Inhaltspezifische Aktionen

... Ziel ist Verfahren für frühe Diagnostik, Giessener Anzeiger, 30.05.2007

Gemeinsame Forschung im Kampf gegen die Paratuberkulose beim Rind: Prof. Michael Bülte, Prof. Klaus Doll, Prof. Rolf Bauerfeind, und Privatdozent Dr. Christian Menge (von links). Bild: Docter

Veterinärmediziner der JLU erhalten für Forschungsprojekt zur Paratuberkulose bei Rindern rund 1,1 Millionen Euro,

GIESSEN (fod). Dass Rinder an Paratuberkulose erkranken können, ist schon lange bekannt. Doch erst seitdem vermutet wird, dass ein Zusammenhang mit Morbus Crohn, einer noch unheilbaren Darmerkrankung beim Menschen, besteht, ist die Forschung ins Rollen gekommen. Davon profitieren jetzt auch Veterinärmediziner der Justus-Liebig-Universität (JLU), die für ihr im Rahmen des Gießener Schwerpunktes "Mensch-Ernährung-Umwelt" laufendes Forschungsprojekt zu Krankheitsrisiken durch Lebensmittelprodukte Drittmittel von fast 1,1 Millionen Euro erhalten. Geldgeber ist das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. 920000 Euro sind dabei für die Verbesserung der Frühdiagnostik von Paratuberkulose bei jungen Rindern vorgesehen, wobei der Erreger der Krankheit ein alter Bekannter ist, das Myobacterium avium, Subspezies paratuberculosis, von Veterinären abgekürzt als MAP bezeichnet. "Bis zu sechs, sieben Jahren lang können von dem Erreger befallene Tiere völlig unauffällig bleiben", erklärt Prof. Klaus Doll, Inhaber der Professur für Krankheiten der Wiederkäuer, im Gespräch mit dem Anzeiger. Und so seien rund 30 Prozent des gesamten Rinder-Bestandes, unabhängig von der jeweiligen Rasse, betroffen. "Bei infizierten Tieren kann man nichts mehr ausrichten", weiß Privatdozent Dr. Christian Menge vom Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere. Denn der Erreger ziehe sich so weit in bestimmte Zellen des Abwehrsystems, die Makrophagen, zurück, dass auch Antibiotika nicht ausreichten, um ihn zu vernichten. Als Folge der Infektion magern die Tiere ab, bekommen Durchfall und die Milch-Leistung geht stark zurück, sodass kein anderer Ausweg als die Tötung bleibt, beschreibt Doll. "Das Problem ist, dass es noch keine Möglichkeit gibt, eine Infektion frühzeitig zu entdecken", betont Prof. Michael Bülte, Leiter des Instituts für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde. Nach dem, was man bisher wisse, ziehen sich die Rinder die Infektion bereits in den ersten Lebenstagen zu. "Es gibt Hinweise darauf, dass der Erreger über das Bullensperma übertragen wird." Doch mehr als Vermutungen bestehen nicht. Deshalb soll im Rahmen des Projektes, dem als vierter Experte Prof. Rolf Bauerfeind (Professur für Tierseuchenbekämpfung und Zoonosen) vorsteht, nun ein Verfahren zur Frühdiagnostik innerhalb der ersten drei Lebensmonate eines Kalbes gefunden und etabliert werden.

Doll und seinen Mitarbeitern fällt dabei die Aufgabe zu, infizierten Tieren vom Erreger befallenes Gewebe per Biopsie, also durch einen minimal-invasiven Eingriff, zu entnehmen, woraus danach Prof. Bültes Team mittels hochspezialisierten Methoden die genetische Information des Erregers isoliert, bevor sich Bauerfeind und Menge dann der Untersuchung von entstandenen Antikörpern und anderen Mechanismen der Immunabwehr widmen, um Antworten zu erhalten, was auf molekularer Ebene beim Ausbruch von Paratuberkulose geschieht und wo diagnostische Verfahren ansetzen könnten.
Neben dem Forschungsprojekt der Veterinärmediziner, dem als Kooperationspartner die Transmit Gießen angehört, besteht eine Vernetzung zu Ärzten des Zentrums für Innere Medizin des Universitätsklinikums um Prof. Elke Roeb. Dort wird untersucht, ob der Paratuberkulose-Erreger MAP auf den Menschen übergeht und möglicherweise Morbus Crohn auslöst. Laut Bülte stehe MAP, das auch schon in Säuglingsnahrung gefunden worden sei, seit längerem in Verdacht, diese chronisch-entzündliche Darmerkrankung zu verursachen. Für ihre eigene Forschung erhalten die Humanmediziner zusätzlich 274000 Euro an Fördermitteln.