Forschung
Die Forschung der Professur für Ernährungssoziologie teilt sich in zwei Schwerpunkte auf:
1. Ernährungsweisen und Ernährungskultur
Ernährungsweisen und Ernährugskultur weisen auf gesellschaftliche Kontexte und Einbettungen hin. Die ernährungssoziologische Forschung greift auf kultursoziologische Ansätze zurück um Einflüsse durch Weltbilder, Überzeugungen, und kulturellen Affiliationen, aber auch weiterführende strukturelle Verortungen im sozialen Raum in Bezug auf Ernährung zu erfassen und besser zu verstehen. Kultursoziologische Theorien sozialer Praktiken haben im letzten Jahrzehnt aufschlussreiche Erkenntnisse in Bezug auf Routinen und Gewohnheiten erbracht, zum Beispiel in Bezug auf implizite Sinnstrukturen aber auch auf Performativität von Ernährungsweisen. Die impliziten Sinnstrukturen werden in den letzten Jahren immer mehr durch die Bildsprache der sozialen Medien geprägt, so dass hier die Frage aufkommt welche Einflüsse von digitale Darstellungen auf Ernährung ausgehen. Ein interessantes Beispiel ist Trinkwasser, welches als banales Nahrungsmittel in den sozialen Medien als etwas besonderes dargestellt wird. Hinsichtlich der Performativität von Essen liegt ein spezielles Interesse in der Körperlichkeit von Essen als soziale Praktik. Hier spielt Gender eine nicht unerhebliche Rolle, zum Beispiel in Bezug auf Grillen und Maskulinität.
Veröffentlichungen
- M Plessz & S Wahlen (im Erscheinen) All practices are shared, but some more than others: Sharedness of social practices and time-use in food consumption. Journal of Consumer Culture. https://doi.org/10.1177%2F1469540520907146
- S Wahlen (2018) "Foodsharing": Reflecting on individualized collective action in a collaborative consumption community organisation. In: Contemporary Collaborative Consumption, 57-75. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21346-6_4
- N Klünder (2018) Zwischen selbst Gekochtem, Thermomix und Schulverpflegung – Innenansichten der Ernährungsversorgung von Familien mit erwerbstätigen Eltern. In: Hauswirtschaft und Wissenschaft, S. 1–24. https://doi.org/10.23782/HUW_21_2018
- M Autio, R Collins, S Wahlen, M Anttila (2013) Consuming nostalgia? The appreciation of authenticity in local food production. International Journal of Consumer Studies, 37 (5), 564-568. https://doi.org/10.1111/ijcs.12029
2. Sozio-politische Organisation der Nahrungsversorgung
Institutionen, Organisationen und Politik beeinflussen Ernährung. Unterschiedliche Akteure und Stakeholder wirken auf verschiedene Arten und Weisen ein auf die Nahrungsversorgung im Alltag. Ernährung ist somit ein vielschichtiges und multidimensionales Phänomen, dass über verschiedene Skalen hinweg betrachtet werden muss: lokal, regional, national und global. Über diese Skalen hinweg sind unterschiedliche Regime der Nahrungsversorgung zu beobachten. Die Nahrungsversorgung ist maßgeblich durch globalisierte und industrialisierte Landwirtschaft sowie Ernährungsindustrie geprägt. Es gibt aber auch lokale und gemeinschaftliche Ernährungsinitiativen wie Gemeinschaftsgärten oder solidarische Landwirtschaft. Zum Beispiel stellen direkte Interaktionen zwischen Produzenten und Konsumenten dank neuer Technologien in der Sharing Economy Möglichkeiten und Herausforderungen dar um sowohl Gesundheit als auch Nachhaltigkeit zu fördern. Eine derzeit zentrale Frage die sich hier stellt ist die Rolle von Diversität in ebendiesen (alternativen) Nahrungsversorgungssystemen: Wie kann Diversität in Nahrungsversorgungssystemen beschrieben werden und welchen Beitrag liefern diverse Akteure und Nahrungsweisen zu einer nachhaltigeren Entwicklung?
Veröffentlichungen
- M Laamanen, S Wahlen, S Lorek (2018) A moral householding perspective on the sharing economy. Journal of Cleaner Production, 202: 1220-1227. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2018.08.224
- S Wahlen, S Dubuisson-Quellier (2018) Consumption governance toward more sustainable consumption. Journal of Family & Consumer Sciences, 110 (1), 7-12. https://doi.org/10.14307/JFCS110.1.7
- N Klünder, U Meier-Gräwe (2017) Gleichstellung und innerfamiliale Arbeitsteilung - Mahlzeitenmuster und Beköstigungsarbeit in Familien. In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Wie die Zeit vergeht. Analysen zur Zeitverwendung in Deutschland. Beiträge zur Ergebniskonferenz der Zeitverwendungserhebung 2012/13 am 05./06. Oktober 2016 in Wiesbaden. Wiesbaden.
Zusammenfassung hier einsehbar. - S Wahlen, E Heiskanen, K Aalto (2012) Endorsing sustainable food consumption: Prospects from public catering. Journal of Consumer Policy, 35 (1), 7-21. https://doi.org/10.1007/s10603-011-9183-4
Kontakt
Prof. Dr. Stefan Wahlen
Zeughaus, Raum 232
Senckenbergstr. 3
35390 Gießen