russischer Sprache herausgebracht. In der Zeit nach der
Unabhängigkeit erschien im Jahr 2012 ein bereits sehr gut strukturierter und opulent ausgestatteter „National Atlas of Georgia“, allerdings lediglich in georgischer Sprache und Schrift. Damit war dieser Atlas nahezu ausschließlich innerhalb Georgiens les- und einsetzbar. Im Rahmen einer Fact Finding Mission nach Tiflis erkannten Gießener Atlas-Experten das ungeheure Potenzial und die hohe inhaltliche wie handwerkliche Kompetenz der Kolleginnen und Kollegen aus Tiflis. Hier lag gewissermaßen ein „Schatz im Kaukasus”, der nur darauf wartete, gehoben – also bekannter gemacht bzw. internationalisiert – zu werden.

Wie kompetent die TSU-Atlas-Partner sind, war den Gießener Geographen rasch klar, hatten sie doch noch die Erfahrungen aus der Erstellung des „National Atlas of Afghanistan” – ebenfalls „Made in Giessen” – mit all seinen Höhen und Tiefen in eindrücklicher Erinnerung. Schnell stand fest, dass es sich aufgrund der dynamischen Entwicklungen und der stets brisanter werdenden Gesamtsituation Georgiens bei dem neuen Atlas-Projekt nicht mehr nur um eine reine Übertragung ins Englische handeln könne. Prof. Dr. Nana Bolashvili betonte anlässlich der Vorstellung des Mammutwerkes beim Gießener Geographie-Workshop „Evaluating the National Atlas of Georgia“, dass etwa 80 Prozent der Karten mehr oder weniger stark überarbeitet beziehungsweise völlig neu entworfen wurden.

Der neue „National Atlas of Georgia“ enthält etwa 120 Karten in den Maßstäben 1 : 1.000.000 bis 1 : 3.000.000, die alle am Institut für Geographie der TSU zusammengestellt wurden. Mit der zusätzlichen Integration von Diagrammen, Tabellen und Fotografien wird ein guter Überblick über die Dynamik natürlich und anthropogen verursachter Prozesse in Zeit und Raum gegeben.

Zukunftsvision

Georgien ist ein multiethnisches Land mit einer Bevölkerung von etwa 3,7 Millionen Menschen. Traditionelle Potenziale des Landes sind die Landwirtschaft und der Tourismus, angezogen von den faszinierenden Landschaften und dem reichen kulturellen Erbe. Der Nationalatlas spiegelt die Geographie des Landes, die Umweltbedingungen, die natürlichen und menschlichen Ressourcen, das Wirtschaftspotenzial und die Veränderungen in der Zeit wider und trägt zur Bewertung des Ressourcenpotenzials bei. Dabei werden auch brisante Themen nicht ausgespart, erläutert Prof. Dittmann: „Der Nationalatlas zeigt eine Zukunftsvision als Realbild und spiegelt Georgien komplett wider, das heißt
inklusive der derzeit noch von Russland widerrechtlich besetzten Gebiete von Abchasien und Südossetien.“

Nationalatlas Georgien: Bolashvili, Nana / Dittmann, Andreas / King, Lorenz / Neidze, Vazha (Hrsg.)
(2018): National Atlas of Georgia. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018, 148 Seiten, ISBN 978-3-515-
12057-9, 196,00 Euro

 

uniforum 31 (2018) Nr. 5