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30.04.20 - NWTmed CoronaNews

Lange war es still hier im Newsticker. Heute möchten wir Euch kurz und knackig ein wissenschaftlich orientiertes Newsupdate zum Thema Corona, SARS-CoV-2 und Covid-19 geben. Weil der Unterschied dieser beiden Begrifflichkeiten vielen immer noch nicht klar zu sein scheint, direkt vorneweg: SARS-CoV-2 bezeichnet das Virus selbst und Covid-19 die durch dieses Virus möglicherweise ausgelöste Lungenkrankheit. Im Folgenden wollen wir hauptsächlich Grundlagen zur Herstellung von Antikörpertests und eines Impfstoffes klarmachen und biochemische Labormethoden erläutern. Viel Spaß beim Lesen!

Die „Corona-Schnelltests“

Als Goldstandard gilt bislang die etablierte Methode der Polymerase-Kettenreaktion (polymerase-chain-reaction, PCR). Bei der PCR werden DNA-Stücke aus Mund- und Rachenabstrichen von Patienten kopiert und vervielfacht, bevor sie nachgewiesen werden [1]. Konkret findet eine zyklische Vervielfältigung eines Doppelstrang-DNA-Abschnitts zwischen zwei Oligonucleotid-Primern und unter Verwendung einer thermostabilen Polymerase statt. Anhand einer nachgeschalteten Gelelektrophorese können dann die amplifizierten Abschnitte nachgewiesen werden [7]. Die Ergebnisse des Tests können nach fünf Stunden begutachtet werden [1, 3]. Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Infektion mit SARS-CoV-2 nicht vollständig aus [6].

 

Corona-Antikörpertests und -antigennachweise

Antikörpertests: Antikörpertests weisen Antikörper nach, nicht aber das Virus selbst und auch erst zwei bis drei Wochen verzögert nach durchgestandener Infektion. Wenn man an normalen Coronaviren, d.h. an vier Typen klassischer Erkältungsviren erkrankt ist, reagiert der Test also falsch positiv. Die Quote der falsch-positiv getesteten Patienten beläuft sich in etwa auf drei Prozent [3]. Zum Einsatz für die Antikörperbestimmungen kommen sog. ELISA-Systeme (enzyme-linked-immunosorbent-assay), deren Spezifität und Sensitivität im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 allerdings noch nicht als bestimmt gelten [6]. Beim ELISA-Verfahren wird ein Antigen auf einer Oberfläche immobilisiert und durch einen enzymgekoppelten Antikörper detektiert. Beim sog. Sandwich-ELISA wird ein Fänger-Antikörper auf die Oberfläche gebunden, bevor dieser das nachzuweisende Antigen bindet und welches selbst durch den Detektionsantikörper nachgewiesen wird. In beiden Fällen ist das Ergebnis ein Antigennachweis [7].

Antigennachweise: Nachweis von viralem Protein auf Basis respiratorischer Probenmaterialien. Die WHO rät derzeit noch zur Verwendung außerhalb von Forschungsprojekten ab [6].

 

Impfstoffherstellung

Die Gensequenz des Virus ist bereits seit Anfang des Jahres bekannt. Aus der Aminosäurenabfolge allein lässt sich jedoch keine Aussage über die Funktion und die Schwachstellen des Virus treffen. Mittels der Proteinkristallografie können Proteine mit einem intensiven Röntgenlaser durchleuchtet werden (bspw. Anlage BESSY II, Helmholtz-Zentrum Berlin) und anschließend computertechnisch rekonstruiert und räumlich berechnet werden. Die virale Hauptprotease Mpro/3CLpro ist an der Vermehrung des Virus beteiligt und gilt nun als dreidimensional entschlüsselt [1, 2].

Bei der Herstellung eines Impfstoffes setzt die Mehrheit der Forscher dabei auf ein neuartiges Verfahren, das der klassischen Viren-Vermehrungs-Abschwächungs-und-Injektionstaktik zeitaufwandstechnisch einen großen Schritt voraus ist. Das Verfahren benötigt keine Monate zur Virenvermehrung. Die RNA-Informationen eines isolierten Coronavirus-Partikels werden in einen Abschnitt mRNA gespeichert, der daraufhin einem Menschen verabreicht werden kann. Der Körper stellt daraufhin Antikörper und T-Zellen gegen dieses Virus her. Die klinische Phase II der Zulassung bspw. eines Impfstoffes von CureVac aus Tübingen soll im Herbst diesen Jahres starten [9].

Der Link unter [8] gibt einen hervorragenden Überblick über aktuell laufende Studien und Projekte von Unternehmen und Forschungseinrichtungen zur Herstellung eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2.

 

Weiterführende Links für die Interessierten unter Euch:

[1] https://www.helmholtz-berlin.de/pubbin/news_seite?nid=21204;sprache=de;seitenid=50730 (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[2] https://science.sciencemag.org/content/368/6489/409 (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[3] https://www.br.de/nachrichten/wissen/coronavirus-die-suche-nach-neuen-sars-cov-2-schnelltests,RrQlHxe (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[4] Dashboard des RKI: https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4 (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[5] https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/technical-guidance/laboratory-guidance (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[6] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html#doc13490982bodyText4 (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[7] https://www.amboss.com/de/wissen/Biochemische_Labormethoden (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[8] https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/impfstoffe-zum-schutz-vor-coronavirus-2019-ncov (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)

[9] https://www.curevac.com/de/covid-19 (Zuletzt aufgerufen am 30.4.20)