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Veröffentlichungen • Versorgung von Vollwertköstlerinnen mit Zink in der Schwangerschaft

Heins U, Jontofsohn E, Koebnick C, Leitzmann C

Poster zum 35. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 1998
Abstract: Z Ernährungswiss 1998, 37(1): 125

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Einleitung und Fragestellung:

Eine ausreichende Versorgung der schwangeren Frau mit Zink ist für das Wachstum und die Entwicklung des Feten von großer Bedeutung. Als Folgen eines Zinkmangels während der Schwangerschaft werden Frühgeburten, intrauterine Wachstumsverzögerungen sowie eine erhöhte Infektionsneigung der Mutter diskutiert. (Jameson 1993, Scholl et al. 1993, Swanson et al. 1987) Schwerer Zinkmangel tritt in den Industrieländern selten auf; ein marginaler Mangel scheint jedoch weiter verbreitet zu sein, als bisher angenommen. Es stellt sich die Frage, ob eine Ernährung nach den Richtlinien der Vollwert-Ernährung während der Schwangerschaft eine ausreichende Zinkversorgung sicherstellt.

Methode:

An der vorliegenden Teilerhebung der Studie zur Vollwert-Ernährung in der Schwangerschaft nahmen 12 Vollwertköstlerinnen (VWK) und 15 Frauen, die sich gemäß den Verzehrsgewohnheiten des Bundesdurchschnitts ernähren (Mischköstlerinnen MK), teil. Die Zinkzufuhr wurde aus 4-Tage-Ernährungsprotokollen mit Hilfe des Bundeslebens-mittelschlüssels BLS II.2 berechnet. In der 20.-22. und in der 36.-38. Schwangerschaftswoche (SSW) fand jeweils ein Untersuchungstermin statt. Als Probenmaterial lagen Blut und Haare vor. Da die Konzentration von Zink im Serum in der Schwangerschaft durch die Plasmaverdünnung beeinflußt wird und die Aktivität der Alkalischen Phosphatase (AP) durch das Knochenwachstum ansteigt, sind diese Parameter nicht ausreichend zur Beurteilung des Zinkstatus. Es wurde die Bestimmung der Haarzinkkonzentration (Abb.1) zur Bewertung hinzu gezogen.
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Haare in 1%-Triton-X-Lsg. 30 min mechanisch schütteln
WB01629_.gif (249 Byte)
mit 750 ml aqua bidest nachspülen
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in 10 ml EDTA-Lsg. (0,1 M) 30 min mechanisch schütteln
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mit 750 ml aqua bidest nachspülen
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5 h bei 105°C trocknen
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mit 3 ml HNO3 konz. versetzen
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im Flammenabsorptionssektrometer messen

Abb. 1: Bestimmung der Haarzinkkonzentration (modifiziert nach McKenzie 1978)

Ergebnisse:

Die VWK weisen mit 212 µg Zn/kg Körpergewicht (KG) eine höhere Zinkzufuhr auf als MK mit 180 µg Zn/kg KG (p=0,073) (Abb. 2). Unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten der untersuchten Gruppen bedingen verschiedene Hauptquellen der Zinkzufuhr aus der Nahrung. Während VWK Zink hauptsächlich aus Vollkornprodukten aufnehmen (40 % gegen 8 % bei den MK), ist bei den MK die Gruppe der Fleisch- und Fleischprodukte (32 % gegen 9 % bei den VWK) maßgeblich an der Zinkzufuhr beteiligt (Abb. 3). Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (15 mg/Tag) wird im Mittel weder von den VWK noch von den MK erreicht.
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Abb2

Abb. 2: Zinkzufuhr von VWK und MK

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Abb3

Abb. 3: Prozentualer Anteil ausgewählter Lebensmittelgruppen an der Gesamtzinkzufuhr

 

Die Konzentrationen von Zink und die Aktivität der Alkalischen Phosphatase im Serum zeigen keine signifikanten Gruppenunterschiede zwischen VWK und MK (Abb.4+5). Die Aktivität der AP steigt im Schwangerschaftsverlauf physiologisch bedingt höchst signifikant an (Abb.5). Die Konzentration von Zink in den Kopfhaaren beider Gruppen sinkt im Schwangerschaftsverlauf signifikant ab (p=0,03). VWK haben an beiden Untersuchungsterminen mit 405 µg/g und 313 µg/g eine um etwa º höhere Konzentration von Zink in den Haaren als MK mit 303 µg/g und 243 µg/g. Jedoch ist, aufgrund der geringen Gruppengröße, kein signifikanter Unterschied nachweisbar (Abb.6).

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Abb4

Abb. 4: Serumzinkkonzentration von VWK und MK im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel

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Abb5

Abb. 5: Aktivität der Alkalischen Phosphatase von VWK und MK im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel

 

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Abb6

Abb. 6: Haarzinkkonzentration von VWK und MK im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel

 

Diskussion:

Insgesamt betrachtet sind VWK und MK in der Schwangerschaft ausreichend mit dem Spurenelement Zink versorgt. Die Konzentration von Zink im Serum, in den Haaren und die Aktivität der AP liegen innerhalb der üblichen Referenzwerte. Die Aktivität der AP wird häufig zur Beurteilung des Zinkstatus herangezogen. In der Schwangerschaft wird sie jedoch stark durch das fetale Knochenwachstum beeinflußt, so daß sie die Versorgung mit Zink nicht widerspiegelt. Wie alle im Serum, Plasma oder Vollblut analysierten Werte, unterliegt auch die Konzentration von Zink im Serum der physiologischen Plasmaverdünnung in der Schwangerschaft. Die Konzentration von Zink in den Kopfhaaren kann dagegen als zusätzlicher Parameter zur Beurteilung der Zinkversorgung in der Schwangerschaft dienen. Auftretende Kontaminationen der Haare können durch die beschriebenen Waschvorgänge weitgehend beseitigt werden.

Die VWK weisen eine höhere Zinkzufuhr über die Nahrung auf und sind genauso gut bzw. besser mit dem Spurenelement versorgt. Zink aus tierischen Lebensmitteln ist besser verfügbar als das aus Vollkorngetreide, das einen hohen Gehalt an Phytat aufweist. Die höhere Zufuhr der VWK ist ausreichend, um die potentiell geringere Bioverfügbarkeit des aufgenommenen Zinks zu kompensieren. Die vorliegende Untersuchung bestätigt, daß es günstig ist, statt einzelner Einflußfaktoren (z.B. Phytat) ganze Kostformen bezüglich ihrer Bioverfügbarkeit zu betrachten.

Literatur:

  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr. Umschau-Verlag Frankfurt/Main, 1992.
  • Jameson S, Zinc status in Pregnancy: The effect of zinc therapy on perinatal mortality, prematurity, and placental ablation. Ann N Y Acad Sci 678: 178-192, 1993
  • Mc Menzie JM, Alteration of zinc anc copper concentration of hair. Am J Clin Nutr 31: 470-476, 1978
  • Scholl TO, Hediger ML, Schall JI, Fischer RL, Khoo C-S: Low zinc intake during pregnancy: It´s association with preterm and very preterm delivery. Am J Epidemiol 137: 1115-1124, 1993
  • Swanson CA, King JC: Zinc and pregnancy outcome. Am J Clin Nutr 49: 763-771, 1987

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