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Forschungsprofil

Profilbildung der Professur

Kernthemen der Professur sind nachhaltiger Konsum und Gesundheit. Diese Themen umreißen drängende Fragestellungen unserer heutigen Zeit, wie beispielsweise der fortschreitende Klimawandel oder die weltweite kontinuierliche Zunahme von Adipositas sowie deren Komorbiditäten aufgehalten werden können. Zunehmend werden diese beiden Felder in Theorie und Praxis eng miteinander verknüpft, wie auch jüngst im globalen Zukunftskonzept der Sustainable Development Goals (insbesondere SDG3 – good health and well-being, SDG10 – reduced inequalities, SDG12 – responsible consumption and production).

Auch in naher Zukunft werden diese Kernthemen nicht an Relevanz verlieren, bedenkt man zu beobachtende langfristige gesellschaftliche Trends wie die fortschreitende Globalisierung, Digitalisierung oder den demografischen Wandel. Solche Megatrends bringen eine veränderte Lebenswelt und damit einhergehend veränderte Konsumstile mit sich. Selbstverständlich kann einerseits der technologische Fortschritt zu mehr Nachhaltigkeit und zu gesünderen Lebensstilen führen, allein ist er jedoch nicht ausreichend wie sich über die letzten drei Jahrzehnte deutlich gezeigt hat. Auch die Verbraucher müssen ihren Beitrag hierzu leisten. Diese Professur hilft dabei, Verbraucher besser zu verstehen und Wege zu gesünderen und nachhaltigeren Lebensstilen zu finden.

Ein klares Profil in der Nachhaltigkeits- und Gesundheitsforschung wird sowohl in der Forschung als auch in der Lehre etabliert. Dieses Profil beruht vor allem auf den folgenden vier Schwerpunkten:

Verbraucher analysieren und verstehen

Das aktuelle Forschungsprogramm richtet sich unter anderem auf das Verstehen von Konsummustern und deren Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit und Gesundheit. Zum Verstehen tragen, neben traditionellen Ansätzen aus der Konsumtheorie und -ökonomik, die empirische Analyse von Lebensstilen und die Segmentierung von Konsumenten bei. Viele der herkömmlichen modellbasierten Ansätze können bislang nur unzureichend die drängenden Fragestellungen unserer Zeit beantworten, womit auch die empirische Verbrauchs- und Versorgungsforschung vor großen Herausforderungen steht. In vorrangig empirischen Studien sollen drei Ziele verfolgt werden:

  • Erstens, die Mechanismen für ausgewählte Konsumverhaltensmuster und Lebensstile besser zu verstehen;
  • Zweitens, die Integration der interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Life Sciences voranzutreiben und dabei die konzeptionellen und perspektivischen Grenzen der eigenen Disziplin zu überwinden und
  • Drittens, die diversen Gruppen schutzbedürftiger Konsumenten – wie Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, ethnische Minderheiten oder arme Menschen – stärker in den Mittelpunkt zu rücken.

Verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse nutzen zur Veränderung des Konsums

Um Verbraucher zu gesünderen oder nachhaltigeren Lebensstilen zu bewegen, werden in der heutigen Verbrauchsforschung hauptsächlich zweierlei Ansätze verfolgt: Zum einen sollen Verbraucher anders konsumieren (Effizienz und Konsistenz) und zum anderen weniger konsumieren (Suffizienz). Es geht dabei oftmals um das Überwinden von Handlungsbarrieren, beispielsweise durch das Schließen von Informationslücken oder das Verändern von Gewohnheiten. Ebenso kann der erleichterte Zugang zu gesunden und nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen oder veränderte soziale Normen helfen, solche Barrieren zu überwinden. Trotz intensiver Forschung und jahrelanger Praxiserfahrung sind Erfolge begrenzt und selten von langer Dauer. Mit Hilfe neuester Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, Konsumtheorie und Umweltpsychologie sowie der intensiven Zusammenarbeit mit den Life Sciences werden in dieser Professur erfolgsversprechende Präventions- und Interventionsstrategien entwickelt, empirisch getestet und evaluiert.

Verbraucherpolitik

Ein weiterer Schwerpunkt ergibt sich aus der Verwertung der gewonnenen Erkenntnisse aus den ersten beiden Schwerpunkten. Beispielsweise werden Interventionen zur Implementierung aufbereitet und bereitgestellt oder Handlungsempfehlungen für die Verbraucher-, Nachhaltigkeits- und Gesundheitspolitik abgeleitet. Die Kommunikation soll jedoch nicht einseitig verlaufen, denn Dialoge mit relevanten Akteuren aus Politik, Industrie oder NGOs können helfen, relevante Fragestellungen zu identifizieren. Darüber hinaus ist eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Instrumenten innerhalb der Verbraucherpolitik (z. B. Nudging, Steuern und Subventionen, Zertifizierungen) zentral verankert in der Professur, wobei evidenzbasierte Einschätzungen im Hinblick auf die Einsetzbarkeit, Effizienz und Akzeptanz der Instrumente erarbeitet werden.

Methodisch nah am Konsumenten

Als letzter Schwerpunkt der Professur soll der gewählte methodische Ansatz genannt werden, der vor allem auf eine quantitative, deduktive empirische Herangehensweise beruht, ohne dabei die Zusammenarbeit mit anderen methodischen Ansätzen der Sozialwissenschaften auszuschließen. Die Verbrauchs- und Versorgungsforschung setzt traditionell auf Befragungen aller Art sowie Laborexperimente. Diese traditionelleren Methoden wurden durch die Etablierung sogenannter Reallabore ausgeweitet, die auf eine Kooperation von Wissenschaft und Zivilgesellschaft im experimentellen Umfeld in der realen Umwelt beruhen. Auch hier soll das Profil der Professur klar definiert sein durch die Anwendung moderner Feld- und Laborexperimente, traditioneller Befragungsmethoden sowie des Einsatzes neuer Methoden in der Verbrauchsforschung wie beispielsweise das Experience Sampling.