24.05.12: Lesung mit Kolja Mensing "Die Legenden der Väter"

Die Legenden der Väter. Lesung mit Kolja Mensing 24. Mai 2012

Die Geschichte mittel- und osteuropäischer (Zwangs-)arbeiter und Soldaten während des und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist in Deutschland lange verdrängt worden. Diese Tabuisierung galt auch für direkt betroffene Familien. Angesichts des negativen Slavenbildes vieler Deutscher stellte es häufig eine Art Selbstschutz dar, konkrete Erfahrungen weder zu thematisieren noch innerhalb der Familie offensiv weiterzugeben. Oftmals ergab sich erst in der „Generation der Enkel" die Möglichkeit, aber auch das Interesse, auf konkrete Spurensuche zu gehen. Kolja Mensing zeigt in seiner autobiographischen Erzählung, wie sich im Laufe eines jahrelangen Prozesses das Bild seines abwesenden Großvaters immer wieder verändert, ohne dass er sich auf eine eindimensionale Charakterisierung nach dem Gut/Böse-Schema einlässt.

Die Gießener Veranstaltung sieht sich an der Brücke zwischen Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit und setzt eine Linie fort, die bereits mit anderen Schriftstellern (z.B. Andrzej Stasiuk, Juryj Andruchowytsch) begonnen worden ist. An eine Verknüpfung mit universitären Veranstaltungen, insbesondere an das Proseminar zu Geschichte und Belletristik von Dr. Markus Krzoska und Mariusz Kaczka, den Mitarbeitern des Historischen Instituts – Osteuropäische Geschichte, ist gedacht. Gleiches gilt für die Verbindung zu dem Drittmittelprojekt "Displaced Persons in Mittelhessen" über ehemalige ukrainische Zwangsarbeiter in der hessischen Region.

Moderation: Dr. Markus Krzoska 

Die Lesung ist im Rahmen des gemeinsamen Förderprogramms "Grenzgänger" der Robert Bosch Stiftung und des Literarischen Colloquiums Berlin e.V. mit Unterstützung des Gießener Zentrums Östliches Europa (GiZo) organisiert.