Inhaltspezifische Aktionen

Phenobarbital

Was ist Phenobarbital ?

 

Phenobarbital ist ein starkes Beruhigungs- und Schlafmittel aus der Gruppe der Barbiturate, das in der Tiermedizin häufig gegen epileptische Anfälle eingesetzt wird („antikonvulsives Medikament“).  Phenobarbital wirkt durch Bindung an den so genannten GABA-Rezeptor. GABA-Rezeptoren sind Proteine in Nervenzellen, die den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA, binden können. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter des Nervensystems, der durch Bindung an seinen Rezeptor eine Unterbrechung der Erregungsleitung hervorrufen kann. Barbiturate - und so auch Phenobarbital - verstärken die GABA-Wirkung am Rezeptor. Auf diese Weise wird die elektrische Übererregbarkeit bei der Epilepsie gestoppt, eingedämmt oder an der Entstehung gehindert.

 

Wo bekomme ich Phenobarbital?

 

Phenobarbital ist ein verkehrsfähiges und verschreibungpflichtiges Betäubungsmittel. Der Umgang mit Betäubungsmittel ist in Deutschland streng reglementiert. Arzneimittel, die bis zu 300 mg Phenobarbital pro Tablette enthalten, sind allerdings von den strengen Verordnungsvorschriften des Betäubungsmittelgesetzes ausgenommen und daher kann ein Patientenbesitzer das Medikament erwerben und seinem Tier selbst verabreichen. Sie erhalten Phenobarbital bei Ihrem Tierarzt, oder mit einem tierärztlichen Rezept in der Apotheke.


Gibt es ein Präparat speziell für Tiere, das Phenobarbital enthält?

 

Sehr viele Medikamente, die in der Tiermedizin verwendet werden, sind für Menschen entwickelt worden und auf die Bedürfnisse und körperlichen Funktionen des Menschen zugeschnitten. Trotzdem kann man diese Medikamente auch bei Hund und Katze einsetzen, allerdings werden sie oft zu schnell abgebaut, oder durch die spezielle Physiologie des Magen-Darm Traktes der Tiere nicht richtig aufgenommen. Daher wurden für häufige Erkrankungen in der Tiermedizin auch spezielle Medikamente für Hunde entwickelt, die Phenobarbital enthalten. Ein für Hunde zugelassenes Präparat ist z.B. Phenoleptil, oder Luminaletten ad us. Vet.

Bitte beachten sie, dass, wenn ein für den Hund zugelassenes Medikament auf dem Markt ist, das gleichartige Medikament für den Menschen dem Tier nicht mehr verabreicht werden darf, da das einen Verstoß gegen das Arzeneimittelgesetz darstellt. Phenobarbital kann bei Katzen ebenfalls eingesetzt werden. Speziell für die Katze ist zur Zeit aber kein Präparat zugelassen. In diesem Fall darf aber das Medikament für den Hund (nicht das für den Menschen) ohne Weiteres verabreicht werden.


In welcher Dosierung wird Phenobarbital verabreicht?

 

Phenobarbital wird in einer Dosierung von 2,0 mg/kg Körpergewicht bei Katzen und 2,5 mg/kg Körpergewicht bei Hunden eingesetzt. Das Medikament muss zwei mal täglich im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden. Damit der Arzneistoff im Körper antikonvulsiv wirksam werden kann, wird eine Blutkonzentration von 15-45 μg/dl benötigt. Da das Medikament nach Aufnahme in den Blutkreislauf auch wieder abgebaut, bzw. ausgeschieden wird, muss es Hunden und Katzen dauerhaft und das heißt in der Regel lebenslang verabreicht werden. Bitte lassen Sie keine Tablettengabe aus und geben Sie Phenobarbital so regelmäßig wie möglich. Setzen Sie es auf keinen Fall ab, wenn die Anfälle weniger werden, oder ganz aufhören, da die Gefahr besteht, dass die Anfälle erneut, und dann heftiger auftreten und die Ansprechbarkeit auf Phenobarbital dann bei erneuter Gabe geringer ist.


Wie schnell wirkt Phenobarbital?

 

Da der Körper zunächst versucht den fremden Stoff im Körper abzubauen, dauert es etwa zwei Wochen, bis sich ein stabiler Zustand zwischen Abbau und Einnahme eingestellt hat (so genannter „steady state“). Erst dann kann Phenobarbital die Anfälle effektiv eindämmen.


Wie sind die Erfolgsaussichten bei einer Behandlung mit Phenobarbital?

 

Genau wie bei Menschen ist das Ziel einer antiepileptischen Therapie, daß ihr Tier nicht häufiger als einmal im Monat einen Anfall bekommt. Obwohl eine völlige Anfallsfreiheiheit immer wieder vorkommt, ist dies leider nicht das Therapieziel.

Rund 75% der Tiere sprechen hervorragend auf ein antiepileptisches Medikament an und können ein relativ uneingeschränktes, normales Leben führen.


Was für Nebenwirkungen ruft Phenobarbital hervor?

 

Phenobarbital ist im Prinzip als Schlafmittel konzipiert und verwendet worden. Zu Behandlungsbeginn können daher vermehrte Schläfrigkeit und Antriebslosigkeit auftreten. In der Regel nehmen diese Nebenwirkungen aber mit der Zeit die ab und die Tiere wirken wieder normal. Auch Polyurie (vermehrter Urinabsatz), Polydipsie (vermehrter Durst) und Polyphagie (vermehrter Hunger) können vor allem zu Behandlungsbeginn auftreten. In seltenen Fällen können die Tiere hysterische Lautäußerungen zeigen.

Eine seltene Nebenwirkung ist die so genannte Panzytonpenie durch Beeinträchtigung des Knochenmarks. Dieser Begriff beschreibt das Absinken der Menge an roten und weißen Blutzellen sowie der Blutplättchen unter ein kritisches Niveau. Die Folgen einer Panzytopenie bestehen in einer erhöhten Infektionsgefahr durch Mangel an weißen Blutzellen (Leukozyten), die für die Abwehr verantwortlich sind, Schwäche, durch Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutungsneigung, durch Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten).

Da Phenobarbital in der Leber abgebaut wird, kann die Aktivität der Leberenzyme erhöht sein, die dann auch vermehrt im Blut zu finden sind. Dies darf nicht mit einem Leberschaden verwechselt werden. In der Regel findet man eine Erhöhung des Enzyms „Alkalische Phosphatase“, abgekürzt AP. Aber auch die Enzyme aus der Gruppe der Transaminasen werden in höheren Werten im Blut gemessen, was zunächst keinen Grund zur Sorge darstellt.

In einigen Fällen, vor allen Dingen bei Vorbelastungen der Leber kann diese auch tatsächlich in ihrer Funktion gestört werden. Ihr Tierarzt sollte das Blut daher regelmäßig untersuchen. Zu Beginn einer Behandlung sollten Blutuntersuchungen 2–3 Wochen und danach alle 4–6 Monate durchgeführt werden. Wichtig sind hier die so genannten primären Leberparameter, die über die ungestörte Funktion der Leber Auskunft geben (Gallensäuren, Harnstoff, Ammoniak, Gesamtprotein, Gerinnungsfaktoren, etc). Sind diese nicht verändert ist die Leber trotz hoher Enzymwerte nicht beeinträchtigt.


Darf man trächtigen Hündinnen Phenobarbital geben?

 

Schwangere oder stillende Hündinnen sollten kein Phenobarbital bekommen, da es teratogen wirkt und  auch in die Muttermilch übergehen kann.