Inhaltspezifische Aktionen

Katharina Wolf

Katharina Wolf

Geschichtswissenschaftlerin
Justus-Liebig-Universität Gießen | Landesarchiv Wiesbaden

Katharina Wolf ist Doktorandin am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Hessischen Landesarchiv. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte der internationalen Kinderwohlfahrt, Kindheitsgeschichte, Geschlechtergeschichte sowie Mediengeschichte. In ihrem Promotionsprojekt beschäftigt sie sich mit internationaler Kinderhilfe nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel von Gründungs- und Internationalisierungsprozessen des Vereins 'SOS-Kinderdorf'. Der Fokus liegt dabei auf Argumentationsmustern rund um Begriffe der Kindheit und Familie sowie den daran anknüpfenden Hilfspraktiken.
Von 2018 bis 2023 koordinierte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) das Angebot des Teaching Centres zur hochschuldidaktischen Weiterbildung sowie das Predoctoral Programme for the Study of Culture, das sich an promotionsinteressierte Studierende richtet. Im Wintersemester 2022/23 war sie mit ihrem Promotionsprojekt Fellow am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Sie hatte Lehraufträge an den Universitäten in Gießen und Mainz und arbeitet im Forschungsnetzwerk PRiNa zu Politiken der Reproduktion. Vor ihrer Zeit als Doktorandin hat sie Geschichte, Deutsch, Philosophie und Soziologie an den Universitäten Mainz und Istanbul studiert.

ORCID: https://orcid.org/0000-0001-7067-691X
Katharina.Wolf

Promotionsprojekt

Vom Tiroler "Kinderdorf" zur internationalen "Entwicklungshilfe". Kinderhilfe und Gesellschaftsvisionen, 1945-1979
Betreuer*innen: Prof. Dr. Katharina Stornig (JLU Gießen); Prof. Dr. Johannes Paulmann (IEG Mainz)

Das kulturgeschichtliche Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit internationaler Kinderhilfe nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel von Gründungs- und Internationalisierungsprozessen des Vereins SOS-Kinderdorf. Der Fokus liegt dabei auf Argumentationsmustern rund um Begriffe der Kindheit und Familie sowie den daran anknüpfenden Hilfspraktiken.

Das Vereinsnetzwerk SOS-Kinderdorf wurde 1949 unter dem Eindruck der unmittelbaren Nachkriegszeit zur Aufnahme von Waisen im österreichischen Tirol gegründet. Als besonderes Merkmal der Organisation ist unter anderem ihre geschlechtsspezifische Strukturierung hervorzuheben: Kinder wurden von "Berufsmüttern" in eigens gebauten Dörfern betreut, deren Vorsitz ein männlicher "Dorfleiter" innehatte. Damit sollte den Kindern in Abgrenzung zu zeitgenössischen Heimmodellen eine "Familienstruktur" geboten werden. Ab den 1950er Jahren wurde SOS-Kinderdorf zunehmend international tätig und stellt heute ein weltweit aktives Netzwerk dar, das sich als nichtstaatliche, unabhängige und überkonfessionelle Hilfsorganisation für Kinder in Not ausweist. 

Das Projekt fragt danach, warum und auf welche Weise sich ‚westliche‘ institutionelle Hilfe für Kinder internationalisierte. Ausgehend von deren lokalen Etablierung soll der Prozess der Internationalisierung auf sich wandelnde Begriffe von Hilfe, Kindheit und Hilfsbedürftigkeit geprüft und an spezifische Interessengruppen geknüpft werden. Das Dissertationsvorhaben kombiniert Analysen auf der Ebene des öffentlichen medialen Diskurses, auf der Ebene organisationsinterner Kommunikation der Mitarbeitenden sowie auf institutionell-struktureller Ebene und zeigt, wie das Konzept von Kinderhilfe durch komplexe Motiv- und Interessenlagen von Staaten, Organisationen und Personen strukturiert wurde. Kinderhilfe ist demzufolge als historisches Phänomen in seinem kulturellen, sozialen und politischen Kontext zu untersuchen. Essentiell sind hierbei die Identifizierung und Analyse von vermeintlich universell gültigen Vorstellungen von Familie, Kindheit und Fürsorge in Narrativen und Praktiken.

