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„Von Lummerland nach Gießen”

uniforum am 13. Dezember 2018

100 Jahre Gießener Hochschulgesellschaft – Festakt mit Standortbestimmung – Brücke zwischen Universität und Stadt

Positionsbestimmungen: HR-Redakteur Klaus Pradella (M.) moderierte eine Podiumsdiskussion mit Prof. Birgit Dankert, Prof. Andreas Dittman, Katja Urbatsch und Jens Ihle (v.l.). (Foto: Rolf K. Wegst)
pm/vw/chb. Seit 100 Jahren ist die Gießener Hochschulgesellschaft (GHG) fester Bestandteil der akademischen Kultur in Gießen; sie ist eine der ältesten Hochschulgesellschaften in Deutschland. Freundinnen, Freunde und Förderer sind in ihr vereinigt, um die JLU finanziell und ideell zu unterstützen. Anlass genug, um gemeinsam zu feiern und zugleich eine Standortbestimmung vorzunehmen. Ein öffentlicher Festakt lockte am 16. Oktober zahlreiche Mitglieder und Gäste in die Universitätsaula.

„Jubiläen wie das 100-jährige Bestehen der GHG bieten uns die Möglichkeit, innezuhalten und die bestehende Situation zu analysieren. Dies ist notwendig, um eine lebendige Gesellschaft zu erhalten und zu gestalten, die sich durchaus in Teilen neu findet oder aber wiederentdeckt“, betonte Prof. Dr. Volker Wissemann, Vorsitzender des GHG-Vorstands. Diese neuen Aufgaben, denen sich auch die GHG zu stellen habe, beschreibe genau das, was heute unter dem Begriff Third Mission gefordert werde: Es gehe darum, Wissenschaft und Bildung mit und für die Gesellschaft zu betreiben: „Wir als GHG müssen Wege finden, an unsere Tradition anzuknüpfen als Brücke, als Vermittlerin zwischen städtischer und universitärer Gesellschaft.“

JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee gratulierte der Gießener Hochschulgesellschaft herzlich zum 100-jährigen Bestehen: „Ich bin der GHG sehr dankbar, dass sie universitäre Projekte sowie zahlreiche Veranstaltungen unterstützt.“ Freundinnen und Freunde sowie Förderer spielten im universitären Umfeld eine wichtige Rolle, sagte der Präsident. Sein Blick richtete sich jedoch keinesfalls nur nach innen. Offenheit, Liberalität und Toleranz seien wichtige Werte, die in der Universitätsstadt Gießen gelebt werden und weiterhin gelebt werden müssten. Den alten lateinischen Leitspruch der Universität Heidelberg „semper apertus“ zitierend, betonte Prof. Mukherjee, dass die Gießener Hochschulgesellschaft offen sei für alle Bürgerinnen und Bürger: „Die GHG ist aus der Universitätsstadt Gießen nicht mehr wegzudenken, denn sie schlägt eine Brücke zwischen den vielfältigen gesellschaftlichen Institutionen und zur Stadtbevölkerung.“ Umso mehr freute er sich, dass der im Jubiläumsjahr der GHG neu eingerichtete Faculty Club der JLU so gut angenommen worden ist. „Hier ist ein weiterer Ort zum regen Austausch zwischen Universität und Öffentlichkeit entstanden.“

Dr. Rainer Langner, Präsident des GHG-Verwaltungsrats, betonte: „Die GHG ist ein fester Bestandteil der akademischen Kultur in Gießen.“ Ihm kam die angenehme Aufgabe zu, den pensionierten JLU-Erziehungswissenschaftler und Spielpädagogikforscher Dr. Winfried Jürgen Klinke, der die „Bemühungen, die Einheit von Forschung, Lehre und Bildung an der Schnittstelle universitärer Forschung und bildungspraktischer Arbeit“ vorgelebt und zudem die GHG mit besonders großzügigen Spenden unterstützt hat, zum Ehrenmitglied der GHG zu ernennen.

Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz lobte in ihrem Grußwort das Engagement der GHG beziehungsweise „100 Jahre gelebte Symbiose einer Universität mit ihrer Stadt“.

Den Weg „von Lummerland nach Gießen“ zeichnete Prof. Dr. Birgit Dankert, Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, in ihrem Festvortrag mit dem Untertitel „Gesellschaftliche Potentiale in Michael Endes Kosmos Jim Knopf“ nach. Die aktuellen Bezüge der Geschichte um den jungen Wanderer bzw. Einwanderer auf der Suche nach einer neuen Heimat liegen auf der Hand.

Die Notwendigkeit, auf neue Situationen zu reagieren – wenngleich unter gänzlich anderen Umständen –, war auch der Auslöser zur Gründung der GHG im Kriegsjahr 1918, schreibt Prof. Wissemann in der Sonderausgabe der Gießener Universitätsblätter zum GHG-Jubiläum. Damals hieß es im Bericht zur Gründung: „Aber eine Universität ist ein lebendiger Organismus, der stetig weiter wachsen, der den Forderungen der Zeit sich anpassen muß“. Dass diese Forderung an Aktualität nicht eingebüßt hat, zeigte sich auch im Rahmen einer Podiumsdiskussion zur Standortbestimmung, die HR-Redakteur Klaus Pradella moderierte. Aus verschiedenen Blickwinkeln diskutierten Festrednerin Prof. Birgit Dankert, Katja Urbatsch (Geschäftsführerin ArbeiterKind.de und JLUEhrensenatorin, Berlin), Jens Ihle (Geschäftsführer Regionalmanagement Mittelhessen) und Prof. Dr. Andreas Dittmann (Institut für Geographie der JLU).

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von dem Jazz-Trio LadyBirds aus Frankfurt am Main.

 

uniforum 31 (2018) Nr. 5