Inhaltspezifische Aktionen

Hintergrund der Forschungsarbeiten

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Entzündung und Zytokine

Akute und chronische Entzündungen - wie z.B. die rheumatoide Arthritis - spielen klinisch-therapeutisch und auch volkswirtschaftlich eine wichtige Rolle. Man schätzt, dass 10% der Weltbevölkerung an einer chronisch-entzündliche Erkrankung leiden, davon allein 1% an einer rheumatoiden Arthritis. In den letzten 25 Jahren gab es weltweit erhebliche  Forschungsanstrengungen, die zu faszinierenden neuen Einblicken in die pathophysiologischen Mechanismen von Entzündungsreaktionen und zur Entwicklung neuer Medikamente geführt haben. In diesem Zusammenhang kam  der Entdeckung der proinflammatorischen Zytokine Interleukin-1 (IL-1)  und Tumor Nekrose Faktor (TNF) eine wegweisende  Rolle zu.

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Bedeutung der anti Zytokin Therapie

Zusammen mit der ersten Synthese von Acetylsalicylsäure (Aspirin) Ende des 19. Jahrhunderts, gefolgt von der  Entdeckung des Prostaglandinstoffwechsels und der Entwicklung vieler weiterer Cyclooxygenase Hemmstoffe (Nobelpreis 1982), den Glukokortikoiden (Nobelpreis 1950) oder der Einführung des niedrig dosierten Methotrexats Mitte der 80iger Jahre des 20. Jahrhunderts gehören anti Zytokin Therapien zu den Meilensteinen der anti-entzündlichen  Pharmakotherapie. Die ersten Studien hierzu wurden 1994 publiziert, u.a. in der Zeitschrift Lancet (Lancet 1994 Oct 22;344(8930):1105-10).

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Gegen IL-1 und TNF gerichtete Wirkstoffe

Mittlerweile ist die Bedeutung von IL-1  und TNF bei der Pathogenese von chronisch entzündlichen Erkrankungen unbestritten, erkennbar auch daran, dass  mit löslichen TNF Rezeptoren (Etanercept), anti TNF Antikörpern (Infliximab, Adalimumab, Golimumab, Certolizumab), IL-1 Rezeptor Antagonisten (Anakinra) und IL-1 Antikörpern (Canakinumab) die ersten Substanzen zur extrazellulären Blockade dieser Zytokine  auch in Deutschland zugelassen sind. Diese Wirkstoffe ermöglichen eine wesentlich bessere Kontrolle von krankheitsaktiven Phasen. Sie sind zudem eine wichtige Alternative oder Ergänzung zu den Glukokortikoiden oder bestimmten zellwachstumshemmenden (zytostatischen) Wirkstoffen wie Cyclophosphamid oder Azathioprin, welche ebenfalls bei schwersten entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden.      

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Momentane Grenzen der anti Zytokin Therapie

Trotzdem gibt es bis heute keine Medikamente, die dauerhaft oder spezifisch eine Heilung chronisch-entzündlicher Erkrankungen bewirken. Die meisten der verwendeten Substanzgruppen haben zudem häufig schwere Nebenwirkungen.

Die gegen Zytokine gerichteten „protein-based drugs “, die auch als „Biologicals“ bezeichnet  werden, können nicht oral verabreicht werden und hemmen zudem in der Regel die gesamte Antwort einer Zelle auf einen Zytokin Stimulus. Wirkstoffe, die dagegen nur bestimmte Signalstrecken in der Zelle blockierten, hätten das Potential, bestimmte Zytokin Effekte selektiv auszuschalten, aber  andere intakt zu lassen, wodurch die Zytokin Antwort in völlig neuer Art und Weise moduliert werden könnte. Wirkstoffe mit Angriffspunkten an intrazellulären Signalproteinen wie z.B. der Proteinkinase TAK1 (s.u.), welche von mehreren Zytokinen genutzt werden, hätten dagegen das Potential, die Effekte mehrerer Zytokine gleichzeitig und trotzdem selektiv zu modulieren.

Um derartige Zielstrukturen zu finden, besteht daher nach wie vor ein intensiver Bedarf an der Erforschung krankheitsspezifischer Mechanismen von entzündlichen Erkrankungen. Der biochemischen, molekularbiologischen und zellbiologischen Grundlagenforschung fallen hierbei zweierlei wichtige Aufgaben zu: die eine bei der systematischen Aufklärung der molekularen Mechanismen dieser Erkrankungen und die andere - und damit unmittelbar verknüpft - bei der Identifizierung extra- und intrazellulärer Zielstrukturen, die sich für neue therapeutische Ansätze eignen.