Ehrenämter, Funktionen in [universitären] Organisationen, gesellschaftliches Engagement

  • Mitglied im International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC)

  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teaching Centre des GCSC (Koordination)

  • Vorstandsarbeit im Bildungsnetzwerk Mainz e.V.
Veröffentlichungen

 

Aufsätze in Sammelbänden und Zeitschriften

Wolf, Katharina (2022): Zum Wohle des Kindes? Kindesbedürfnisse als Argumente in Politiken der Reproduktion. In: Fröhlich, Marie; Schütz, Ronja; Wolf, Katharina (Hg.): Politiken der Reproduktion. Umkämpfte Forschungsperspektiven und Praxisfelder (= Gender Studies), Bielefeld: transcript, S. 127–146.
Wolf, Katharina; Fröhlich, Marie; Schütz, Ronja (2022): Politiken der Reproduktion – Eine Annäherung. In: Fröhlich, Marie; Schütz, Ronja; Wolf, Katharina (Hg.): Politiken der Reproduktion. Umkämpfte Forschungsperspektiven und Praxisfelder (= Gender Studies), Bielefeld: transcript, S. 11–44.
Wolf, Katharina (2022): Mutterschaft als Berufsfeld. In: Lisa Yashodhara Haller, Alicia Schlender (Hg.): Handbuch Feministische Perspektiven auf Elternschaft. Leverkusen-Opladen: Verlag Barbara Budrich, S. 179–192.
Stornig, Katharina; Wolf, Katharina (2020): Parenthood as Aid: "Fathers", "Mothers" and International Child Welfare fom the late 1940s to the 1970s. In: Esther Möller, Johannes Paulmann and Katharina Stornig (Hg.): Gendering Global Humanitarianism in the Twentieth Century. Practice, Politics and the Power of Representation (Palgrave Macmillan Transnational History Series). London: Palgrave Macmillan, S. 221–254. (Link)

 Herausgeber:innenschaften 

Fröhlich, Marie; Schütz, Ronja; Wolf, Katharina (Hg.) (2022): Politiken der Reproduktion. Umkämpfte Forschungsperspektiven und Praxisfelder (= Gender Studies), Bielefeld: transcript.
Tiborra, Jana; Wolf, Katharina (Hg.) (2022): In_Visibilities. On_Culture 13.

Rezension und Tagungsbericht

Wolf, Katharina (2017): Tagungsbericht: Gender & Humanitarianism: (Dis-)Empowering Women and Men in the Twentieth Century, 29.06.2017–01.07.2017, Mainz. In: H-Soz-Kult, 28.09.2017. (hier » abrufbar)
Wolf, Katharina (2016): Kulturalisierung und Popularisierung von Geschlecht. Rezension von:Langenohl, Andreas und Anna Schober (Hg.): Metamorphosen von Kultur und Geschlecht. Genealogien, Praktiken, Imaginationen. Paderborn: Fink. In: KULT_online 54 »

Weiteres

Haller, Lisa Yashodhara; Wolf, Katharina (2023): Finanzierung von Familien neu denken: Kindergrundsicherung und Elterngeld. Policy Paper in der Reihe "Körper, Kinder, Kassensturz – Handlungsempfehlungen zum Koalitionsvertrag". Heinrich-Böll-Stiftung in Kooporation mit PRiNa - Politiken der Reproduktion, interdisziplinäres Nachwuchsforscher*innennetzwerk (Hg.). (hier » abrufbar)

Wolf, Katharina (2023): "Vom Tiroler 'Kinderdorf' zur 'internationalen Entwicklungshilfe'", Poster im Kontext der Posterausstellung zum 54. Historikertag Leipzig 2023, <https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/posterausstellung2023_wolf>.