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Konzeption von Lernangeboten

Konzeption von interesseförderlichen Lernangeboten in der Physik und Evaluation ihrer Wirkung

In den letzten Jahrzehnten wurde das geringe und weiter abfallende (Sach-)Interesse von Mädchen und Jungen an Physik wiederholt dokumentiert. Während eine Reihe von Interventionsmaßnahmen zwar zeigen konnten, dass diesem Abfall, insbesondere bei Schülerinnen, nur schwer zu begegnen ist, ist bisher empirisch weitgehend ungeklärt, welche Aspekte des Physikunterrichts überhaupt von Schüler/innen positiv erlebt werden. Es wird jedoch angenommen, dass sich das wiederholte Auftreten positiver Erlebensqualitäten (u.a. das Erleben von Kompetenz) auf den Aufbau von Interessen förderlich auswirkt. Das Forschungsvorhaben setzt an diesem vermuteten Zusammenhang an, indem es mit Hilfe von Videoaufzeichnungen realer Unterrichtssituationen und darauf bezogener Erlebensbefragungen im Unterricht die Faktoren zu identifizieren versucht, die einen möglichen Einfluss auf die situativen Erlebens¬qualitäten der Schüler/innen haben. Die Befunde sollen dann auf die vorhandenen Interessen und deren Veränderung sowie auf die Leistungen der untersuchten Schüler/innen bezogen werden.

Es wurden zwei im fachlichen Inhalt und Aufbau der Unterrichtsführung identische Versionen einer Lerneinheit konzipiert. Eine der beiden Einheiten orientiert sich jedoch kontextuell an der Lebenswelt der Schüler/innen („Die Funktion des Auges und von Brillen“), die andere Einheit verzichtet auf diese Einbettung. Die Lerneinheiten behandeln im Kern das Thema „Linsen“ und sind auf insgesamt sechs Wochen ausgelegt. In beiden Einheiten ist das eigenständige Experimentieren zentrales Element der Unterrichtsgestaltung. Im Rahmen der Untersuchung wurde ein einfaches Vergleichsgruppen-Design gewählt, das zwei Klassen beinhaltet, die von der gleichen Lehrkraft unterrichtet wurden. Zur Untersuchung der Erlebensprozesse wurden pro Klasse jeweils vier Gruppen mit je drei Schüler/innen auf Video aufgezeichnet. Ergänzend wurde ca. zweimal in jeder Stunde mit einem sehr kurzen Fragebogen das individuelle Erleben spezifischer Lernaufgaben erfasst.

Im Vorfeld der eigentlichen Intervention wurden mit Hilfe von Fragebögen das Interesse, die Selbstwirksamkeitserwartung, das Vorwissen im Bereich der Optik sowie die kognitiven Fähigkeiten der Schüler/innen erfasst. Die Interessen der Schüler/innen und auch die fachlichen Kenntnisse wurden dann noch einmal sowohl direkt nach der Intervention als auch ca. ein halbes Jahr später erneut erhoben, um mögliche kurz- oder langfristige Entwicklungen in diesen Bereichen untersuchen zu können. 

Die Untersuchung konzentriert sich auf Fragen der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Erlebensprozesse zwischen den beiden Versionen der kontextuellen Einbettung der Lerneinheiten sowie zwischen den Geschlechtern. Es werden darüber hinaus Fragen der Wechselwirkung dispositionaler Faktoren (Interesse und Selbstwirksamkeitserwartungen) sowie Vorwissen und Leistungszuwachs auf der einen Seite mit situativen Erlebensqualitäten auf der anderen Seite untersucht.

 

Projektmitarbeiter: Christopher Achenbach

Projektlaufzeit: 01.2010 – 03.2013

Förderung: JLU Gießen