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Lehramtsstudierende absolvieren erstmals Hybridpraktikum an der Theodor-Heuss-Schule in Wetzlar [6. Mai 2021]

Die Theodor-Heuss-Schule in Wetzlar bietet erstmals ein Praktikum für Lehramtsstudierende an, bei dem diese trotz Corona Unterrichtserfahrung sammeln können.

Ein Gastbeitrag von Carolin Keßler

Ein Praktikum sollte immer dazu dienen, erlernte theoretische Inhalte mit praktischen Erfahrungen zu ergänzen und mit Haut und Haar in einen Beruf einzutauchen. Gerade der Beruf des Lehrers bzw. der Lehrerin erfordert sehr vielfältige Rollen: Man ist zunächst Didaktikerin bzw. Didaktiker, Lernbegleiterin oder Lernbegleiter und Fachexpertin oder Fachexperte, darüber hinaus aber auch Motivationscoach, Psychologin oder Psychologe, Organisatorin bzw. Organisator, Problemlöserin oder Problemlöser und seit neuestem auch IT-Spezialistin bzw. -Spezialist.

Um sich im ersten Ausbildungsabschnitt auf diese Anforderungen vorzubereiten, sieht die Studienordnung an den Universitäten zwei Pflichtpraktika vor. Die Studentinnen und Studenten besuchen in ihrem Fachpraktikum für fünf Wochen den Unterricht an einer Schule in ihren Fächern. Sie beobachten, sie analysieren und sie probieren sich im eigenen Unterrichten aus. Doch bekanntlich ist in Coronazeiten vieles anders - was nicht bedeutet, dass man nicht auch kreative neue Ideen finden kann. Eine neue Idee der Theodor-Heuss-Schule Wetzlar ist die Hospitation über ein sogenanntes Hybridpraktikum. Die Schule ermöglicht es den Praktikantinnen und Praktikanten, virtuell am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen, sei es, der Unterricht findet in Präsenz oder in Distanz statt oder sogar in einer Kombination aus beidem. Dafür bekommen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen begrenzten Zugang zur Lernplattform IServ, welche die THS und andere Schulen des Lahn-Dill-Kreises für den Unterricht nutzen. Hiermit ist es u. a. möglich, über Videoübertragung von zu Hause aus in das Klassenzimmer zugeschaltet zu werden. Als einzige Schule im Landkreis ermöglicht die THS Wetzlar den Lehramtsstudierenden so, den Lehrerinnen und Lehrern live über die Schulter zu schauen.

Das erste Hybridpraktikum fand in diesem Frühjahr mit 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der JLU Gießen und der Hochschule Fulda statt. Das Kennenlernen zwischen Betreuerinnen und Betreuern sowie Nachwuchslehrkräften wurde coronakonform online abgehalten. Die Praktikumsbetreuerin an der THS, Steffi Thomas, informierte die Praktikantinnen und Praktikanten in einer Einführungsveranstaltung über die Bildungsangebote der THS und zeigte in einem virtuellen Rundgang durch die Schule alles Wissenswerte und Spannende im Schulalltag. In den folgenden fünf Wochen übernahmen die Mentorinnen und Mentoren die Betreuung der jeweiligen Praktikantinnen und Praktikanten, ließen sie an ihrem und dem Unterricht ihrer Kolleginnen und Kollegen virtuell teilnehmen und auch erste eigene virtuelle Unterrichtskonzepte erstellen und durchführen.

Den Nachwuchslehrkräften wurde schnell klar, dass digitales Lernen besondere Anforderungen an sie stellt. So ist vieles, was in einem normalen Unterricht selbstverständlich ist, online nicht möglich, wie etwa die Kontrolle von Gruppenarbeiten durch einfaches Herumgehen im Klassenraum. Und auch der spontane Austausch zwischen Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern, die kleinen motivierenden Kommentare, die Tipps im Vorbeigehen, kleine Gesten, denen man sonst kaum Beachtung schenkt, werden nun vermisst. Außerdem wurde vielen hier zum ersten Mal richtig bewusst, in welch zahlreichen Bereichen man als Lehrerin bzw. Lehrer Expertin bzw. Experte sein muss, um die passenden digitalen Methoden zu den Lerninhalten zu finden. Hier konnte das Hybridpraktikum sowie das an der THS regelmäßig stattfindende Mediencafé Antworten geben. Darin stellen Lehrerinnen und Lehrer der THS, die 2020 als DIGITALE SCHULE ausgezeichnet worden ist, ihren Kolleginnen und Kollegen neue Online-Tools vor, erklären deren Handhabung und technische Voraussetzungen. So konnten seitens der Nachwuchslehrkräfte digitale Tools zu Umfragen oder Erklärvideos ausprobiert werden, was diese als wertvollen praktischen Erfahrungsgewinn bewertet haben.

Die Praktikantinnen und Praktikanten waren sich einig, dass man Probleme und Chancen des aktuellen Unterrichts am besten durch das eigenständige Ausprobieren erkennt. Sie haben das Hybridpraktikum erfolgreich dazu genutzt, um Sicherheit hinsichtlich der Eignung für ihren Berufswunsch zu gewinnen und meldeten der Schule zurück, wie gut es war, diese Gelegenheit an der THS bekommen zu haben. Das digitale Unterrichten hautnah kennenzulernen, eröffnete ihnen moderne Lernwelten: „Es ist eine sehr interessante Erfahrung, zu sehen, wie die THS die Zeit des Distanzlernens gestaltet. Sie bietet schon jetzt viele Chancen für die digitale Zukunft, in der digitales Lernen sicher nicht mehr wegzudenken ist.“